Durch die Oktoberrevolution ist die Familie des ehemals zaristischen Generals Mukownin zu Außenseitern der Gesellschaft geworden. Ihr Niedergang ist nicht mehr aufzuhalten, auch nicht durch die Bekanntschaft mit einem neureichen Geschäftemacher. Die einzige Hoffnung ist Marija, die älteste Tochter des Generals, die zur Revolutionärin wurde und irgendwo an der Front weilt. Begeistert und voller Überzeugung setzt sie sich fern von Zuhause für die Umgestaltung der Gesellschaft ein. Marija erscheint im Stück nie auf der Bühne, dennoch ist sie in den Gesprächen der Familie ständig anwesend als ferner Kraftpol und Sehnsuchtspunkt. Allein gelassen und an den Rand der Gesellschaft gedrängt, zerbricht General Mukownin schließlich an der eigenen Hilflosigkeit der neuen Zeit gegenüber. Vor der Hintergrund einer Epoche des Umbruchs zeigt Babel in Marija eine Gruppe von Menschen - rührende, hilflose, aber auch zynisch-verkommene -, die alle in diese Umwälzung hineingerissen werden, in ihr untergehen oder von ihr profitieren. Marija ist ein außerordentlich starkes Stück über St. Petersburg. So haben selbst Fedin, Alexej Tolstoi oder andere Leningrader Schriftsteller nicht über ihre Stadt geschrieben. Isaak Babel schrieb das Stück 1935, vier Jahre vor seiner Verhaftung.
Andrea Breth arbeitet seit einem Jahrzehnt fast ausschließlich für das Wiener Burgtheater. Nordrhein-Westfalen ist sie seit ihrer epochalen Inszenierung von Julien Greens Süden am Schauspielhaus Bochum verbunden. Sie gilt als Spezialistin für russische Stoffe und Autoren: Neben Tschechow, Gorki und Wampilow realisierte sie zuletzt Abende mit Werken von Charms und Dostojewski in Salzburg und Wien.
Mit
Peter Jecklin / Mukownin
Marie Burchard / Ludmilla
Imogen Kogge / Katja
Klaus Schreiber / Dymschitz
Christoph Luser / Golizyn
Bärbel Bolle / Nefedowna
Pierre Siegenthaler / Jewstignejitsch
Benno Ifland / Bischonkow, Betrunkener auf dem Revier
Moritz Löwe / Filipp
Gerd Böckmann / Wiskowski
Michael A. Grimm / Krawtschenko
Marianne Hoika / Madame Dora
Sven Walser / Milizinspektor
Patrizia Wapinska / Kalmykowa
Elisabeth Orth / Agascha (Hausmeisterin)
Winfried Küppers / Andrej (Bohnerer)
Oliver Reinhard / Kusma (Bohnerer)
Dirk Ossig / Suschkin
Jonas Anders / Safonow
Mareike Hein / Jelena
Janina Sachau / Njuscha
Taner Sahintürk / Rotarmist von der Front
Regie
Andrea Breth
Bühne
Raimund Voigt
Kostüme
Moidele Bickel
Musik
Wolfgang Mitterer
Jean-Mario Bessière
Dramaturgie
Stefan Schmidtke
18. Januar, 19.30 Uhr
19. Januar, 19.30 Uhr
20. Januar, 19.30 Uhr
21. Januar, 19.30 Uhr
25. Januar, 19.30 Uhr
29. Januar, 19.30 Uhr