Von Schillers „Don Carlos“ über Brechts „Galileo Galilei“ bis zum „Stellvertreter“ von Rolf Hochhuth: Jahrhundertelang ging das Theater gegen Kirche und Religion in Stellung, betrieb Institutionenkritik, enthüllte Heuchelei und Machtmissbrauch und insistierte auf der Freiheit des Glaubens. Nun, nach dem Ende der Postmoderne, tritt eine Dimension der Religion ans Tageslicht, die für viele längere Zeit verschüttet war: dass Kirche dem Einzelnen Orientierung verschafft, dass Glauben Sinn und Gemeinschaft zu stiften vermag, handlungsleitend ist. Das ist nicht notwendig mit einer Stärkung der Organisationen verbunden, dennoch wird die spirituelle Leere Mitteleuropas in der Öffentlichkeit zumeist als Problem wahrgenommen und nicht mehr begrüßt. Die Theater begleiten diese Entwicklungen mit großen Interesse. Rücken Kult und Kultur wieder näher zusammen? Wie nehmen Theater- und Kirchgänger, Autoren und Pastorinnen, Künstler und Gläubige einander wahr? Welche theatrale Dimension hat die Kirche, welche religiösen Ebenen das Theater? An zwei Sonntagen im Februar werden der Kirchenkreis Alt-Hamburg und das Thalia Theater im Gottesdienst, auf der Bühne und in Diskussionen solche und andere Fragen verfolgen.