Joseph Roth beschreibt einen einfachen gottesfürchtigen jüdischen Lehrer aus Ostgalizien, der mit einer Reihe von Schicksalsschlägen konfrontiert wird, so gleich am Anfang des Romans, als sein viertes Kind Menuchim als Epileptiker geboren wird. Ein Rabbi aber prophezeit, dass der Junge gesund werden wird, dass man den Kranken aber nicht im Stich lassen darf. „Der Schmerz wird ihn weise machen, die Hässlichkeit gütig, die Bitternis milde und die Krankheit stark.“ Monate, Jahre vergehen, aber Menuchim bleibt der Krüppel, die beiden Söhne Jonas und Schemarjah werden zum zaristischen Militär eingezogen. Schemarjah desertiert und geht nach Amerika, wohin ihm Mendel Singer mit Frau und Tochter folgen – Menuchim zurücklassend.
Im ersten Weltkrieg kommt Schemarjah um und Jonas bleibt vermisst, Mutter Deborah stirbt aus Gram und Tochter Mirjam wird verrückt. Wie viele Schicksalsschläge kann ein Mensch ertragen ohne seinen Glauben zu verlieren? Kann er sein Leben, seine Religion noch als sinnvoll erachten, wenn alles um ihn zerbricht? In dem Moment, wo er mit Gott zu hadern beginnt, wird er von ihm überrascht. Es geschieht das Wunder, mit dem er nicht mehr gerechnet hat: Menuchim kommt als geheilter junger Mann, als angesehener Komponist und Dirigent nach Amerika und trifft dort seinen Vater.
Im ostgalizischen Grenzland, nur wenige Kilometer von der damaligen russischen Grenze entfernt, wurde Joseph Roth 1894 in der kleinen Garnisonsstadt Brody geboren. Er lernte seinen Vater nicht kennen, der von einer Geschäftsreise als Getreide- und Holzhändler nicht zurückkam und von dem man vermutete, dass er verrückt geworden sei und eingesperrt wurde. So wächst Joseph Roth im Haus des Großvaters auf, beginnt 1913 in Lemberg, ab 1914 in Wien Germanistik zu studieren. Nach dem Krieg arbeitet er als Journalist in Wien, Berlin und Paris und macht sich rasch einen Namen als brillanter Feuilletonist, schreibt für angesehene Zeitungen und Zeitschriften im deutschsprachigen Raum. Er wird als Korrespondent nach Frankreich, Russland, Polen und Albanien geschickt und feiert literarische Erfolge mit einer Anzahl an Romanen, so. z. B. Hotel Savoy, Hiob, Radetzkymarsch oder Die Kapuzinergruft. Seit 1933 lebt er im Pariser Exil. Im Mai 1939 stirbt er, nachdem die Nachricht vom Selbstmord Ernst Tollers einen Zusammenbruch auslöste.
Der Roman Hiob brachte seinem Autor zu Lebzeiten den größten Ruhm und die höchste Auflagenzahl, rasch erschien eine amerikanische und eine englische Ausgabe des Buches, in Frankreich entstand eine Bühnenversion und in Hollywood eine Verfilmung mit Hiob-Motiven („Man of Sins“), die Roth aber für eine „Katastrophe“ hielt. In den 60er und 70er Jahren sind viele seiner Werke erfolgreich verfilmt worden. Stefan Zweig war zu Tränen gerührt, als ihm Joseph Roth in Salzburg aus dem Manuskript „Hiob“ vorlas und Marlene Dietrich, die ihn 1939 nach Amerika zu Filmagenten vermitteln wollte, bezeichnete diesen Roman als ihr Lieblingsbuch.
PETER WITTENBERG INSZENIERUNG
Peter Wittenberg ist 1960 in Hamburg geboren. Er arbeitete zunächst als Möbelrestaurator in Italien, bevor er sich dem Theater zuwandte. Er assistierte am Theater Lübeck, am Schillertheater in Berlin und am Wiener Burgtheater. Seit 1992 ist er als freier Regisseur tätig und inszenierte u.a. am Burgtheater Wien, am Theater in der Josefstadt Wien, am Landestheater Linz, an der Schaubühne, am Deutschen Theater in Berlin und an den Kammerspielen München.
FLORIAN PARBS BÜHNE
wurde in Hamburg geboren. Er arbeitete nach seinem Studium in Wien und Hamburg als Bühnen- und Kostümbildner u. a. in Basel, Zürich, Köln, Bochum, Düsseldorf, München, Frankfurt am Main, Nürnberg und Wien für Schauspiel- und Opernproduktionen. Er war Ausstattungsleiter bei Tobias Richter und Andras Fricsay am Bremer Theater. Danach arbeitete er wieder freischaffend an Häusern wie dem Schauspiel Frankfurt, dem Nationaltheater Mannheim, dem Residenztheater München, dem Landestheater Linz und dem Volkstheater Wien, u. a. mit dem Filmregisseur Peter Greenaway und dem bulgarischen Schauspielregisseur Dimiter Gotschef.
INSZENIERUNG Peter Wittenberg
BÜHNE Florian Parbs
KOSTÜME Alexandra Pitz
MUSIK Wolfgang Siuda
DRAMATURGIE Franz Huber
MENDEL SINGER Vasilij Sotke
DEBORAH, SEINE FRAU Verena Koch
JONAS, SEIN SOHN Lukas Spisser
SCHEMARJAH, SEIN SOHN Christian Manuel Oliveira
MENUCHIM, SEIN SOHN Markus Pendzialek
MIRJAM, SEINE TOCHTER Katharina Wawrik
DOKTOR / RABBI / KAPTURAK
SKOWRONNEK Thomas Kasten
MAC / GROSCHEL Stefan Matousch
KOSAK / MENKES / PSYCHIATER Adrian Hildebrandt
Weitere Termine 25. Februar; 4., 6., 19., 26. März; 2., 10., 14., 17., 28. April 2015, jeweils 19.30 Uhr