Odysseus, berühmter griechischer Feldherr, weiß nicht mehr ein noch aus: die Königin der Amazonen will sich partout auf keine Seite schlagen und bekämpft mit einer nicht gekannten Leidenschaft die Männer aus beiden Lagern. Heinrich von Kleist erzählt mit atemberaubender Sprache die Legende der Amazonenkönigin Penthesilea. Diese war ausgezogen mit ihrer Weiberarmee, Männer zu fangen um den Fortbestand ihres Frauenstaates zu sichern. Dabei verliebt sie sich jedoch unsterblich in den Griechen Achill. Im Widerstreit der Gefühle, getrieben von unbändigem Stolz, brennender Leidenschaft und tiefster Empfindsamkeit ringen die beiden Kämpfer umeinander. »Küsse, Bisse, das reimt sich, und wer recht von Herzen liebt, kann schon das eine für das andere greifen« sagt Penthesilea am Ende dieses Geschlechterkampfes. Da hat sie Achill mit zarter Grausamkeit bereits getötet.
In diesem Drama bekommt der Zuschauer alles geboten, was eine gigantische Schlacht zu bieten hat: Wagenrennen, Pferdegetrampel, Bogenschützen, Heldenduelle und Höllenhunde, selbst eine Armee aus Elefanten lässt Kleist auftreten. »Des Krieges ganze eherne Stimme« erschallt und doch braucht es nichts davon real auf der Bühne. In einer Sprache von maximaler Präzision und Schönheit lässt Kleist die Schlacht vor dem inneren Auge des Betrachters entstehen. Macht das Unerhörte hörbar.
Vor der Klangkulisse dieses unbegreiflichen Krieges begegnen sich zwei Menschen, Mann und Frau, und stehen einander fremd gegenüber. Zwei Gegensätze, zwei Welten, die sich nacheinander sehnen und sich doch nicht vereinen können. Ihre Liebe ist eine Orgie zum Tod, Intimität und Glück finden sie nur im Kampf »Wir vernichten, was wir lieben – das ist, auf eine allgemeine Formel gebracht, die Aussage der Penthesilea« schreibt Christa Wolf.
Penthesilea sei – so Kleist – die Kehrseite des »Käthchens von Heilbronn«, ihr anderer Pol, ein Wesen, das ebenso mächtig ist durch gänzliche Hingebung als jene durch Handeln. Jana Schulz, die schon das Käthchen verkörperte, wird die Titelrolle in der Inszenierung von Roger Vontobel spielen.
Eine Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen 2010
Premiere in Recklinghausen am 10. Juni 2010
Regie Roger Vontobel
Bühne Claudia Rohner
Kostüme Dagmar Fabisch
Musik Murena (Daniel Friedel), Erol Dizdar
Sound Hans-Peter ›Shorty‹ Gerriets
Licht Annette Ter Meulen
Dramaturgie Nicola Bramkamp
Mit Marlen Diekhoff, Julika Jenkins, Markus John, Julia Nachtmann, Heiko Raulin, Jana Schulz, Marie Seiser, Sebastian Urzendowsky, Martin Wolf
Weitere Termine:
12.09.2010, 20:00 Uhr
19.09.2010, 20:00 Uhr
08.10.2010, 20:00 Uhr
14.10.2010, 20:00 Uhr
31.10.2010, 20:00 Uhr
06.11.2010, 20:00 Uhr
20.11.2010, 20:00 Uhr