Doch er erkennt, dass Otello kein strahlender Held ist, sondern ein In-sich-Gefangener, verwundbar durch den Stachel der Eifersucht – ein Gift, das ihm jede Kontrolle entzieht. Am Ende tötet Otello Desdemona, den einzigen Menschen, der ihn aufrichtig liebt, als müsste er sich damit von seinen Ängsten, Zwängen und Selbstzweifeln befreien.
Als erfahrener Schauspielregisseur ist Michael Thalheimer mit Shakespeares „Othello“ bestens vertraut, doch für die szenische Umsetzung des Stücks konnte ihn erst die Oper von Giuseppe Verdi begeistern: „Verdis Musik treibt die Figuren Otello, Jago und Desdemona wahnsinnig schnell vor sich her, und man begreift durch ihr Tempo, dass sie alle Gejagte sind, die wie verwundete Tiere in die Katastrophe getrieben werden“, sagt der bedeutende und vielfach ausgezeichnete Regisseur über seine mittlerweile sechste Operninszenierung, die die Deutsche Oper am Rhein in Koproduktion mit der Opera Vlaanderen realiert. Als erste Opernproduktion der neuen Spielzeit feiert „Otello“ am Samstag, 8. Oktober 2016, um 19.30 Uhr Premiere im Düsseldorfer Opernhaus. Generalmusikdirektor Axel Kober übernimmt die musikalische Leitung.
„Der größte Feind Otellos ist nicht Jago, sondern Otello selbst“, sagt Michael Thalheimer. „Alles ist in ihm angelegt, auch das Dunkle, das Instinktive, das Archaische, das Unberechenbare. Aufgrund seiner Biographie, seiner Rolle als Außerseiter, trägt er auch das Ängstliche, das zum Erfolg Verdammte in sich.“ In einer hochkonzentrierten, abstrakten Bildsprache setzt Thalheimer ganz auf die Psychologie, Emotionalität und Körperlichkeit der Figuren und den Fokus auf die Titelfigur: „Ein klaustrophobischer schwarzer Kasten mit geheimnisvollen Öffnungen ist das Bild für Otellos Kopf und für den Albtraum, der ihm widerfährt.“ Das Bühnenbild von Henrik Ahr korrespondiert mit den Kostümen von Michaela Barth.
Unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Axel Kober, der im Sommer bereits zum vierten Mal bei den Bayreuther Festspielen gastierte, arbeitet Thalheimer mit dem Sängerensemble der Deutschen Oper am Rhein und hochkarätigen Gästen zusammen. In der Titelrolle alternieren die an den führenden Opernhäusern Europas gefragten Tenöre Zoran Todorovich und Ian Storey. Boris Statsenko, der viele große Verdi-Partien zu seinem Repertoire zählt, ist Otellos Gegenspieler Jago. Die amerikanische Sopranistin Jacquelyn Wagner, die Kritiker und Publikum vor einem Jahr als Arabella in Tatjana Gürbacas Strauss’-Inszenierung in Düsseldorf feierten, gibt ihr Debüt als Desdemona.
Dramma lirico in vier Akten
Libretto von Arrigo Boito nach Shakespeares „The Tragedy of Othello, the Moor of Venice“
Eine Koproduktion mit der Opera Vlaanderen
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln – Dauer: ca. 3 Stunden, eine Pause
Musikalische Leitung: Axel Kober
Inszenierung: Michael Thalheimer
Bühne: Henrik Ahr
Kostüme: Michaela Barth
Licht: Stefan Bolliger
Chorleitung: Gerhard Michalski
Dramaturgie: Luc Joosten
Otello: Zoran Todorovich / Ian Storey
Jago: Boris Statsenko
Desdemona: Jacquelyn Wagner
Emilia: Sarah Ferede
Cassio: Ovidiu Purcel
Montano: David Jerusalem
Rodrigo: Florian Simson
Lodovico: Bogdan Talos
Chor der Deutschen Oper am Rhein
Düsseldorfer Symphoniker
„Otello“ im Opernhaus Düsseldorf:
Sa 08.10. – 19.30 Uhr (Premiere) / Do 13.10. – 19.30 Uhr / So 16.10. – 15.00 Uhr / Mi 19.10. – 19.30 Uhr / Sa 22.10. – 19.30 Uhr /
Sa 29.10. – 19.30 Uhr / Di 01.11. – 18.30 Uhr / Fr 04.11. – 19.30 Uhr / Do 10.11. – 19.30 Uhr / So 13.11. – 15.00 Uhr
Karten und weitere Informationen sind erhältlich im Opernshop Düsseldorf (Tel. 0211.89 25 211) und an der Theaterkasse Duisburg (Tel. 0203.283.62 100) sowie online über www.operamrhein.de.