Denn was das Meer an die Küste spült, das gehört nach altem Gesetz denen, die es finden. Dass diesem Gesetz durch das Legen falscher Leuchtfeuer nachgeholfen wird, stört die raubgierige und nach Besitz strebenden Gemeinschaft nur wenig. Das Gewissen wird durch Gebete erleichtert. Nur der Fischer Mark und Thirza, die Frau des Predigers Pascoe, stellen sich gegen dieses Gesetz und legen richtige Warnfeuer. Ihr Beschluss,
gemeinsam ihrer Liebe zu folgen und zu fliehen, wird von der Dorfgemeinschaft durchkreuzt. Als Verräter gebrandmarkt und zum Tode verurteilt werden Mark und Thirza in einer Höhle eingeschlossen und der steigenden Flut überlassen.
Mit STRANDRÄUBER schrieb die britische Komponistin Ethel Mary Smyth das wohl berühmteste ihrer insgesamt sechs Bühnenwerke nieder. Sie schuf damit ein packendes Stück Musikdrama, in dem Liebe und Gerechtigkeit der zerstörerischen Kraft der Eifersucht und der unermesslichen Gier nach
Besitz weichen müssen; und komponierte eine atmosphärisch dichte und ebenso romantische Tonsprache, in der lyrische Passagen, kraftvolle Chöre und dramatische Höhepunkte starke und hochemotionale Akzente setzen – ein Opernkrimi par excellence. Unter dem Titel STRANDRECHT kam das Werk 1906 in Leipzig zur Uraufführung und wurde vom Publikum stürmisch bejubelt. Einzig die Komponistin zeigte sich nicht zufrieden und zog die Oper wütend zurück. Doch trotz dieser Unstimmigkeit avancierte das Werk zu einem wichtigen Meilenstein in der Entwicklung der britischen Oper.
In Deutschland gelangten die STRANDRÄUBER bisher nur 1993 in Hagen in einer neuen deutschen Übersetzung zur Aufführung. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Uraufführung bearbeitete der Engländer Tony Burke das Stück und schuf eine Orchesterfassung, die den ursprünglichen Orchesterapparat wesentlich reduzierte, was es nun auch kleinen Opernhäusern möglich macht, dieses Werk zu spielen. Im November 2006 wurde diese Fassung von der Duchy-Opera in der Hall of Cornwall in Truro mit großem Erfolg erstaufgeführt. Nun ist es an der Zeit, diese selten gespielte Oper – in besagter neuer Orchestrierung und mit einem hochkarätigen Ensemble an Sängerdarstellern – auch in Deutschland für die Bühne wieder zu entdecken.
Musikalische Leitung: Carlos Spierer
Inszenierung: Kristina Wuss
Bühne und Kostüme: Lukas Noll
Mit: Ute Döring (Thirza)
Gesa Hoppe (Avis)
Henrietta Hugenholtz (Jack)
Monte Jaffe (Pascoe)
Dan Chamandy (Mark)
Matthias Ludwig (Lawrence)
John Carlo Pierce (Tallan)
Tomi Wendt (Harvey)
Philharmonisches Orchester Gießen
Chor, Extrachor und Statisterie des Stadttheater Gießen
Nächste Termine: 27. und 30. Mai, 9. und 21. Juni, 6. Juli 2007 | 19.30 Uhr | Großes Haus