Das Ende ihres Lebens verbringt sie, von den Nazis vertrieben, in Jerusalem. Hier schreibt sie ihr letztes Drama „IchundIch“, als Entwurzelte, im Angesicht des Weltkrieges. Ihre Sprache, das Instrument für Else Lasker-Schüler als Dichterin, war und ist das Deutsche. Wenngleich ein Deutsch, das sie zeitlebens selbst kreiert, immer wieder versucht neu zu bilden, ohne Verhaftung in die vorgegebenen grammatikalischen Strukturen.
Die Handlung des Stückes wird in den Rahmen einer Inszenierung als fiktive Hauptprobe unter der Leitung von Max Reinhardt gesetzt. „Der Tragödie dritter Teil“ spielt inmitten der Hölle. Faust und Mephisto, die beiden „Hälftenteile“ der Dichterin, befinden sich in unheimlichem Zwiegespräch: Faust verzweifelt an den Vorgängen auf Erden, er weiß nicht mehr, ob es Gott noch gibt. Auf sein Nachfragen hin erwidert Mephisto bloß: „ich weiß nichts sicheres davon“.
Das Drama behandelt die Theodizee-Frage in einer Zeit, in der diese Frage beinahe unzulässig erscheint: Kann es Gott geben, wenn das Böse die Welt beherrscht? Die Nationalsozialisten Goebbels, Göring, Hess und von Schirach statten der Hölle einen Besuch ab. Die Nazis haben den Entschluss gefasst, auch die Hölle zu erobern. Mephisto demonstriert jedoch bald seine Überlegenheit, und vernichtet sie allesamt; sogar das nachrückende deutsche Heer unter der Führung Adolf Hitlers muss im Höllenschlamm versinken. Faust begreift nicht, warum Mephisto die Nazis erst fördert und dann doch in den Untergang stürzt. Er versteht nicht, wie Mephisto bereit sein kann, die ganze Welt in den Abgrund zu reißen.
Else Lasker-Schülers Drama „IchundIch“ ist teils in Prosa, teils in Versen verfasst; sie kreiert eine
lyrische Höllenfahrt: maßlos, kindlich, anarchisch, bunt. Eine Aufführung von Else Lasker-Schülers letztem Drama, welches in den Kriegsjahren 1940/41 entstand, sollte noch lange Zeit nach Drucklegung auf sich warten lassen. Erst 1979 wurde das Stück in Düsseldorf von Michael Gruner uraufgeführt. Den gewagten Versuch, die oft diskutierte, aber umso seltener gespielte „theatralische Tragödie“ zum wiederholten Male in Szene zu setzen, unternimmt er zu Beginn des Jahres 2012 in Wien, im Theater Nestroyhof Hamakom. Dem unverwechselbaren Stil der Dichterin gemäß soll das Theater Nestroyhof Hamakom in eine apokalyptische Geisterbahn verwandelt werden. Der Zuschauer wird im Stillstand der Kunstdebatte zu einer Fahrt durch den spukhaften Diskurs zwischen Kunst und Politik eingeladen.
Inszenierung: Michael Gruner
Bühne/Kostüm: Gabriele Sterz
Dramaturgie: Susanne Höhne
Regieassistenz: Martina Schmidt, Max Mayerhofer
Lichtgestaltung: Stefan Pfeistlinger
Mit: Hans Diehl
Hans Escher
Juliane Gruner
Christian Higer
Patrick Jurowski
Max Mayerhofer
Jakob Schneider
Eduard Wildner
Vorstellungen: 25. Januar- 04. Februar, 10. und 11. sowie 14.- 18. Februar 2012
Rahmenprogramm:
Montag, 16. Januar, 20.00 Uhr
Montag, 6. Februar 2012, 20.00 Uhr
Salongespräch mit Hajo Jahn (Vorsitzender der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft und der Stiftung „Verbrannte und verbannte Dichter – Für ein Zentrum der verfolgten Künste“)
Weitere Informationen zum Rahmenprogramm unter www.hamakom.at
Kartenverkauf:
t: +43 1 8900314
e: ticket@hamakom.at
w: www.hamakom.at
Abendkassa: 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn