
In dem autobiografisch inspirierten Stück beschreibt Jelinek, wie die „Diener des Staates“ ihre Wohnung durchsuchen, um nachzuweisen, ob sie als Schriftstellerin in Deutschland steuerpflichtig sei. Die Beamten durchkämmen die Wohnung, dringen in ihre Intimsphäre ein. Persönliche Dokumente werden besichtigt, private E-Mails gelesen, Festplatten geprüft und Rechnungsbelege kritisch beäugt. Diese unfreiwillige Inventur ihrer persönlichen „Lebenslaufbahn“ nimmt Jelinek zum Anlass, um politische Ungerechtigkeiten auf mehreren Ebenen anzuklagen. In ihrem bisher persönlichsten Text ruft Elfriede Jelinek ihre jüdischen Vorfahren väterlicherseits in den Zeugenstand, die durch das menschenfeindliche Verwaltungssystem des nationalsozialistischen Regimes verfolgt wurden. Zugleich spannt sie, entlang von Assoziationen und Wortspielen, einen großen Bogen zum entfesselten Finanzkapitalismus der Gegenwart. Mit den Mitteln ihrer gewaltigen Sprachkunst holt Elfriede Jelinek ihrerseits zu einem literarischen Ermittlungsverfahren gegen legale Steueroasen, globale Geldströme und die Gier des großen Kapitals aus.
Die Regisseurin Sara Ostertag zählt zu den erfolgreichsten Theaterkünstlerinnen Österreichs und ist bekannt für ihre bildstarke, genrefluide Ästhetik. Mit dem Landestheater Niederösterreich ist sie durch mehrere gemeinsame Produktionen, zuletzt die bejubelten Uraufführungen von „Die größere Hoffnung“ und „Dunkelblum“, verbunden. Erstmals bringt Sara Ostertag mit dem Ensemble des Landestheaters und eigens komponierter Musik einen Theatertext von Elfriede Jelinek auf die Bühne.
Inszenierung Sara Ostertag
Bühne Nanna Neudeck
Kostüme Prisca Baumann
Musik Mona Matbou Riahi
Dramaturgie Thorben Meißner
Mit Bettina Kerl, Julia Kreusch, Laura Laufenberg, Julian Tzschentke, Mona Matbou Riahi (Live-Musik)
nächste Vorstellung: Fr 30.05.25 | 19:30 | Großes Haus (zum letzten Mal bereits in der aktuellen Saison,