10 japanische Kunstschaffende, u.a. mit Mitgliedern aus den auch in Deutschland bekannten Tanzkompanien Dump Type und Baneto, haben sich für die Multimedia-Performance "true" zusammengeschlossen, die am 3.10.2009 als deutsche Erstaufführung im Tanzhaus NRW zu sehen war. In neun Szenen (Einleitung, Wissenschaft, Musik, Leibeserziehung, Sprachfertigkeit, Gesellschaftsstudien, Entwurf, Mathematik, Überleben) beschäftigen sich zwei Akteure 70 Minuten lang mit Formen der Wahrnehmung; wie und was wir wahrnehmen und ob unsere Wahrnehmung den Tatsachen entspricht, also "wahr" ist. Gleichwertig neben den Aktionen der beiden Performer ist dabei das technisch aufwendige Lichtdesign zu sehen.
Zunächst ohne Musik beschäftigt sich ein Tänzer mit den Einrichtungsgegenständen, die sich auf einem massiven rechteckigen Holztisch befinden. Auf dem Boden liegt ein Kaffeebecher, der sich nicht aufheben lässt. Als er sich mit einem Ruck löst, ertönt ein ohrenbetäubendes Geräusch. Zum Erstaunen des Protagonisten und der Zuschauer werden von nun an alle harmlosen Gegenstände bei Berührung ein inadäquates, grelles Geräusch auslösen, solange bis der Akteur sich diese Akustik zunutze macht und mit Hilfe eines Glases so etwas wie Musik erzeugt. Währenddessen besteigt der zweite Akteur in einem roten Plastikregenmantel ein Stahlgerüst. Dieser rote Regenmantel wird in einer weiteren Szene zum Hauptakteur, indem er durch reines rotes Licht seine Farbe in weiß verändert und durch grünes und blaues Licht in schwarz und damit alle Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Auch der massive Holztisch birgt Geheimnisse in sich. Als ein Gegenstand auf ihn abgestellt wird, löst sich plötzlich ein runder Holzblock aus ihm und stürzt krachend zu Boden. Im Verlauf des Abends lösen sich noch weitere Blöcke. Durch die entstandenen Löcher bewegen sich dann die beiden Performer, was wiederum nicht sehr überraschend ist. In weiteren Szenen spielt dann die Bühnenwand die Hauptrolle, auf der Schriftzüge z.B. Bezüge zwischen Farbspiel und Farbempfinden herstellen.
Die Inszenierung ist technisch sehr aufwendig konzipiert, allerdings dominiert die Technik zu stark über die beiden Akteure. Der choreographische Anteil kommt dabei leider etwas zu kurz. Inhaltlich vermag sich nicht recht ein Anliegen zu ermitteln, tiefere Einsichten in die Wahrnehmungslehre erschließen sich jedenfalls nicht. Und so fand "true" trotz der beeindruckenden technischen Spielereien beim Publikum nur mäßigen Anklang.
Künstlerischer Direktor, Licht: Takayuki Fujimoto (Dumb Type)
Choreografie, Tanz: Tsuyoshi Shirai (Baneto)
Choreografie, Text, Tanz: Takao Kawaguchi (Dumb Type)
Sound, Projektion, Programmierung: Dato Manabe
Sound, Video, Visual Design: Takuya Minami
Video, Programmierung: Satoshi Horii
Kostüme: Noriko Kitamura
Entwurf Tisch/Mechanismen: Seiichi Saito (rhizomatiks) und Motoi Ishibashi (DGN)
Myoelektrische Erfassung/Virbrationsmechanismus: Masaki Teruoka (VPP)