Doch das ist Jahre her. 1989 wechselt die Regierung, es bricht eine neue Zeit an – zumindest äußerlich. Die Protagonisten der Macht bleiben die gleichen. Sie haben sich ohne größeren Reibungsverlust neu eingerichtet. Erinnerungen sind trügerisch. Und unerwünscht. Konstantin versucht, in den Akten der Staatssicherheit Zeugnisse für das Erlebte zu finden. Er sucht die Wahrheit, zornig und kompromisslos. Seine Unerbittlichkeit wird ihm selbst von Leidensgefährten zum Vorwurf gemacht.
Warum zurückschauen? Tatsächlich stößt Konstantin nur auf wenig aussagekräftige Dokumente. Die Sicherheitsbehörden haben gründliche Arbeit geleistet, ihre Arme reichen bis in die Gegenwart. Seine Erfahrungen werden negiert, finden keinen Widerhall. Und so bleiben Opfer und Folterer, Konstantin und Metodi, aneinander gekettet, ihre Biografien auf Lebenszeit miteinander verflochten, makaber aufeinander angewiesen durch die Zeugenschaft, die allein sie sich gegenseitig ablegen können.
Der Autor und Kosmopolit Ilija Trojanow recherchierte fast zwanzig Jahre, führte Gespräche mit Zeitzeugen, bezog Originaldokumente mit ein. Ein eminent politisches Buch, das ein zeitgeschichtliches Panorama von exemplarischer Gültigkeit entfaltet.
Ilja Trojanow (geb. 1965 in Sofia) floh als Sechsjähriger mit seiner Familie aus Bulgarien in den Westen. Er wurde ein deutschsprachiger Autor, preisgekrönt, ein Kosmopolit, der für diesen großen Roman zu den Wurzeln zurückkehrt. Fast zwanzig Jahre lang recherchierte er, führte Gespräche mit Zeitzeugen, bezog Originaldokumente mit ein. Es ist sein Lebenswerk. Ein eminent politisches Buch und ein schwindelerregender Blick in den Abgrund zwischen Macht und Widerstand.
Regie / Bühne Dušan David Pařízek
Kostüme Kamila Polívková
Dramaturgie Judith Gerstenberg
Mit
Samuel Finzi, Sarah Franke, Henning Hartmann, Markus John