Prinz Philip, als er sie beim Sonntagsspaziergang in seinem kleinen Reich entdeckt, nimmt sie mit an den Hof – zum Schrecken nicht nur seiner Eltern. Aber wie man Yvonne bei Hofe auch begegnet und wie man sie auch zu vergraulen versucht, alles – Höflichkeit, Gehässigkeit und Einschüchterung – prallt an ihr ab. Und was keiner vermutet: Sie hat ein Herz, wenn auch ein kaltes, und das beginnt zu schlagen für den Prinzen. Yvonne ist verliebt – und versetzt den Hof in Panik. Yvonne wird zur ungekrönten Prinzessin der Schmerzen; sie wird immer mehr zum Kompass, an dem sich alles ausrichtet. Das Hochzeitsbankett wird für den Hof die letzte Chance, sie doch noch loszuwerden ...
„Yvonne, Prinzessin von Burgund“ ist eine geniale Groteske darüber, wie dünn der Lack der Zivilisation sein kann – und wie schmal der Grat zwischen Normalität und Wahnsinn. Yvonne ist ein Problem – aber eigentlich das Problem der anderen. Yvonne sagt selbst fast nichts, aber sie bringt ihre Umwelt umso mehr zum Sprechen. Und was dabei zu Tage kommt, führt immer näher an den Abgrund.
Für die Regisseurin Mateja Koležnik ist „Yvonne“ eine Parabel, die in sich sowohl Elemente der Psychologie und des Absurden vereint – und vor allem ein Stück über eine sehr moderne Gesellschaft, in der der Wert der eigenen Persönlichkeit abhängt von dem, was die anderen in einem sehen. Mit genauem Blick verfolgt sie die Figuren in ihren Beziehungen untereinander – und auf ihrem Weg in den kollektiven Verfolgungswahn.
Witold Gombrowicz, geboren 1904 in Polen, unternahm 1939 kurz vor Kriegsbeginn eine Urlaubsreise nach Argentinien – und kehrte nie mehr in seine Heimat zurück. 24 Jahre lebte er, u. a. als Bankangestellter, in Buenos Aires und starb schließlich 1969 in Frankreich. Sein literarisches Werk verbindet Elemente des Surrealen, des Existentialismus und des absurden Theaters. Mit „Yvonne, Prinzessin von Burgund“ schuf er 1935 ein surreales Psychogramm, das von Kammerspiel über wortreiche Farce bis hin zum stummfilmhaften Slapstick viele Genres streift.
Deutsch von Olaf Kühl
Regie: Mateja Koležnik
Bühne: Henrik Ahr
Kostüme: Alan Hranitelj
Choreografie: Matija Ferlin
mit: Annett Sawallisch (Yvonne), Bernd-Michael Baier (König Ignaz), Ellen Hellwig (Königin Margarete), Sebastian Tessenow (Prinz Philipp), Hartmut Neuber (Kammerherr), Yves Hinrichs (Cyrill), Caroline Junghanns (Isa), Urs Rechn (Innozenz), Guido Schikore (Valentin)