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überGehen - Eine Projektreihe zu Lebensgrenzen, Todesbildern und Abschiedskultur - Schlosstheater Moers

ab 2. Februar 2012. -----

Der Tod anderer, der Tod fiktiver, fremder oder Spiel-Figuren ist allgegenwärtig in Nachrichten, Filmen und PC-Games – in seltsamen Gegensatz zu seiner Abwesenheit in unserem Leben, in unserer Gemeinschaft.

Es scheint, als sei die mediale Allgegenwärtigkeit des Todes verbunden mit der Verbannung des Sterbens aus unserem Alltag. Im wirklichen Zusammenleben werden Tod und Sterben an den Rand, ins Off, in Kliniken und Hospize und damit aus dem Sichtfeld des gesellschaftlichen Alltags gedrängt. Die Begegnung mit Sterbenden nimmt uns die Sprache. Doch je mehr wir den Tod lauthals verdrängen, desto deutlicher zeigt sich unsere Angst vor den Erfahrungen mit Sterben und Tod.

Der Tod ist das am stärksten allgemeine und zugleich individuellste Phänomen der menschlichen Existenz. Dem Tod entkommt niemand, ihn teilen alle Menschen miteinander. Und zugleich ist das Sterben der vielleicht persönlichste Moment eines Menschen, seine letzte und eigenste Erfahrung.

 

Das Schlosstheater Moers setzt sich in der Projektreihe „überGehen“ mit Lebensgrenzen, Todesbildern und Abschiedskultur auseinander, um mit dem theatralen Rechercheprojekt „Elefant im Raum“ (Uraufführung am 2. Februar 2012), der Uraufführung des Romans „Todesstation“ von Susan Sontag (Premiere am 22. März 2012), der Ausstellung „Ein Koffer für die letzte Reise“ (Eröffnung am 16. März 2012), einer Mal- und Schreibwerkstatt für Kinder und Jugendliche sowie Vorträgen, Diskussionen und Workshops ein tabuisiertes Thema mit künstlerischen Mitteln in den öffentlichen Diskurs zu bringen. Dabei gewährleistet die Kooperation u.a. mit dem Verein „OMEGA – Mit dem Sterben leben e.V.“, dem Düsseldorfer Kinderhospiz „Regenbogenland“, sowie Kliniken, regionalen Wohlfahrtsverbänden, Kirchen und weiteren sozialen Einrichtungen ein Netzwerk, das dem Projekt und den begleitenden Veranstaltungen eine breite, soziale Basis gibt.

 

Programm

 

„Elefant im Raum – Ein Projekt zum Überleben“ heißt die Uraufführung am 2. Februar um 19.30 Uhr in der Regie von Barbara Wachendorff, die 2005 für ihre Inszenierung mit demenziell veränderten Menschen für den deutschen Theaterpreis „Der Faust“ nominiert wurde. Sie öffnet diesmal zusammen mit den Ensemblemitgliedern Katja Stockhausen und Matthias Heße und dem Schlosstheater-Team einen sensiblen Raum für die Erfahrungen, Hoffnungen und den großen Lebensmut von jungen Menschen, die als Kinder oder Jugendliche lebensbedrohlich erkrankt waren oder es noch sind. Das Stück entstand aus Interviews, einige junge Menschen spielen auch mit, auf der Bühne und per Video. Aus der Auseinandersetzung mit Fragen von Leben und Tod ist ein Stück geworden, das eindeutig im Leben steht – und von ganz großer Kraft und Lebensbejahung erzählt.

 

Am 3. Februar ist um 18 Uhr im Studio eine Lesung aus dem Tagebuch von Meike Schneider, „Ich will mein Leben tanzen“ und dem Buch „Wenn das Leid, das wir tragen, den Weg uns weist“ von Anne und Nikolaus Schneider zu erleben. Meike Schneider lässt uns in ihren Rundmails und Notizen Teil haben an ihrem Kampf mit der Leukämie, ihren Fragen an Gott und das Leben – und ihren Freuden. Ihr Text ist traurig – und zugleich voller Kraft. Ihre Eltern, Anne und Nikolaus Schneider, gewähren in ihrem Buch Einblick in ihren Umgang mit dem Sterben ihrer Tochter – und in ihre Hoffnung.

Wir freuen uns sehr, für die Inszenierung der Lesung den Regisseur Roger Vontobel gewonnen zu haben, der 2010 mit dem deutschen Theaterpreis „Der Faust“ ausgezeichnet wurde. Lesen werden Kinga Prytula, Marieke Kregel und Patrick Dollas, begleitet von Achim Tang am Bass.

 

Um 20 Uhr trifft dann Klaus Bremen Schwester Mediatrix Nies zu einem Gespräch über „Lebens-Glück und Todesblick“, in dem weltliche und christliche Perspektiven aufeinandertreffen – und Wege des „Übergehens“ in unserer Gesellschaft diskutiert werden.

 

Am Samstag, 4. Februar, zeigen von 16 bis 19 Uhr medizinische und soziale Institutionen und Einrichtungen aus der Region ihre Angebote – und bieten Möglichkeiten zur Beratung an. Beim „Info-Forum Leben am Lebensende“ in der Kantine des alten Neuen Rathauses, Eingang gegenüber vom Studio des Schlosstheaters, gibt es Informationen u.a. zu Patientenverfügungen, speziellen Wohneinrichtungen, Sterbebegleitung und Trauerarbeit. Mit dabei sind das Düsseldorfer Kinderhospiz „Regenbogenland“, die Klinik für Kinder-Onkologie der Uniklinik Düsseldorf, der Verein OMEGA – mit dem Leben sterben, der Caritasverband Moers-Xanten, das Willy-Brandt-Haus der AWO, das Diakonische Werk Kirchenkreis Moers, der AHA Hospizdienst Kamp-Lintfort und die Begegnungsstätte Haus am Schwanenring in Moers. Das Ensemble begleitet das Forum mit Lesungen – um 19.30 Uhr schließt dann die zweite Vorstellung von „Elefant im Raum“ an.

 

Am Sonntag, 5. Februar, gewährt die Dokumentarfilmerin Christiane Voss um 11.30 Uhr im Schloss mit ihrem Film „ENDLICH – Das Bestattungswesen in Film und Gespräch“ Einblick in eine meist ungesehene Welt. Im Anschluss trifft sie den Moerser Bestatter Karl Schumacher zum Gespräch.

 

Diese Programmpunkte bilden den Auftakt, die Kampagne geht von diesem Startpunkt aus auf vielfältige Weise weiter – alle Infos finden Sie im Programmbuch unter

www.schlosstheater-moers.de/uebergehen.

 

Die Karten für die Vorstellungen von „Elefant im Raum“ kosten den üblichen Preis, der Eintritt beim Info-Forum ist frei – zu allen Vorträgen, Lesungen und Filmen beträgt der Eintritt 5 Euro.

 

Karten gibt es unter 02841-8834110 und www.schlosstheater-moers.de.

 

 

 

 

 

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