Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"König Lear" von William Shakespear, Deutsches Schauspielhaus in Hamburg"König Lear" von William Shakespear, Deutsches Schauspielhaus in Hamburg"König Lear" von William...

"König Lear" von William Shakespear, Deutsches Schauspielhaus in Hamburg

Premiere am Samstag, 15. Januar, 20 Uhr, Schauspielhaus

 

Am Ende finden doch noch alle zusammen, Väter, Töchter und Söhne, als Tote auf einem Berg von Leichen, den Shakespeare uns in seiner wohl pessimistischsten Tragödie hinterlässt.

 

»König Lear« ist ein apokalyptischer Alptraum für alle, die noch an so etwas wie Familienbande und einen »Generationenvertrag« glauben, die düstere Vision einer Gesellschaft, in der alles zur Disposition steht, auch das soziale Miteinander von Jungen und Alten. Lear ist König, Vater und Patriarch, selbstherrlicher Machtmensch, der reiche Mann im Überfluss, ein Shakespearscher Jedermann und Renaissance-Hiob.

 

Das Stück vereint viele Themen und changiert zwischen Mysterien- und Märchenspiel, Beckettschem »Endspiel«, großem Menschheitsdrama, grotesker Welttragödie und Melodram, ist aber nicht zuletzt eine düstere Parabel über einen blutigen Krieg der Generationen. »König Lear« zählt zu den späten Stücken Shakespeares.

 

Es wurde 1606 zum ersten Mal in London aufgeführt und basiert auf einem alten Märchen: dem Märchen vom König, der sein Reich vorzeitig unter seinen drei Töchtern aufteilt und dabei ihre Liebe auf die Probe stellt. Während die älteren Töchter Regan und Goneril sich in Liebesbekundungen für den Vater überbieten, bekennt Cordelia, Lears Hoffnung und Lieblingstochter, dass sie ihn nicht mehr und nicht weniger lieben könne als es ihre Schuldigkeit verlangt. Tief in seiner Eitelkeit gekränkt, verstößt Lear Cordelia und vertraut den Lippenbekenntnissen der beiden anderen Töchter. Doch schon bald werden aus den »good girls« die »bad girls«, die Lear kalt und herzlos behandeln und sich gegen ihn verschwören.

 

Verzweifelt und nur von seinem Narren begleitet, irrt der alte Lear durch die sturmgepeitschte Nacht. Hier trifft er auf das Opfer einer zweiten Familienfehde. Edgar ist, als Irrer getarnt, auf der Flucht vor seinem Vater, dem Herzog Gloster, bei dem ihn sein macht- und geltungshungriger Halbbruder Edmund denunziert hat. Gloster schlägt sich auf die Seite Lears, wird von Edmund verraten und in einem Ausbruch brutaler Gewalt von Regans Ehemann Cornwall geblendet. Immer tiefer dem Wahnsinn verfallen, wird Lear zum existentialistischen Amokläufer inmitten einer Welt, die zunehmend in Chaos und Bürgerkrieg versinkt und unausweichlich ihrem Ende entgegen taumelt.

 

Sind die Väter in Shakespeares »Lear« die tragischen Opfer einer coolen »next generation« oder ist es ihre eitle Machtbesessenheit, die sich brutal an ihnen rächt? Lear hat vorzeitig die Macht abgegeben, will aber weiterhin Mittelpunkt der Welt bleiben. Seine Geste der Bescheidenheit ist eine Grenzüberschreitung mit fatalen Folgen, die ins Herz einer Gesellschaft trifft, in der menschliche Werte immer mehr von materiellen Begierden bedroht werden.

 

Regie Georg Schmiedleitner, Bühne Florian Parbs, Kostüme Heide Kastler, Musik Sebastian Weisner, Licht Annette Ter Meulen, Dramaturgie Frank Behnke, Mit Marco Albrecht, Katja Danowski, Tim Grobe, Ute Hannig, Lukas Holzhausen, Markus John, Julia Nachtmann, Michael Prelle, Aleksandar Radenković, Jana Schulz, Tristan Seith, Samuel Weiss.

 

Weitere Vorstellungstermine: 17., 21., 26. Januar, 3., 9., 13. Februar 2011

 

Eintrittspreis: 15-65 €

Karten: Telefon 0 40.24 87 13 (Mo.-Sa., 10-19 Uhr) oder online unter www.schauspielhaus.de

 

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

MIT GEBALLTER WUCHT -- Neujahrskonzert in der Staatsoper Stuttgart

Wieder einmal zeigte der fulminante Staatsopernchor Stuttgart unter der elektrisierenden Leitung von Manuel Pujol, was in ihm steckt. Unter dem Motto "Viva l'opera!" wurde der Abend mit dem Chor…

Von: ALEXANDER WALTHER

SOGAR CARMEN IM ORCHESTERGRABEN -- "Die Fledermaus" von Johann Strauss an der Wiener Staatsoper via Live-Stream

In der humorvollen Inszenierung von Otto Schenk und dem pompös-opulenten Bühnenbild von Günther Schneider-Siemssen (Kostüme: Milena Canonero) kann sich der hintersinnige Zauber der "Fledermaus"…

Von: ALEXANDER WALTHER

VIELE GEMEINSAMKEITEN -- Fauré und Szymanowski mit Eva Zavaro (Violine) und Clement Lefebvre (Klavier) bei la dolce volta

Die französisch-polnische Geigerin Eva Zavaro hatte die Idee, die beiden Komponisten Gabriel Fauré und Karol Szymanowski miteinander zu kombinieren. Bei aller Eigenständigkeit hätten sie eine Reihe…

Von: ALEXANDER WALTHER

DER FRAUENHELD ALS MYTHISCHE GESTALT -- Revue-Operette "Casanova" von Strauss/Benatzky in der Staatsoper Stuttgart

Barberina steht als schöne Frau im Mittelpunkt des Geschehens. Das Männlichkeitspathos wird in Marco Stormans Inszenierung auf die Spitze getrieben. Natürlich erscheint der Schwerenöter Casanova auch…

Von: ALEXANDER WALTHER

GROSSE RHYTHMISCHE ENERGIE -- 4. Kammerkonzert des Staatsorchesters im Mozartsaal der Liederhalle STUTTGART

Im 4. Kammerkonzert "Souvenirs" des Staatsorchesters brillierten zunächst Elena Graf (Violine), Daniel Schwartz (Viola) und Philipp Körner (Violoncello) mit Franz Schuberts unvollendet gebliebenem…

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑