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Österreichische Erstaufführung: "Good Morning, Boys and Girls" von Juli Zeh im KosmosTheater Wien

Premiere 11.Oktober 2017, 20.00 Uhr. -----

Colombine, Winnenden, Newtown – die Liste der Amokläufe in Schulen ist quälend lange. Sind „school shooter“ allesamt Psychopathen und Wahnsinnige? Jens (16) alias Cold, intelligent und poesiebegabt, bereitet ein Massaker vor. Facts or phantasies - ihm geht es um Reaktionen nach der Tat: Selbstvorwürfe der Eltern, Medienskandal, „Ruhm“.

Wir „schießen“ Selfies, Fotos, Videos und stellen sie online - real ist nur, was dokumentiert ist? Schneller, höher, größer, Öffentlichkeit in Permanenz, digitale Sucht, Verlust von Menschlichkeit - unterliegen wir? Und doch richten wir nicht alle schwer bewaffnet Massaker an. Juli Zehs geistreiche und pointierte Auseinandersetzung mit diesem unbewältigten Thema kommt in der Österreichischen Erstaufführung ohne Gewaltbilder und in fokussierter Körperlichkeit auf die Bühne.

 

Juli Zeh thematisiert in ihrem Stück mitunter ja auch die Rolle von Videospielen, der s.g. Ego-Shooter…

Juli Zeh dürfte für ihr Stück Abläufe und Hintergründe von school shooter-Massakern akribisch recherchiert und darüber hinaus einiges antizipiert haben: Manche Sätze scheinen wortwörtlich aus „Liebe ist nicht genug“ , den Memoiren von Sue Klebold, Mutter eines der beiden Colombine-Attentäter übernommen zu sein. Doch die sind 2016 herausgekommen, wohingegen Zehs Stück bereits 2010 am Düsseldorfer Schauspiel uraufgeführt wurde.

 

Juli Zeh animiert mit ihrem komplexen Stück aber zu einer Fülle von Fragen, mit der sich seit Jahren auch zahlreiche NeurowissenschafterInnen befassen. Wie wirkt sich anhaltender Gebrauch von Videospielen, diesfalls Ego-Shooter (nomen est omen) auf das - insbesondere sich noch in Entwicklung befindliche - Gehirn aus? Erscheinen fiktive Morde als real, werden Hemmschwellen gesenkt? Provozieren online-Listen wie „Top 10 school shooters in the world“ neue Gewalttaten? Und natürlich kann man in der Auseinandersetzung auch die Uraltfrage nicht aussparen – ist das Böse angeboren, gibt es ein Killer-Gen?

 

Juli Zeh

geboren 1974 in Bonn, Jurastudium in Passau und Leipzig, Studium des Europa- und Völkerrechts, Promotion. Längere Aufenthalte in New York und Krakau. Schon ihr Debütroman „Adler und Engel” (2001) wurde zu einem Welterfolg, inzwischen sind ihre Romane in 35 Sprachen übersetzt. Juli Zeh wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Rauriser Literaturpreis (2002), dem Hölderlin-Förderpreis (2003), dem Ernst-Toller-Preis (2003), dem Carl-Amery-Literaturpreis (2009), dem Thomas-Mann-Preis (2013) und dem Hildegard-von-Bingen-Preis (2015).

 

Barbara Klein | Regie

geboren 1954 in Wien, Kulturmanagerin, Regisseurin, Gründerin und Intendantin des KosmosTheaters. Schauspielstudium und -diplom am Reinhardt-Seminar. Schauspielerin, Kabarettistin, Autorin, Regisseurin und Bühnenverlegerin. Mitinitiatorin des österreichischen Frauenvolksbegehrens 1997. 1998 Gründung von Link.* Verein für weiblichen Spielraum, 2000 Gründung von kosmos.frauenraum / KosmosTheater mit Schwerpunkt Genderthematik, seither künstlerische und kaufmännische Leitung. 2004 Magistra artium an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien. Zahlreiche Regiearbeiten. Gemeinsam mit der Choreografin Paola Bianchi: „Business Class“ von Martin Suter (2007), „Das kleine Zimmer am Ende der Treppe“ von Carole Fréchette (2011), „X Freunde“ von Felicia Zeller (2014). Mitbegründung von 20.000frauen in Wien, Mitglied des Österreichischen Frauenrings. 2014 ausgezeichnet mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

 

Paola Bianchi | Choreografie

geboren 1962 in Turin, lebt als freischaffende Tänzerin und Choreografin in Italien. Die eingehende Untersuchung von Ausdruck und kommunikativer Kraft choreografischer Handlungen führte zu Kollaborationen mit KünstlerInnen unterschiedlichster Metiers: Musik, Video, bildende Kunst, Theater und Film. Bianchi nahm an vielen internationalen Theater- und Tanzfestivals teil und ist auch als Videokünstlerin tätig. Sie arbeitet zudem als Festivalkuratorin, hält Workshops und unterrichtet an verschiedenen italienischen Universitäten die Geschichte des modernen und zeitgenössischen Tanzes. 2009 gründete sie das Kollektiv [collettivo] c_a_p, das sich der Verbreitung zeitgenössischer Tanzkultur widmet. 2014 erschien ihr Buch „Corpo Politico“ (Verlag Editoria & Spettacolo). Am KosmosTheater 2007 mit „Business Class“ von Martin Suter, 2011 mit „Das kleine Zimmer am Ende der Treppe“ von Carole Fréchette, 2013 mit "Abstrial” und 2014 mit “X-Freunde” von Felicia Zeller. www.paolabianchi.co

 

Regie: Barbara Klein

Choreografie: Paola Bianchi

Licht: Paolo Pollo Rodighiero

Kostüme: Nicole Panagl

Musik: Stefanie Neuhuber

Video: Pablo Leiva

 

Mit: Johanna Prosl, Sophie Resch, Susanne Rietz, Giamo Röwekamp, Jens Ole Schmieder

KosmosTheater Eigenproduktion

 

Karten: 01 523 1226 | karten@kosmostheater.at | www.kosmostheater.at

 

KosmosTheater | Siebensterngasse 42 | 1070 Wien

 

 

 

 

 

 

 

Mi, 11.10. – Sa, 28.10. 2017 | Mi – Sa | 20:00 Uhr

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