Der Name eines Menschen gibt an, wie alt er werden darf, aber es ist streng verboten, sein momentanes Alter zu nennen. Die Lebenserwartung bestimmt den Wert eines Menschen und teilt die Gesellschaft in Hohe und Niedrige. Ein Leben mit voraussehbaren Werdegängen, bis „Fünfzig“ das System in Frage stellt.
Für die Generationsübergreifende Theatergruppe des Theaters Osnabrück ist Canettis Gesellschaftskritik besonders interessant, da es auf absurde und komische Weise zum Nachdenken anregt. Die fiktive Diktatur scheint fernab unserer Realität zu sein. DIE BEFRISTETEN wurde 1952 noch in unmittelbarer Anlehnung an die Ereignisse des 2. Weltkrieges und dem Beginn des Kalten Kriegs geschrieben. Doch bei genauerem Hinsehen finden sich Ansätze davon auch in unserem heutigen Alltag, so z.B. die Diskussion über die zunehmende Überwachung des öffentlichen Raums, die Datenerfassung des einzelnen Bürgers. Was wiegt mehr: eine vermeintliche Sicherheit oder die Gefahr des Missbrauchs?
Canettis Sichtweise auf die Auswirkungen der fiktiven Diktatur beleuchtet das Alltägliche und das Handeln des Durchschnittbürgers. In seinem fiktiven Gesellschaftssystem erscheinen aufkommende Konflikte zwischen den unterschiedlichen Generationen unausweichlich.
Das Theater der Generationen beeindruckt bei der Erarbeitung des Stückes besonders die Erkenntnis, dass die Ungewissheit über den eigenen Todeszeitpunkt ein wichtiger Bestandteil des Lebens und der Lebensqualität ist.
Theaterpädagogik ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit des Theaters Osnabrück. Theaterpädagogik versteht sich allerdings nicht ausschließlich als Arbeit mit und für Kinder und Jugendliche. Das Theater Osnabrück arbeitet auch sehr bewusst generationsübergreifend. Unter der Leitung des Theaterpädagogen Jörn Glitzenhirn haben sich 16 Begeisterte im Alter von 14-70 Jahren zusammengefunden um gemeinsam Theater zu spielen.
Weitere Termine 17. und 28.05.08, 19.30 Uhr, emma-theater
08.06.08, 20 Uhr im Rahmen von „Theaterpädagogik trifft Osnabrück“, Haus 4, Hakenstr./ Katharinenkirche