Ihr Glück, ihre Hoffnungen lagen in der Liebe zum Amerikaner Pinkerton. Für den schneidigen Marineleutnant aber war die Beziehung zu seiner Schmetterlings-Dame nur eine Ehe auf Zeit, ein lockeres Abenteuer, während Cio-Cio-San dieser Liebe alles geopfert hat, was ihr heilig war: Familie, Religion und Ehre.
Die Neu- und vor allem Fremdartigkeit des Stoffes und dessen außergewöhnliche Umsetzung überforderten bei der Uraufführung weite Teile des Publikums in der Mailänder Scala, das am Abend
des 17. Februars 1904 einen veritablen Skandal provozierte: „Grunzen, Brüllen, Blöken, Gelächter,
Elefantengeschrei, Hohngejohle und da-capo-Rufe, die nur bezwecken sollten, die Zuschauer noch mehr aufzureizen: das war alles in allem die Aufnahme, die die Besucher der Scala dem neuen Werk Puccinis bereiteten“, so die Kritik in der Zeitschrift Musica e musicisti. Das Desaster der Uraufführung versetzte Puccini einen solchen Schock, so dass er weitere Aufführungen untersagte, die Partitur zurückzog und in den kommenden Jahren mehrfach und intensiv überarbeitete, ehe seine Butterfly in der revidierten Form die Bühnen der Welt erobern sollte.
Belustigt scheint das damalige Publikum vor allem auf einige naturalistische Bühnenvorgänge reagiert
zu haben, etwa wenn die Zofe Suzuki sich anschickte, „die Rouleaux am großen Fenster im
Hintergrunde aufzuziehen“, wie der Verleger Giulio Ricordi bemerkte. Weitaus irritierender und verstörender scheint dagegen der Zwiespalt zwischen der exotischen Ferne des Spielortes Nagasaki
und der zeitlichen Nähe des Handlungsablaufs gewirkt zu haben: Zum einzigen Mal in seinem Opernschaffen spielt mit Madama Butterfly ein Werk Puccinis dezidiert in der Gegenwart, „in unserer Zeit“, so der Wortlaut des Librettos. Von Anfang an empfand Puccini ganz offensichtlich eine große emotionale Nähe zu diesem Sujet. Im Juni 1900 hatte er in London das Schauspiel Madame Butterfly von David Belasco gesehen, das seinerseits auf John Luther Longs gleichnamiger Novelle beruht. Obwohl Puccini kaum Englisch verstand, hat diese Aufführung einen außerordentlichen Eindruck
hinterlassen.
Denn es ist ein Thema, so Puccini-Biograf Dieter Schickling, das Puccini „menschlich selbst immer
wieder bewegt hat: die unschuldige und mit aller Kraft liebende Frau, die an der nur kurze Zeit
anhaltenden Liebe des Mannes verzweifelt.“
Oper in drei Akten von Giacomo Puccini
Text von Luigi Illica und Giuseppe Giacosa
UA Mailand 1904
In italienischer Sprache mit Übertiteln
Kooperation mit der Thüringen Philharmonie Gotha
Musikalische Leitung Joana Mallwitz
Inszenierung und Ausstattung Matthew Ferraro
Mit Ilia Papandreou / Hye-Sung Na* (Cio-Cio San); Katja Bildt (Suzuki); Anja Elz** (Kate Pinkerton);
Richard Carlucci (Pinkerton); Kartal Karagedik / Juri Batukov (Sharpless); KS Jörg Rathmann /
Robert Wörle (Goro); Seongyung Hwang (Yamadori); Vazgen Ghazaryan (Onkel Bonze);
Jeogyung Jo (Yakusidé); Nils Stäfe* (Kommissar); Katharina Walz (Mutter); Nicole Enßle (Base);
Susanne Enciu (Tante)
* Gast ** Opernstudio
Weitere Aufführungen:
Sa, 04.10. | So, 12.10. | So, 26.10. | Fr, 21.11. | Sa, 13.12.2014 |
So, 18.01. | Fr, 27.02. | Mi, 13.05.2015
Karten und Informationen unter www.theater-erfurt.de und Telefon 0361 22 33 155.