Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
schauspielhannover: Theaterfestival „rastlos.taktlos.ungestüm“schauspielhannover: Theaterfestival „rastlos.taktlos.ungestüm“schauspielhannover:...

schauspielhannover: Theaterfestival „rastlos.taktlos.ungestüm“

Vom 7.–13. März 2009

 

Highlights der Jugendtheaterszene aus Berlin, Hamburg und Essen. Allen gemeinsam ist das Thema jugendlicher Identitätssuche und die grenzüberschreitende Wahl der Mittel. Ein Crossover von Hip-Hop und Film, klassischem Drama und Livekamera, Tanz, Kammerspiel und Rap.

 

 

Aus dem Berliner Hebbel am Ufer, dem zur Zeit wichtigsten Spielort Freien Theaters in Deutschland, kommen: »Hell on Earth«, das rasante Tanztheaterstück von Constanza Macras, das derzeit national und international für Furore sorgt, und »Ein Warngedicht«, in dem Regisseur Tamer Yiğit, einer der Shootingsstars der Kreuzberger Film- und Theaterszene, zusammen mit migrantischen Jugendlichen das Credo ausgibt »Poesie statt Gewalt«. Das Junge Schauspielhaus in Hamburg, seit Jahren führend in der deutschen Jugendtheaterlandschaft, ist mit einer Romanadaption von Gilbert Adairs »Träumer« vertreten. Ein Stück über Sexualität, Passion und Protest und den Sinn von moralischen Grenzen. Vom Schauspiel Essen wird Ferdinand Bruckners »Krankheit der Jugend« in einer Bearbeitung von Nuran David Calis zu sehen sein, der in Hannover durch seine Inszenierungen von »Frühlings Erwachen!« und »Kabale und Liebe« bekannt ist. Vom Theater an der Parkaue in Berlin haben wir die Bühnenfassung des oscarprämierten Films »Boys Don’t Cry« eingeladen. Die brisante und tragische Geschichte des Brandon Teena, der eigentlich Teena Brandon heißt und sein wahres Geschlecht zu verbergen sucht.

 

Im Anschluss an die Vorstellungen finden in den Foyers Publikumsgespräche statt.

 

Das Programm im Einzelnen:

 

"Hell on Earth"

Choreographie: Constanza Macras / DorkyPark

am 7. und 8.3. um 19.00 Uhr im Ballhof eins | Für alle ab 14

Eine Produktion von Hebbel am Ufer Berlin und Constanza Macras / DorkyPark in Koproduktion mit Kampnagel Hamburg

 

Im Jahr 2003 hat die Choreographin Constanza Macras TänzerInnen ihrer Kompanie DorkyPark und Kinder aus dem sozialen Brennpunkt Neukölln zu Stars eines Abends gemacht: »Scratch Neukölln«, eine verrückte großartige Party mit viel Hip-Hop und Gesang. In ihrem neuen Stück »Hell on Earth« schafft Macras den mittlerweile jugendlichen Neuköllnern erneut ein Forum. Zusammen mit den Profitänzern singen, rappen, tanzen und erzählen sie aus ihrem Leben.

 

Die große Resonanz auf »Hell on Earth« spiegelt sich in zahlreichen Einladungen zu renommierten Festivals wider, wie dem Festival »Politik im Freien Theater«, dem 10. Deutschen Kinder- und Jugendtheater-Treffen »Augenblick mal!« in Berlin und »Theaterlust1« im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt Linz09.

 

Mit: Ronni Maciel, Hyoung-Min Kim, Tatiana Eva Saphir, Tonahtiu Diaz, Denis Kuhnert/Kooné, Hyun-Jung Wang, Santiago Blaum, Kristina Lösche-Löwensen, Lulu Akkouch, Jonathan Trinh-Bomme, Fatma & Assem & Ahmad El-Moustapha, Mahmoud Zayab, Jonas Kilian, Janina Schmidt, Avital Lvova, Lisa Rennebaum, Lial Akkouch, Damla Erdogmus

 

Regie und Choreographie: Constanza Macras

Choreographische Beratung: Kadir Amigo Memis

Dramaturgie: Carmen Mehnert

Bühne: Tal Shacham

Kostüme: Constanza Macras, Tal Shacham

Musik: Santiago Blaum, Kristina Lösche-Löwensen

 

"Ein Warngedicht"

von Tamer Yiğit und Branka Prlić

am 7.3. um 21.00 Uhr im Ballhof zwei | Für alle ab 14

Hebbel am Ufer, Berlin

 

Für »Ein Warngedicht« hat Filmemacher und Regisseur Tamer Yiğit an Schulen in Berlin Kreuzberg, Neukölln und Lichtenberg Gespräche mit Jugendlichen über ihren Schulalltag geführt. »Niemand glaubt, dass man dort wirklich etwas lernt«, sagt Yiğit. »Die Lehrer nicht und die Schüler erst recht nicht.« Die Erfahrungen, Sehnsüchte und Fragen der Jugendlichen bilden die Grundlage für Yig˘ its Stück. Vier der Schüler rappen, spielen, deklinieren die Geschichten der vier migrantischen Jugendlichen Talu, Almila, Knut und Tony. Ihre Träume, ihre Chancen und ihren Alltag fassen sie in eine sehr poetische, klare und direkte Sprache.

 

Die Bilder, die die drei Jungs und Almila, das »Ghettomädchen«, von sich auf die Bühne stellen, sind geformt von einer Suche nach sich selbst und von inneren Kämpfen. Es gibt äußere Gegner: Schule, Lehrer, Eltern, wie das eben so ist mit sechzehn Jahren. Schon etwas schwerer ist der Umgang mit den Klischees, die ihnen, den Deutschtürken aus Kreuzberger Schulen, entgegengebracht werden. Talu hat sich entschlossen, ihnen nicht zu entsprechen und Bildung als seine Chance zu begreifen. Almila nimmt die Bilder an, dreht und wendet sie ins Glamouröse. Darin, wie Tamer Yiğit , als Regisseur und als Musiker live auf der Bühne, den vier Schülern beisteht, liegt eine große Kraft. (die taz)

 

Mit: Almila Bag˘ riaçik, Ömer Tarakcı, Talu Emre Tüntas¸ , Haydar Yılmaz, Stefan Andres

 

Regie: Tamer Yiğit und Branka Prlić

Bühne: Nele Ahrens

Musik: Volkan Türelli und Tamer Yiğit

Visuals: Branka Prlić

Regieassistenz und Produktionsleitung: Marie Viertmann

 

"Träumer"

nach dem Roman von Gilbert Adair

in einer Fassung von Daniel Wahl

am 9. und 10.3. um 19.30 Uhr im Ballhof zwei | Für alle ab 16

Deutsches Schauspielhaus in Hamburg/Junges Schauspielhaus

 

Das Jahr 1968 steht für Aufbruch, Utopie und die Hoffnung, die Welt verändern zu können. Junge Regisseure revolutionieren das Kino, drehen Filme, die auf radikale und bis dahin ungewohnte Weise Gewalt und Sex darstellen. Die Cinémathèque Française in Paris zeigt diese gesellschaftskritischen Bilder. Als die Cinémathèque aus politischen Gründen geschlossen werden soll, kommt es zu massiven Protesten. Auch Théo, seine Zwillingsschwester Isabelle und Matthew, ein junger, schüchterner Amerikaner, mischen sich unter die Revoltierenden. Doch bald schon verlieren sie das Interesse am öffentlichen Protest und ziehen sich in ihre Wohnung zurück. Sie beginnen ein Film-Quiz, spielen sich Szenen aus ihren Lieblingsfilmen vor und erhöhen ständig die Einsätze. Wer verliert, muss seine Schuld durch Taten begleichen. Es entwickelt sich ein Spiel um Lust und Begierde. Sie lieben und quälen sich, entdecken die Freiheit der Sexualität, entblößen nicht nur ihre Körper, sondern auch ihre Seelen. Abgeschottet von der Gesellschaft, überschreiten die Träumer die Grenzen der bürgerlichen Moral.

 

Mit: Laura de Weck, Konradin Kunze, Renato Schuch

 

Regie: Daniel Wahl

Bühne und Kostüme: Viva Schudt

Musik: Benjamin Brodbeck

Dramaturgie: Michael Müller, Steffen Sünkel

Licht: Björn Salzer-Tondorf

 

"Krankheit der Jugend"

von Nuran David Calis

nach Ferdinand Bruckner

am 10. und 11. 3. um 19.30 Uhr im Ballhof eins | Für alle ab 16

Schauspiel Essen

 

Die Sehnsucht nach Glück ist kein Privileg der Jugend allein. Aber vielleicht gibt es eine Zeit im Leben, in der einem die Schwierigkeiten dieser Glückssuche und der damit verbundene Schmerz am deutlichsten bewusst werden. In Ferdinand Bruckners »Krankheit der Jugend« sind es sechs Studenten, die sich in einem zerstörerischen Spiel mit Sexualität, Drogen und gegenseitiger Abhängigkeit auf die Suche nach dem Lebenssinn begeben. Der Autor und Regisseur Nuran David Calis bearbeitet Bruckners rauschhaftes Stück und stellt dabei auch die Frage, was diejenigen heute interessiert, die vielleicht morgen die Elite unseres Landes sind. Nuran David Calis ist Regisseur und Autor mit großem Gespür für die Sprache und das Lebensgefühl junger Menschen. Zunehmend beschäftigt er sich mit literarischen Stoffen, die er mit seinen eigenen sprachlichen, theatralen und musikalischen Mitteln ins Heute überführt. So kamen am schauspielhannover seine vielbeachtete Bearbeitung von Wedekinds »Frühlings Erwachen!« und seine Inszenierung von Schillers »Kabale und Liebe« zur Aufführung.

 

Mit: Matthias Eberle, Barbara Hirt, Anna König, Nadja Robiné, Nicola Mastroberardino, Wanda Columbina Perdelwitz, Krunoslav Šebrek

 

Regie: Nuran David Calis

Bühne: Irina Schicketanz

Kostüme: Silke Rekort

Video: Karnik Gregorian

Musik: Vivan Bhatti

Dramaturgie: Thomas Laue

 

"Boys Don’t Cry"

Die Geschichte des Brandon Teena

in einer Fassung von Esther Hattenbach

am 12. und 13.3. um 19.30 Uhr im Ballhof zwei | Für alle ab 16

Theater an der Parkaue, Berlin

 

Nebraska, USA, 1993: Brandon Teena, 20 Jahre alt, gut aussehend und voller Energie, schließt sich einer Gruppe von Leuten an und folgt ihnen in das Provinznest Falls City. Dort lebt er für kurze Zeit ein unabhängiges Leben mit Partys, Freunden und mit Lana, die er heiraten will. Der Traum endet nach wenigen Wochen: Brandon wird von Mitgliedern seiner Clique vergewaltigt und hingerichtet. Sie hatten entdeckt, was er bisher verborgen hatte – seinen weiblichen Körper. Schätzungsweise ein Mensch von 10.000 ist transsexuell: geboren im falschen Körper. 7587 Menschen wurden 1993 in den USA Opfer so genannter »hate crimes«, einer davon war Brandon Teena. Seine Geschichte ist aber nicht nur die von Diskriminierung und Verfolgung, sondern die eines jungen Menschen auf der radikalen Suche nach Identität. Der Fall Brandon Teena war u.a. Vorlage für den Film »Boys Don’t Cry« mit Hilary Swank in der oscarprämierten

Hauptrolle.

 

Mit: Birgit Berthold, Katrin Heinrich, Niels Heuser, Sonja Jehle, Hagen Löwe, Anja Pahl

 

Regie: Esther Hattenbach

Bühne und Kostüme: Regina Lorenz

Foto: Christian Brachwitz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 42 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

ENORMER KLANGFARBENREICHTUM -- Bietigheimer Orgelherbst mit Jürgen Benkö in der katholischen Kirche St. Laurentius/BIETIGHEIM-BISSINGEN

Wieder konnte Jürgen Benkö mit seinen Interpretationen in besonderer Weise überzeugen. Als Dekanatskirchenmusiker gestaltete er den faszinierenden Auftakt des diesjährigen "Bietigheimer…

Von: ALEXANDER WALTHER

FASZINIERENDES BASSFUNDAMENT -- Neue CD mit Werken von Sofia Gubaidulina bei Orfeo erschienen

Die in Tschistopol (Tatarstan) aufgewachsene Sofia Gubaidulina ist inzwischen über 90 Jahre alt und wurde von Dimitri Schostakowitsch gefördert. Neben Edison Denissow und Alfred Schnittke gehörte sie…

Von: ALEXANDER WALTHER

DER TANZ ALS MYSTERIENSPIEL -- "Ich bin nur anders oder Primzahlen sind wie das Leben" als Tanztheater von Katja Erdmann-Rajski im Treffpunkt Rotebühlplatz/STUTTGART

Katja Erdmann-Rajski hat sich bei ihrem neuen Tanztheater-Projekt von Mark Haddons Roman "Supergute Tage" inspirieren lassen. Hier steht der Protagonist Christopher im Mittelpunkt des Geschehens. Er…

Von: ALEXANDER WALTHER

EINGREIFEN DES ÜBERMÄCHTIGEN -- Salzburger Festspiele - Live-Stream von BR-Klassik mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Sir Simon Rattle

Paul Bekker bezeichnete Mahlers sechste Sinfonie in a-Moll "als Kampf des Wollenden gegen das Starre, das Niederzwingende, das Stumpfe". Im reichen Schlagzeug fallen Herdenglocken auf. Laut Bekker…

Von: ALEXANDER WALTHER

ERFRISCHENDER OPTIMISMUS - Heidelberger Sinfoniker mit Sinfonien von Joseph Haydn

Pünktlich zu den Festivitäten rund um das 30jährige Bestehen der Heidelberger Sinfoniker erscheint diese Box mit 4 CDs beim Label Hänssler Classic. Der Dirigent Johannes Klumpp meint, dass der…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑