Ein ganz normales Leben. Doch plötzlich taucht die junge Una im Pausenraum der Firma auf und Ray muss sich seiner Vergangenheit stellen, mit der er eigentlich abgeschlossen hatte. Vor Jahren waren die beiden ein Paar, eine Beziehung zwischen einem erwachsenen Mann und einer Minderjährigen. Die beiden wurden ertappt, Ray, der damals noch Peter hieß, festgenommen und zu einer Gefängnisstrafe wegen Kindesmissbrauch verurteilt. Una kann im Gegensatz zu Raymond, das Geschehene nicht verarbeiten. Sie wirft ihm vor, sie verlassen und damit den ablehnenden Reaktionen ihres Umfeldes ausgesetzt zu haben. Doch was ist damals wirklich passiert? Trifft hier ein Kinderschänder auf sein ehemaliges Opfer oder handelte es sich tatsächlich um eine gegenseitig ge-wollte Beziehung? Kann es das zwischen einem Kind und einem Erwachsenen überhaupt geben oder handelt es sich automatisch um Missbrauch? Zwei radikal unterschiedliche Versionen von Vergangenheitsbewältigung treffen aufeinander. BLACKBIRD rührt provozierend und kontrovers an einem gesellschaftlichen Tabuthema.
Regie: Daniel Karasek | Ausstattung: Ina Reuter
Mit: Jennifer Böhm, Imanuel Humm
2. Verbrennungen von Wajdi Mouawad
Sa | 9. Februar | 20 Uhr | Schauspielhaus
Die sechzigjährige Nawal ist gestorben. Ein Notar ist mit der Vollstreckung ihres überaus rätselhaften Testaments beauftragt. Er übergibt ihren Kindern, dem Zwillingspaar Jeanne und Simon, je einen Brief, den sie persönlich zu überbringen haben. Jeannes Brief ist an den Vater adressiert, den die beiden bisher für tot gehalten hatten; der von Simon an einen weiteren Bruder, von dessen Existenz die Geschwister bisher gar nichts wussten. Widerwillig respektieren die beiden den letzten Willen und machen sich auf eine Suche, die sie in die Heimat der Mutter führt. Ein Land, das von einem blutigen und brutalen Bürgerkrieg gezeichnet und zerrissen ist. Die Reise konfrontiert die beiden mit der Realität des Krieges – mit Mord, Folter und Vertreibung, aber auch mit der unerschütterlichen Hoffnung auf ihre Überwindung. Jeanne und Simon geraten auf einen immer unwirklicher erscheinenden Trip in die Vergangenheit; Zeitebenen, einzelne Schicksale und Realitäten vermischen sich mehr und mehr. Immer tiefer geraten die Geschwister in das Netz der eigenen Familiengeschichte, bis die einzelnen Linien schließlich ineinander laufen und ein schockierendes Geheimnis enthüllt wird.
Regie: Lydia Bunk | Ausstattung: Peter Schubert | Videoprojektion: Lars Lehners / Gunnar Mihlan (Koope-ration mit der FH Kiel / Multimedia Production)
Mit: David Allers, Ellen Dorn, Dorothee Föllmer, Marko Gebbert, Eva Krautwig, Claudia Macht, Zacharias Preen, Agnes Richter, Almuth Schmidt, Stefan W. Wang, Felix Zimmer
3. Heimgegangen von Neil LaBute
Mo | 11. Februar | 20 Uhr | Reihe 17 Schauspielhaus
Edward Carr ist ein moderner Jedermann, eher konservativ, ein bisschen prüde, einer, der sich fleißig, aber nie verbissen von ganz unten hochgearbeitet hat, der 30 Jahre glücklich verheiratet war. Nun ist seine Frau, Mary Jo, gestorben, und auch dem Kettenraucher Edward geben die Ärzte nur noch ungefähr acht Monate. Wie um ein erstes und letztes Mal Zeugnis abzulegen, erzählt Edward in einem inneren Monolog auf der Trauerfeier für Mary Jo die Geschichte einer großen, bedingungslosen Liebe, die anfangs unter einem Un-stern stand.
Denn als Edward und Mary Jo einander kennen lernten, war er 25 und noch Jungfrau, sie 40 und mit einem anderen liiert. Trotz des Altersunterschieds und gegen alle gesellschaftlichen Widerstände werden die beiden ein Paar und zu angesehenen Mitgliedern der Gemeinde.
Erst auf dem Totenbett vertraut Mary Jo Edward ein Geheimnis an, das sie seit ihrer Jugendzeit mit sich herumgetragen hat – nicht ahnend, dass Edward es schon immer kannte und sie seinerseits all die Jahre ge-täuscht hat. Mit Heimgegangen setzt das Schauspiel Kiel nach TAG DER GNADE und WIE ES SO LÄUFT die Auseinadersetzung mit Neil LaBute, einer der wichtigsten Stimmen der Gegenwartsdramatik, fort.
Regie: Nina Pichler | Ausstattung: Christine Hielscher | Mit: Siegfried Jacobs