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Städtische Bühnen Münster: "Don Carlos" - Dramatisches Gedicht von Friedrich Schiller

Premiere 12. September 2009, 19.30 Uhr, Großes Haus

Don Carlos liebt seine Stiefmutter Königin Elisabeth und rebelliert gegen seinen Vater König Philipp. Dieser misstraut seinem Sohn und schickt ihn in den sicheren Tod.

Carlos’ Freund Marquis von Posa kämpft für die Freiheit, gewinnt zunächst das Vertrauen des Despoten, erliegt aber schließlich den Fallstricken seiner selbst eingefädelten Intrigen und wird ermordet. Der König ist eifersüchtig, und die Intrige ist zum Herrschaftsinstrument geworden.

„Dass die klassischen Texte noch wirken, hat mit ihrem Reservoire an Utopie zu tun“, be-merkte der Dramatiker Heiner Müller. „Don Carlos“ ist Friedrich Schillers Auseinanderset-zung mit der Emanzipation des Denkens. Das umfassende philosophisch-politische I-deendrama erzählt ziemlich frei die Geschichte um König Philipp II. und den Aufstand in den Niederlanden. Schiller zielt auf seine eigene Zeit und die Ideale der sich ankündigen-den Französischen Revolution. Aus der Liebestragödie wird ein Drama der Ideale, an de-nen die Protagonisten scheitern. Die Visionen von der Liebe und intime Wünsche werden zur Inszenierung und zum Instrument politischer Interessen. Verrat, Intrige und Unterdrü-ckung bestimmen die persönlichen Beziehungen. „Don Carlos“ entblättert ein System von Machtmechanismen, Flucht und Widerstand.

Schillers Auseinandersetzung mit der Sehnsucht nach einer totalen Liebe beschreibt das Scheitern und den Verlust von Idealen. Die politischen und emotionalen Ideen der Prota-gonisten bleiben Phantasien. Sie finden keinen Zugang zur Realität und legen einen Schleier darüber. Doch die Figuren halten an ihren Idealen fest, und ignorieren teilweise die Existenz dessen, was sie nicht wollen. So zieht Carlos die unerreichbare Liebe zu Eli-sabeth der realen Begegnung mit Eboli vor. Schillers Sprache ist ein Vokabular der Selbst-inszenierung und demaskiert die politischen Phantasien als Hirngespinste. Sie lässt den Posen, erlernten Gesten und Ritualen nur wenig körperliche Realität. So entstehen die Figuren aus ihrer Sprache und sind Verkörperung ihrer eigenen Selbstdarstellungsphanta-sien.

Regie: Markus Kopf

Bühne: Manfred Kaderk

Kostüme: Esther Bätschmann

Dramaturgie: Wilfried Harlandt

Mitwirkende:

Stefanie Kirsten (Prinzessin von Eboli), Julia Stefanie Möller (Elisabeth von Valois);

Matthias Caspari (Herzog von Alba), Frank-Peter Dettmann (Graf Lerma), Bernhard Glose (Domingo), Ilja Harjes (Marquis von Posa), Wolf-Dieter Kabler (Philipp, der Zweite), Tim Mackenbrock (Don Carlos)

Weitere Vorstellungen im September:

Samstag, 19. September, 19.30 h

Mittwoch, 23. September, 19.30 h

Freitag, 25. September, 19.30 h

Sonntag, 27. September, 18.00 h

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