Theatersaison im Haus der Berliner Festspiele
Oktober 2007 bis Januar 2008.
Mit der Deutschland-Premiere von Heiner Goebbels neuer Kreation STIFTERS DINGE eröffnet die kommende spielzeit’europa am 5. Oktober im Haus der Berliner Festspiele. Ein Klangraum als begehbare Installation, eine Musiktheatermaschine, in der die Zuschauer selbst zu Akteuren werden.
STIFTERS DINGE ist auch ein Prolog zum Thema PARADIES JETZT, das die kommende spielzeit’europa als Motto präsentiert. Eine gleichnamige Installation der beiden jungen österreichischen Künstler Rudolf Bekic und Bernhard Resch sowie die Uraufführung THE SOUND OF SILENCE
(Ein Konzert von Simon & Garfunkel 1968 in Riga, das nie stattgefunden hat) von Alvis Hermanis sind weitere Höhepunkte im Programm der kommenden Saison. Der lettische Regisseur wurde im April 2007 mit dem Europäischen Theaterpreis für „Neue Theaterwirklichkeiten“ ausgezeichnet.
Mit dem selten gespielten Stück von Jean Genet, LES PARAVENTS, stellt die außergewöhnliche Inszenierung von Frédéric Fisbach ein spannendes Regiekonzept im Zusammenspiel mit japanischem Puppenspiel vor, das nach dem Erfolg beim diesjährigen Festival d’Avignon (das Fisbach auch als Artiste associé präsentierte) nun bei spielzeit’europa zu sehen sein wird.
Sylvie Guillem, die große Prima Ballerina Absoluta des zeitgenössischen Tanzes und der britische Choreographie-Star Russell Maliphant werden mit PUSH erstmals in Berlin zu sehen sein, ein Tanzereignis von Weltklasse.
Brigitte Fürle, seit vergangener spielzeit’europa neue künstlerische Leiterin, setzt die Programmlinie fort, außergewöhnliche und hochkarätige Tanz- und Theaterereignisse als viermonatige Saison von europäischer Dimension im Haus der Berliner Festspiele zu präsentieren. Mit der neuen Wortmarke, gestaltet von Prof. Günter Karl Bose, in der das Minutenzeichen das Wort spielzeit’europa interpunktiert, wird die außergewöhnliche zeitliche Dimension dieser Programmreihe betont: spielzeit’europa, weder Festival noch Repertoiretheater. Ein Theater und eine Saison mit Zeit für das Außergewöhnliche.
Programm
5. + 6. Oktober 20.00 Uhr | 7. Oktober 19.00 Uhr und 22.00 Uhr
9. – 12. Oktober 20.00 Uhr, 12. Oktober um 23.00 Uhr | 13. Oktober 19.00 Uhr
Haus der Berliner Festspiele, Große Bühne
Deutschlandpremiere
STIFTERS DINGE
Eine performative Installation von Heiner Goebbels
Bühne, Licht, Video Klaus Grünberg
Mitarbeit Musik, Programming Hubert Machnik
Sounddesign Willi Bopp | Assistenz Matthias Mohr
Eine Produktion von Théâtre Vidy-Lausanne E.T.E.
In Koproduktion mit spielzeit’europa I Berliner Festspiele, Grand Théâtre de la Ville de Luxembourg, schauspielfrankfurt, T&M-Théâtre de Gennevilliers/CDN, Migros Kulturprozent und Teatro Stabile di Torino
Korealisation Artangel London, Unterstützt vom Hauptstadtkulturfonds
Uraufführung 13. September 2007 im Théâtre Vidy-Lausanne
Heiner Goebbels’ neueste Arbeit ist ein Klavierstück ohne Pianisten, ein Theaterstück ohne Schauspieler, eine Performance ohne Performer: eine Einladung an die Zuschauer in einen faszinierenden Raum voller Töne und Bilder. Dinge, die im Theater oft nur als Dekor oder Requisit erscheinen, werden hier zu Protagonisten: Licht, Bilder, Geräusche, Töne, Stimmen, Wind und Nebel, Wasser und Eis. Inspirationsquelle sind die Erzählungen Adalbert Stifters, in denen die Handlung aus Respekt gegenüber der Natur und den Dingen zurücktritt. In ihrer radikalen Entschleunigung und ihren ritualisierten
Wiederholungen lassen sie den Romantiker Stifter überraschend heutig erscheinen. Die performative Installation Stifters Dinge knüpft daran an als eine Herausforderung für die Begegnung mit dem Fremden und mit Kräften, derer wir nicht „Herr sind“, um andere als uns bereits bekannte Kriterien und Urteile zuzulassen – sowohl unbekannten kulturellen Ordnungen gegenüber als auch Naturkatastrophen, wie sie Stifter immer wieder ausführlich schildert.
9. Nov 2007 – 30. Jan 2008
PARADIES JETZT
Eine Installation für das Haus der Berliner Festspiele
von Rudolf Bekic und Bernhard Resch
Eine neongrüne Riesenblüte – Echinocereus fitchii – auf hauchzartem Bambus, der diese kaum zu tragen vermag, leuchtend orange Mistelzweige, denen Blüten des Weihnachtskaktus entspringen, ein Buschwindröschen in pink – Anemone narcissiflora – windet sich auf fremdem Stiel dazwischen: das
Paradies, ein florales Kaleidoskop als halluzinogene Reise in das Unbewusste und die Sehnsucht nach der unberührten Natur gleichermaßen?
spielzeit’europa setzt – nach dem großen Erfolg der Fotoinstallation ALLES WIRD GUT von Monika Pormale – die Zusammenarbeit mit jungen bildenden Künstlern fort, für das Saison-Motto und das Haus der Berliner Festspiele eine Installation zu realisieren. Ein Spiel mit der Architektur des Theaterbaus von
Fritz Bornemann und der Schwerelosigkeit irisierender Farben – jedem Blick ein Paradies im Hier und Jetzt.
PARADIES JETZT | Auftragsproduktion spielzeit’europa | Berliner Festspiele
Ab 9. November 2007, Haus der Berliner Festspiele
9. + 10. November 20.00 Uhr | 11. November 19.00 Uhr
12. + 13. November 20.00 Uhr
Haus der Berliner Festspiele, Große Bühne
Uraufführung
THE SOUND OF SILENCE
Ein Konzert von Simon & Garfunkel 1968 in Riga, das nie stattgefunden hat
Regie Alvis Hermanis
Bühne und Kostüme Monika Pormale | Fotos Māra Brašmane
Sound Gatis Builis | Lichtdesign Krišjānis Strazdīts
Mit Guna ZariĦa, Sandra Zvīgule, Inga AlsiĦa, Liena Šmukste, Iveta Pole,
Regīna Razuma, Kristīne Krūze, Gatis Gāga, Kaspars ZnotiĦš, Edgars Samītis,
Ivars Krasts, Varis PiĦėis, Ăirts KrūmiĦš, Andris Keišs
Eine Produktion von spielzeit’europa I Berliner Festspiele und Jaunais Rīgas Teātris
Dauer ca. 3h, eine Pause
Karten € 25,- | ermäßigt € 15,- (freie Platzwahl)
Die Utopien der 68er – Woodstock, Simon & Garfunkel, Träume von Frieden, Liebe und einer besseren Welt … Alvis Hermanis, wundersamer Regiekünstler aus Riga, und Monika Pormale, Erfinderin ebensolcher Bühnenräume, sowie das außergewöhnliche Schauspieler-Ensemble des Neuen Rigaer Theaters, das Hermanis seit 1997 leitet, drehen die Zeit um vierzig Jahre zurück und zeigen die Alten aus dem weltweit gefeierten Erfolgsstück Langes Leben, als sie jung waren und im Lettland der SowjetÄra in ihren Kommunalwohnungen die Wohngemeinschaften des Ostens lebten. Ein Stück ohne Worte mit Musik von Simon & Garfunkel, das in Berlin bei spielzeit’europa zur Uraufführung gelangt.
Rahmenprogramm
Samstag, 6. Oktober, 18 Uhr | Kassenhalle
IM NAMEN DER DINGE
Lecture von Heiner Goebbels
Dauer 60 min
Eintritt frei
Der Komponist und Regisseur Heiner Goebbels, einer der vielseitigsten Grenzgänger der zeitgenössischen Musik- und Theaterszene, spricht über seine neueste Kreation „Stifters Dinge“ und über die Trennung der Elemente in seinen Musiktheaterproduktionen. In Stücken wie Schwarz auf Weiß, Max Black, Eislermaterial, Hashirigaki, Landschaft mit entfernten Verwandten, Eraritjaritjaka, die er selbst auch inszenierte, fand er in den letzten Jahren zu ganz eigenen, Sprech- und Musiktheater verbindenden Formen. Diese Arbeiten wurden mit großem Erfolg auf internationalen Theater- und Musikfestivals gezeigt.
Sonntag, 7. Oktober, 14 – 18 Uhr
KOLLEKTIVE KREATIVITÄT
Symposium zur Zusammenarbeit und Autorschaft im Neuen Musiktheater
Haus der Berliner Festspiele | Kassenhalle
Eintritt frei Im Gespräch mit Heiner Goebbels, Ruedi Häusermann, Manos Tsangaris und anderen Künstlerinnen und Künstlern, die sich international einen Ruf als Grenzgänger zwischen den Disziplinen erworben haben, möchte das Symposium den Schwierigkeiten und Möglichkeiten der künstlerischen Zusammenarbeit im Neuen Musiktheater nachgehen. Wie begegnet man der Frage nach Autorschaft sowie künstlerischer und urheberrechtlicher
Verantwortung? Wie gelingt die Verständigung über ästhetische Kriterien
und Werte in einem heterogenen Team? Wie wird über Kompetenzen entschieden? Und: Welche Anforderungen für die zukünftige Ausbildung von KomponistInnen, RegisseurInnen, BühnenbilderInnen, MusikerInnen und SängerInnen resultieren aus den Entwicklungen im zeitgenössischen Musiktheater?
Moderation David Roesner
Referenten Heiner Goebbels, Ruedi Häusermann, Manos Tsangaris u.a.
Eine Veranstaltung von KLANGZEITORT, dem gemeinsamen Institut für Neue Musik der Universität der Künste Berlin und Hochschule für Musik „Hanns Eisler“
Mit freundlicher Unterstützung von spielzeit’europa | Berliner Festspiele
Kontakt
Tel: ++49 (0)30 / 3185 - 2701
Fax: ++49 (0)30 / 3185 - 2710
www.klangzeitort.de
Weitere Informationen zu Programm und Kartenverkauf gibt es unter www.spielzeiteuropa.de und telefonisch unter (030) 254 89 100. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen.