Nur Zahlkellner Leopold sieht das anders: Er ist unglücklich verliebt in seine Chefin, die Rössl-Wirtin Josepha Vogelhuber, die aber ein Auge auf ihren Stammgast, Rechtsanwalt Dr. Siedler, geworfen hat. Dieser wiederum interessiert sich für Ottilie, Tochter des Berliner Trikotagenfabrikanten Giesecke. Dumm nur, dass Dr. Siedler ausgerechnet dessen Geschäfts-konkurrenten Sigismund Sülzheimer, der selbstverständlich auch im Rössl abgestiegen ist, in einem Patent-Streit rechtlich vertritt. Und da der Sigismund nichts dafür kann, dass er so schön ist, will er das Herz des schüchternen Klärchens mit dem charmanten S-Fehler erobern. Bei so einem Liebeschaos bedarf es schon einer ordnenden Hand „von oben“. Kaiser Franz Joseph höchstpersönlich nimmt sich der Sache an und lost alles in Wohlgefallen auf.
1929 treffen sich der Filmstar Emil Jannings und der Choreograph und Regisseur Erik Charell im Gasthaus «Weißes Rössl» am Wolfgangsee. Jannings erzählt von dem Lustspiel «Im weißen Rössl» von Oscar Blumenthal, in dem er 29 Jahre zuvor auf der Bühne gestanden und das nun fast in Vergessenheit geraten ist. Charell, der gerade in Berlin große Erfolge feiert, fordert noch in der Nacht das Textbuch an und ist schon bald überzeugt auf eine Goldader gestoßen zu sein. Er engagierte den versierten Hans Müller für das Libretto und Robert Gilbert, der schon mit Schlagern wie «Eine Freund, ein guter Freund» Furore gemacht hatte, für die Liedtexte. Mit der Komposition beauftragte Charell Ralph Benatzky, und da die Zeit drängte, bestellte er - ganz nach Revue-Manier – bei anderen Komponisten Einlagen für das «Weiße Rössl». Robert Stolz lieferte die Tanzschlager «Die ganze Welt ist himmelblau» und «Mein Liebeslied muss ein Walzer sein». Bruno Granichstaedten schrieb mit dem wienerisch-resignativen Lied des Leopold «Zuschaun kann i net» seinen letzten großen Schlager.
Am 8. November 1930 fand in Berlin die Uraufführung statt, seither ist das «Weiße Rössl» von deutschen Bühnen nicht mehr wegzudenken.
Der Regisseur und Bühnenbildner Ralf Nürnberger war von 1997 bis 2003 Oberspielleiter an der Staatsoperette Dresden. In der vergangenen Spielzeit inszenierte er am Stadttheater Bremerhaven Emmerich Kálmáns Operette «Die Csárdásfürstin».
Text frei nach dem Lustspiel von Blumenthal und Kadelburg von Hans Müller und Erik Charell
Musikalische Leitung: Hartmut Brüsch
Inszenierung + Bühnenbild: Ralf Nürnberger
Choreographie: Sergei Vanaev
Kostüme: Claudia Kuhr
Choreinstudierung: Ilia Bilenko
Dramaturgie: Juliane Piontek
Musikal. Einstudierung: Ara Khachaturian / N.N.
Regieassistenz & Abendspielleitung: Sebastian Glathe / Astrid Bauer
Soufflage: Angelika Siebel
Inspizienz: Regina Hube
Josepha Vogelhuber: Judith Kuhn
Leopold Brandmeyer, Zahlkellner: Peter Kubik
Wilhelm Giesecke, Fabrikant: Jürgen Verch
Ottilie, seine Tochter: Lilli Wünscher
Dr. Otto Siedler, Rechtsanwalt: Ziad Nehme
Sigismund Sülzheimer: Jan-Friedrich Schaper
Professor Dr. Hinzelmann: Werner Kraus
Klärchen, seine Tochter: Pinelopi Argyropoulou
Piccolo: Iris Wemme
Ein Hochzeitspaar: Katharina Laura Steinwachs, Vladimir Marinov
Der Kaiser: Christine Dorner
Oberförster, Reiseführer: Róbert Tóth
Zenzi, Ziegenhirtin: Katharina Kühn
Opernchor des Stadttheaters Bremerhaven
Ballett des Stadttheaters Bremerhaven
Städtisches Orchester Bremerhaven
Weitere Vorstellungen: 22., 25. Februar, 4., 15., 17., 30. März