Scènes de ballet schuf Frederick Ashton bereits 1948 für die damals noch Sadler's Wells Ballet genannte, seit Jahrzehnten zum Royal Ballet geadelte englische Elite-Compagnie. Bis zu seinem Tode sprach er von diesem Werk als seinem eigentlichen Meisterstück. Knappe 25 Minuten lang, besticht es durch eleganten, virtuosen klassischen Tanz, geistreich strukturiert zu Strawinskys frechem musikalischem Neoklassizismus. Im Mittelpunkt des glanzvoll ausgestatten Balletts – die brillantgeschmückten Damen in Tutus - stehen die Ballerina und ihr Kavalier, umspielt von einer Gruppe aus zwölf Tänzerinnen und vier Tänzern.
Zu fünf Walzern des Komponisten Johannes Brahms kreierte Ashton 1976 seine choreographische Miniatur als Hommage an Isadora Duncan. Die Ikone des modernen Tanzes brach die rigide Ballettästhetik ihrer Zeit auf, barfüßig und in einer dem griechischen Stil nachempfundenen Tunika, die sich nicht die Mühe machte, die Geheimnisse des weiblichen Körpers zu verbergen. Der Interpretin gibt Ashtons Werk Gelegenheit zu leidenschaftlichen Gefühlsexplosionen, die durch die klare Thematik der einzelnen Teile kontrolliert sind.
Der 1977 entstandene Frühlingsstimmen-Pas de deux, zum gleichnamigen Walzer von Johann Strauß, steht in seiner Dynamik den Five Brahms Waltzes in the Manner of Isadora Duncan in nichts nach. Dynamisch, temporeich und mit glanzvollen Hebungen choreographiert versetzt er den Zuschauer in Gala-Laune.
Kenneth MacMillans Lied von der Erde gehört heute zum unverzichtbaren Grundstock des internationalen Ballettrepertoires. Bereits bei der Uraufführung 1965 war klar, dass hier ein Meisterwerk von historischer Bedeutung vorlag. MacMillans choreographische Sprache beruht auf dem klassischen Tanz. Seine Choreographie wird eins mit dem lyrischen Gehalt in der Musik von Gustav Mahlers Lied von der Erde. Erzählerisch, ohne im traditionellen Sinn zu erzählen, verwandelt MacMillan Lieder wie "Von der Jugend" oder "Von der Schönheit" in kostbare Stimmungsbilder. Drei Figuren dominieren das Werk: eine Art Todesbote, genannt 'der Ewige', sowie 'die Frau' und 'der Mann'. MacMillan reflektiert in seinem Ballett zu Mahlers Musik Leben, Tod und Hoffnung auf Transzendenz.
In der Premiere tanzen Daria Sukhorukova und Maxim Chashchegorov die Hauptpartien in Scènes des ballet, als Isadora Duncan wird Séverine Ferrolier zu sehen sein, Ashtons Frühlingsstimmen interpretieren Lukáš Slavický und Gast Solistin Katherina Markowskaja. Lucia Lacarra, Tigran Mikayelyan und Marlon Dino tanzen, wie bereits 2007, 'die Frau', 'den Ewigen' und 'den Mann' im Lied von der Erde.
Es dirigiert Ryusuke Numajiri, einer der profilierten Opern- und Konzertdirigenten Japans, seit 2007 Musikdirektor der Biwako Oper Japan, außerdem international als Gast unter anderem beim Montreal Symphony Orchestra, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, der Sydney Symphony und dem Wiener Kammerorchester tätig. 2007 gab er sein Debut als Dirigent beim Bayerischen Staatsballett. Mezzo-Sopranistin Heike Grötzinger und Tenor Bernhard Berchthold sind die Gesangssolisten im Lied von der Erde.
Fr 23.12.11, 19.30 Uhr
Mi 28.12.11, 19.30 Uhr
Mi 04.01.12, 19.30 Uhr
Nationaltheater