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Uraufführung: "Der blinde Passagier" von Maria Lazar im Düsseldofer Schauspielhaus

Es war eine kleine Sensation, als Ende 2022 zahlreiche unveröffentlichte Romane, Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke der Wiener Schriftstellerin Maria Lazar in einer verschlossenen Kiste in England gefunden und der Österreichischen Exilbibliothek übergeben wurden. 1895 geboren, zählte Lazar zu den prägenden Autor:innen der Wiener Moderne, emigrierte als Jüdin jedoch schon 1933 gemeinsam mit Bertolt Brecht und Helene Weigel nach Dänemark und geriet als Exilantin bereits zu Lebzeiten in Vergessenheit.

 

Copyright: Thomas Rabsch

»Der blinde Passagier« spielt im Winter 1938 an Bord eines dänischen Küstenfrachters, der im dichten Nebel vor einem deutschen Hafen auf Reede liegt. Kurz bevor der Anker gelichtet wird, taucht im eiskalten Wasser plötzlich ein Schwimmer auf. Carl, der Sohn des Kapitäns, bewahrt ihn vor dem sicheren Tod und versteckt den Unbekannten kurzerhand im Frachtraum. Er entpuppt sich als jüdischer Arzt auf der Flucht vor den Nationalsozialisten. Doch lange lässt sich die Anwesenheit des blinden Passagiers auf dem kleinen Boot nicht verheimlichen …

Am politischen Vorabend des Zweiten Weltkriegs erzählt Maria Lazar atmosphärisch verdichtet und nervenaufreibend zu verfolgen, wie die vierköpfige Schiffsbesatzung auf die Rettung des Fremden reagiert, der sie bei den deutschen Behörden in allergrößte Gefahr bringen kann. Bald stellt sich die Frage nach individueller und kollektiver Verantwortung – damals wie heute. Regie führt Laura Linnenbaum, die am D’haus u. a. »Der Besuch der alten Dame«, »Maria Stuart« und »Trauer ist das Ding mit Federn« inszeniert hat.

Die Autorin Maria Lazar
Beinahe in Vergessenheit geraten war die österreichische Autorin Maria Lazar (1895-1948), bis ihr Nachlass 2022 in England wiederentdeckt wurde. Als Jüdin bereits 1933 gemeinsam mit Bertolt Brecht und Helene Weigel nach Dänemark emigriert, verfasste Lazar am politischen Vorabend des Zweiten Weltkriegs mit »Der blinde Passagier« eine eindrückliche Parabel über Zivilcourage, die von der Rettung eines jüdischen Flüchtlings an Bord eines kleinen Küstenfrachters erzählt. Die Regisseurin Laura Linnenbaum spricht mit dem Wiener Verleger Albert C. Eibl und Dramaturg Stijn Reinhold über die Düsseldorfer Uraufführung und das literarische Vermächtnis Lazars.

Besetzung
Hartmann Mila Moinzadeh
Nina Fnot Taddese
Carl, ihr Bruder Michael Fünfschilling
Jörgen, ihr Verlobter Florian Lange
Petersen, ihr Vater Rainer Philippi
Die Mutter Minna Wündrich

Regie Laura Linnenbaum
Bühne Daniel Roskamp
Kostüm Philipp Basener
Musik David Rimsky-Korsakow
Licht Jean-Mario Bessière
Dramaturgie Stijn Reinhold

Termine
Sa, 07.06. / 20:00
Do, 12.06. / 19:00
18:15 Einführung
Fr, 04.07. / 20:00

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