Ein Lichtband, das über die Bühnenwand läuft, ist zunächst das Einzige, was sich in Saburo Teshigawara Stück "Mirror and Music" bewegt, während ein Tänzer, es ist Teshigawara selbst, bewegungslos bleibt. Dann fallen kurze Spotlights auf einzelne Szenen, während der Rest der Bühne in vollkommener Dunkelheit bleibt. Die Tänzer in dunklen Kutten, nur ihre Gesichter sind partiell erhellt. Kleine szenische Bruchstücke, als würde man in einem Buch mit japanischen Holzschnitten blättern. Auf- und Abgänge und auch die Bühnenaufbauten vollziehen sich fast völlig unsichtbar, die Tänzer scheinen von der Dunkelheit absorbiert. Eine Tänzerin bewegt ihre Hände in kreisenden Bewegungen in aberwitziger Geschwindigkeit, so dass ihre Hände wie Bänder erscheinen. Ein Paravent wird zu einer Art Laterna Magica, vor dem die Tänzer ruhig vorbeidefilieren, das Licht aber suggeriert die Projektion eines Bewegungsablaufes. In verschränkten Posen liegen die Tänzer bewegungslos auf schräg gestellten Brettern wie auf Tableaus. Dann wieder virtuose tänzerische Bewegungen, die scheinbar versuchen, die Lichtgeschwindigkeit zu überbieten. Das alles geschieht zu einer Klangcollage aus barocker und elektronischer Musik.
In Saburo Teshigawaras "Mirror and Music" ist der Spiegel nicht so sehr Symbol der Vanitas, sondern eher ein Instrument, das das Licht reflektiert. Sein Stück ist eine Meditation über Licht und Dunkelheit, über die Illusionswirkung der Bewegung im dunklen Raum, in der die Choreographie des Lichts eine ebenbürtige Rolle zur Choreographie der acht Tänzer spielt. Eine faszinierendes, ästhetisches und äußert beeindruckendes Werk, dem mit nicht endendwollendem Beifall Respekt gezollt wurde, der erst durch das Ziehen des Vorhangs gestoppt werden konnte.
Choreografie, Bühne, Licht, Kostüme: Saburo Teshigawara; Musikzusammenstellung: Saburo Teshigawara, Izumi Nakano; Tanz: Saburo Teshigawara, Rihoko Sato, Eri Wanikawa, Kafumi Takagi, Riichi Kami, Nana Yamamoto, Jeef, Mie Kawamura; Techn. Koordination, Lichttechnik: Sergio Pessanha; Ton: Tim Wright; Stage Manager: Markus Both; Touring, Management: Epidemic (Richard Castelli, Rossana Di Vincenzo, Chara Skiadelli, Florence Berthaud, Claire Dugot). Fotos: Sakae Oguma. www.epidemic.net.
März 2012