Luise, arm, aber in dieser Armut stolz, hat sich ausgerechnet in Ferdinand verliebt, einen schwärmerischen Politikersohn aus reichem Haus. Fasziniert von Luises Schönheit und ihrer unnachgiebigen Prinzipientreue will er sie unbedingt besitzen und zieht sie damit in die politischen Verstrickungen seiner Familie. Ferdinands Mutter, Präsidentin am Hofe, möchte ihren Sohn mit Lady Milford verkuppeln, die als Mätresse des Fürsten über keinen guten Ruf, aber über Einfluss verfügt. Der Sekretär Wurm will selbst Luise zu seiner Ehefrau machen und ist daher zu allem bereit, was deren Liebe zu Ferdinand zerstören könnte. Der stilbewusste Hofmarschall von Kalb schließlich ist sich für keine Intrige zu schade, wenn sie seine Position am Hof festigt und wird so zum willigen Vollstrecker der Pläne der Präsidentin. Auch für Luises Vater, den Musiker Miller, wird die Entscheidung zwischen der Aussicht auf sozialen Aufstieg und der Angst um die einzige Tochter zur Zerreißprobe. Hasserfüllt oder begehrend richten sich so alle Blicke auf Luise, die doch eigentlich nur zwei Dinge vom Leben wollte: Liebe und ein reines Gewissen. Mit brutaler Konsequenz demonstriert Schiller in dem Politthriller, dass diese zwei Dinge in einer Welt, in der Wert nur mit Währung übersetzt wird, das Leben kosten können.
Schiller ist 24 Jahre alt, als er eine der berühmtesten tragischen Liebesgeschichten verfasst. Er selbst ist gerade unglücklich in die adlige Charlotte von Wolzogen verliebt. Sie blieb für den bürgerlichen Schriftsteller unerreichbar fern. Und er sah mit Wut, wie verschwenderisch und intrigant sich die Herrschenden bei Hof gaben. Erfüllt von Zorn und unerwiderter Liebe verfasste er sein drittes Drama. Es sollte ein großer Publikumserfolg werden und ist seitdem nicht mehr aus den deutschen Theaterspielplänen wegzudenken. Noch immer erreichen uns Schillers universelle Botschaften: seine scharfe Kritik an der Politik und den Politikern, sein Unmut über die gesellschaftlichen Verhältnisse. Noch immer berührt die Unbeirrbarkeit der Liebe Luisas. Noch immer empört uns, wie diese Liebe politischem Kalkül und persönlichem Fortkommen geopfert wird.
Es spielen: Hilke Altefrohne (Lady Milford), Hanna Eichel (Luise), Ruth Reinecke (Präsidentin von Walter); Michael Klammer (Hofmarschall/Kammerdiener), Robert Kuchenbuch (Miller), Ronald Kukulies (Wurm), Florian Stetter (Ferdinand).
Regie: Florian Fiedler, Bühne: Annette Riedel, Kostüme: Selina Peyer
Die nächsten Vorstellungen: 27. und 31. Mai