Sofort scharen sich sechs Leute aus der „zweiten Reihe“ der Journalisten, Psychologen und Freunde von allen Seiten um das Opfer. Mit verschiedenen Strategien versuchen die sechs Figuren dem Unvorstellbaren an diesem Schicksal so nah wie möglich zu kommen.
Sie hängen sich wie Parasiten an das mittlerweile 18jährige Mädchen und gieren nach den wenigen Informationen, die nach außen dringen. Das Mädchen verliert mehr und mehr an Identität – es wird jeweils zur persönlichen Projektionsfläche, zum reinen Medienobjekt mit Starcharakter. Als sich dann abzeichnet, dass das Opfer in Aussehen und Verhalten die vorgefertigten Erwartungen der sechs in keiner Weise zu erfüllen bereit ist, schwindet nicht nur das tatsächliche Interesse am Leid der Betroffenen, sondern auch die Sensationslust am Anderen und Fremden. Die „Beteiligten“ selbst rücken sich sukzessive immer weiter in den Mittelpunkt und versuchen, die Geschichte des Mädchens für die eigene Karriere zu instrumentalisieren. Sie machen das Mädchen ein zweites Mal zum Opfer, bombardieren es mit heftigen Vorwürfen und Schuldzuweisungen, bis am Ende ein neuer, ähnlicher Fall die Aufmerksamkeit der „Beteiligten“ abzieht. So beginnt alles wieder von vorne. Die individuelle Geschichte wird zu einer x-beliebigen, die „Banalität des Bösen“ überlebt.
Regie: Stefan Bachmann
Bühnenbild: Jörg Kiefel
Kostüme: Esther Geremus
Licht: Felix Dreyer
Dramaturgie: Barbara Sommer
Musik und Video: Philipp Haupt
der Quasifreund: Jörg Ratjen
der Möchtegern-Journalist: Peter Knaack
die Pseudopsychologin: Alexandra Henkel
die Irgendwie-Nachbarin: Barbara Petritsch
die "optimale" 14-jährige: Katharina Schmalenberg
das gefallene Nachwuchstalent: Simon Kirsch
Kathrin Röggla wird dieses Jahr mit dem NESTROY-Autorenpreis ausgezeichnet. Rögglas „worst case“ – von der NESTROY-Jury zum „Besten Stück“ gewählt - ist ab 10.11. wieder im Schauspielhaus Wien zu sehen.