In ›AscheMOND oder The Fairy Queen‹ umkreisen sich die audiovisuelle Neukomposition Helmut
Oehrings und die von ihm neu arrangierte Barockmusik Henry Purcells. Die gehörlose Gebärdensolistin
als ›Fairy Queen/MOND‹, Sänger_innen, ein Schauspieler und zwei Instrumentalvokalsolisten berichten
von jenen Kräften, welche die Erde zum Drehen bringen, erzählen Geschichten in Musik, zeichnen Bilder von Grundkonflikten und Loyalitäten, von ungeheuren Möglichkeiten und Fähigkeiten wie auch ihren entsetzlichen Entwertungen. Alle stehen miteinander in existenzieller Verbindung, und doch bleibt jeder allein, fremd und gefangen in den Gravitationskräften der eigenen Welt. Zentrales Motiv des Werkes ist die Sonnenfinsternis. Als Naturphänomen wie poetisch-politische Metapher steht sie für Dimensionen menschlicher Ohnmacht und Zerbrechlichkeit gegenüber Natur- und Menschengewalten, doch auch als Möglichkeit von Veränderungen, Revolutionen angesichts gesellschaftlicher Realitäten.
Helmut Oehring, 1961 in Ost-Berlin als Sohn gehörloser Eltern geboren, gilt heute als herausragender Komponist seiner Generation. Als Gitarrist und Komponist Autodidakt, war er zwischen 1992 und 1994 Meisterschüler von Georg Katzer an der Akademie der Künste zu Berlin. 1994/95 Stipendiat an der Villa Massimo in Rom, erhielt er seitdem zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Hindemith-Preis (1997) und den Arnold-Schönberg- Preis (2008) für sein gesamtes Schaffen von heute ca. 350 Werke nahezu aller Genres. Im September 2011 veröffentlichte btb/Randomhouse seine Autobiografie Mit anderen Augen. Vom Kind gehörloser Eltern zum Komponisten, die 2015 in seiner Regie als Hörstück vom SWR produziert wurde. Er ist ständiges Jury-Mitglied des Karl-Sczuka-Preises für internationale Hör-spielkunst des SWR sowie Mitglied der Akademie der Künste Berlin und der Sächsischen Akademie der Künste. 2015 erhielt Helmut Oehring den Deutschen Musikautorenpreis 2015 in der Kategorie Mu-siktheater.
Aktuelle Werke gemeinsam mit der Librettistin und Dramaturgin Stefanie Wördemann
sind u.a. das Melodram Massaker, hört ihr, MASSAKER! (an: Recep Tayyip Erdogan) für das Aghet-Konzert von Marc Sinan und die Dresdener Sinfoniker zum 100. Jahrestag des Genozids an den Ar-meniern (UA 2015/16 Berlin / Dresden / Jerewan / Budapest), die Vokalise eines untröstlichen Engels für Marisol Montalvo und die Düsseldorfer Symphoniker (UA 2016 Tonhalle Düsseldorf) und die Kam-meroper AGOTA? Die Analphabetin (Gestern/Irgendwo) für Dagmar Manzel und das Ensemble Mo-dern (UA 2016 Staatstheater Wiesbaden). Aktuell arbeiten Helmut Oehring und Stefanie Wördemann an einem Musiktheaterwerk zum 100. Geburtstag Heinrich Bölls als Auftragswerk der Musikfabrik, der Stadt Köln und der Oper Köln, das in der Spielzeit 2017/18 an der Oper Köln in beider Inszenierung uraufgeführt wird. www.helmutoehring.de
Regie führt der vielfach ausgezeichnete türkisch-deutsche Regisseur Immo Karaman (Nominierung für
den deutschen Theaterpreis FAUST, Förderpreis NRW für junge Künstler, „Stern des Jahres“ der Münchner Abendzeitung für die Produktion von Brittens „Death in Venice“ sowie zahlreiche Nennungen
in den Kritiker-Jahresumfragen der Fachpresse für „beste Regieleistung des Jahres“), der sich als
Regisseur an zahlreichen großen Bühnen in Deutschland und im Ausland mit verschiedenen Musiktheaterproduktionen profilieren konnte, darunter mit einem vielbeachteten Britten-Zyklus an der
Deutschen Oper am Rhein. Die musikalische Einstudierung und Leitung der Vorstellungen übernimmt
der Gastdirigent Jonathan Stockhammer, der sich dem Wuppertaler Publikum bereits mit Steve Reichs Minimal-Music-Oper THREE TALES vorgestellt hat.
Die zentrale Rolle der Fairy Queen/MOND ist mit Alexandra Wedel prominent besetzt. Die 32-jährige Tänzerin und Schauspielerin, die seit ihrem 4. Lebensjahr gehörlos ist, siegte Ende November in der Pro7-Show „Deutschland tanzt“ für das Bundesland Bayern.
HELMUT OEHRING
AscheMOND oder The Fairy Queen
Oper unter Verwendung von Musiken Henry Purcells
Konzeption und Libretto von Stefanie Wördemann mit Texten von William Shakespeare, Heinrich Heine,
Adalbert Stifter und Helmut Oehring
Musikalische Leitung Jonathan Stockhammer
Sounddesign und Klangregie Torsten Ottersberg
Inszenierung Immo Karaman
Bühnenbild Aida Guardia, Immo Karaman
Kostüme Fabian Posca
Choreinstudierung Markus Baisch
Dramaturgie Jana Beckmann, Berthold Schneider
Gebärdensolistin Fairy Queen/MOND Kassandra Wedel
Erzähler Manfred Böll
Sopran 1 Ralitsa Ralinova
Sopran 2 Nina Koufochristou/Leonor Amaral
Mezzosopran Catriona Morison
Countertenor Hagen Matzeit
Tenor Christian Sturm
Bariton 1 Simon Stricker
Bariton 2 Hak-Young Lee
Solo Kontrabass und Stimme Aleksander Gabrys
Solo E-Gitarre Daniel Göritz
Opernchor der Wuppertaler Bühnen
Sinfonieorchester Wuppertal
Weitere Vorstellungen am 2. Februar sowie am 5. und 18. März.