So schildert er auf anrührende und provozierende Weise in diesem nachtdunklen Stück voll unstillbarer Liebessehnsucht und untröstlicher Einsamkeit die Odyssee eines beinah kindlichen Mörders: Roberto Zucco hat seinen Vater getötet und wird dafür verhaftet und eingesperrt.
Doch noch am selben Tag bricht er aus und kehrt ein letztes Mal nach Hause zurück. Dort zieht sich der junge Zucco seine Soldatenkluft über, küsst und umarmt zum Abschied die Mutter – und bringt sie um. Dann bricht er zu seiner Reise ohne Wiederkehr auf. Einer Reise, auf der er noch zwei weitere Male scheinbar grundlos tötet; einer Reise, auf der er auch einem jungen Mädchen begegnet,
das er gleichermaßen ins Glück und ins Unglück stürzt …
Es ist das Provozierende an Koltès’ Tragödie, dass sie ihren orientierungslosen Helden nicht ohne Mitgefühl präsentiert und dass sie offen lässt, inwiefern dieser Junge aus dem Gleis geworfen wurde – von „der Gesellschaft“ oder „den Umständen“ – oder inwieweit er willentlich aus ihnen herausgesprungen ist. Gewiss ist nur, was in der wohl zärtlichsten Szene des Stücks ein alter Mann, der sich in den UBahn-Gängen verirrt hat, zu Zucco sagt: „Man kann immer aus dem Gleis geraten, junger Mann.“ Zucco wird ihn am Arm nehmen und zum Ausgang geleiten.
Inszenierung: Christoph Roos
Bühne: Peter Scior
Kostüme: Sonja Albartus
Musik: Markus Maria Jansen
Dramaturgie: Martin Vöhringer
Mit: Johanna Geißler, Esther Keil, Marianne Kittel, Eva Spott, Helen Wendt; Felix Banholzer, Cornelius
Gebert, Joachim Henschke, Adrian Linke, Paul Steinbach, Ronny Tomiska, Christopher Wintgens, Bruno Winzen; Statisterie
Weitere Termine: 20. (20 Uhr), 30. September (19.30 Uhr); 12. (20 Uhr), 16. (20 Uhr), 20. (20 Uhr),
21. Oktober (18 Uhr); 3. November (20 Uhr); 5. (20 Uhr), 16. (19.30 Uhr), 19. (20 Uhr), 28. Dezember
2012 (20 Uhr); 24. (20 Uhr), 25. Januar 2013 (20 Uhr)