Sie lässt die gemeinsame Beziehung Revue passieren, gaukelt ihm innere Stärke vor und zeigt doch bittere Leere und Schmerz. Wiederholte Unterbrechungen des Gesprächs treiben sie zur Verzweiflung, ein Abbruch der Verbindung wäre das endgültige Ende. Es wird ein quälendes Ringen, bei dem die Frau alle denkbaren Zustände zwischen Ruhe und Verzweiflung, Hoffnung und Flehen durchlebt.
Francis Poulencs 1959 uraufgeführte lyrische Tragödie La Voix humaine basiert auf Jean Cocteaus gleichnamigem Schauspiel von 1930. Die dem Stück zugrunde liegende Situation ist ein Ferngespräch im wahrsten Sinne: Der Gesprächspartner der Frau ist nicht anwesend und ohne Stimme. Das bedeutet, dass der Zuschauer einen einseitigen Dialog erlebt. Nur aus dem Verhalten der Frau kann er rekonstruieren, was am anderen Ende der Leitung geschieht.
Die Fassung für Klavier und Stimme ist aus rechtlichen Gründen – es bedarf einer Sondergenehmigung des Verlags – nur selten zu erleben, obwohl sie der Intimität des Werks besonders gerecht wird. Sie erlaubt das Bespielen kleinerer Räume und gibt uns damit die Möglichkeit, Musiktheater in die Stadt hineinzutragen: Im Stadtteil Käfertal liegt das Tanzhaus, das nun erstmals von der Oper als Bühnenraum genutzt wird. Regisseur Sebastian Bauer, Assistent der Opernsparte und zur Zeit als Regiemitarbeiter von Achim Freyer aktiv, hat sich außerdem vorgenommen, dass die „Wirkung herzzerreißend sein“ soll. Wir hoffen, dass auf diesem Weg auch Menschen den Weg zum Musiktheater finden, für die das Nationaltheater bislang tatsächlich oder gefühlt zu weit entfernt lag.
Musikalische Leitung am Klavier: Lorenzo di Toro
Inszenierung: Sebastian Bauer
Bühne und Kostüm: Nora Lau
Dramaturgie: Anselm Dalferth
Die Frau: Marie-Belle Sandis
Die nächsten Vorstellungen am 15., 18. und 25. Februar um 20.00 Uhr
www.nationaltheater-mannheim.de; Kartentelefon: 0621 – 16 80 150