Thomas Becket, einstiger Lordkanzler Heinrich II., hat sich nach seiner Ernennung zum Erzbischof durch sein Beharren auf die Unabhängigkeit der Kirche gegenüber staatlichen Einflüssen den König zum Feind gemacht. Allen an ihn herangetragenen Versuchungen widersteht er standhaft. Nur die Möglichkeit, als Märtyrer in die Geschichte einzugehen, lässt ihn in seiner Überzeugung schwanken, hat er sich doch bereits des Öfteren damit auseinandergesetzt. Gleichwohl unterwirft er sich auch in dieser Frage dem Willen Gottes. Als der Erzbischof schließlich nach dem Gottesdienst in seiner Kirche einem Attentat durch vom König gedungene Mörder zum Opfer fällt, stimmt die Gemeinde das Gloria für den neuen Märtyrer an.
Die Oper von Ildebrando Pizzetti (1880-1968) basiert auf der italienischen Bearbeitung des Versdramas Murder in the Cathedral (1935) von T.S. Eliot. Ihre äußerst erfolgreiche Uraufführung erfolgte am 1. März 1958 an der Mailänder Scala unter Gianandrea Gavazzeni und in der Regie von Margarethe Wallmann. Der italienische Bariton Nicola Rossi-Lemeni übernahm die männliche Hauptpartie, welche er in der Folgezeit auch an weiteren internationalen Opernhäusern verkörperte. Das Werk stellt Pizzettis Versuch dar, der in die Jahre gekommenen italienischen Musiktheaterästhetik durch die Rückbesinnung auf die Oper des 17. Jahrhunderts sowie die Anlehnung an das Schauspiel neue Impulse zu verschaffen. Diese Bemühungen schlugen jedoch fehl, und das Musikleben Italiens orientierte sich auch weiterhin an der in Europa vorherrschenden neoklassizistischen Kompositionsweise.
Für die Frankfurter Erstaufführung, welche auf Englisch – der Sprache des Dichters Eliot – gesungen wird, kehren zwei Briten an die Oper Frankfurt zurück, wo sie in jüngster Zeit große Erfolge feiern konnten: Martyn Brabbins (Musikalische Leitung) und Keith Warner (Regie) haben hier bereits u.a. 2003/04 das Opern-Doppel aus Dallapiccolas Volo di notte und Il prigioniero gemeinsam erarbeitet, dessen Rückkehr auf den Spielplan geplant ist. 2006/07 übernahm der Dirigent die erste Wiederaufnahme von Blochs Macbeth in Warners Inszenierung. Ebenfalls aus England stammt Sir John Tomlinson, einer der großen Sänger unserer Zeit, welcher in der männlichen Hauptpartie des Erzbischofs Thomas Becket sein Debüt an der Oper Frankfurt feiern wird. Der an allen wichtigen Musikzentren der Welt beheimatete Bariton wurde 2005 von der englischen Königin in den Adelsstand erhoben. Alle weiteren Partien sind überwiegend mit Ensemblemitgliedern der Oper Frankfurt besetzt.
Musikalische Tragödie in zwei Akten und einem Intermezzo von Ildebrando Pizzetti
Text vom Komponisten nach dem Drama Murder in the Cathedral von T.S. Eliot, englische Fassung: Geoffrey Dunn
Musikalische Leitung: Martyn Brabbins
Inszenierung: Keith Warner
Bühnenbild: Tilo Steffens
Kostüme: Julia Müer
Licht: Olaf Winter
Dramaturgie: Norbert Abels
Chor: Michael Clark
Erzbischof Tommaso / Thomas Becket: John Tomlinson
Ein Herold: Michael McCown
1. Priester: Hans-Jürgen Lazar
2. Priester: Dietrich Volle
3. Priester: Vuyani Mlinde
1. Versucher / 1. Kavalier: Beau Gibson
2. Versucher / 2. Kavalier: Simon Bailey
3. Versucher / 3. Kavalier: Brett Carter
4. Versucher / 4. Kavalier: Magnus Baldvinsson
1. Koryphäe: Britta Stallmeister
2. Koryphäe: Katharina Magiera
Chor, Kinderchor und Statisterie der Oper Frankfurt; Frankfurter Opern- und Museumsorchester
Weitere Vorstellungen: 5., 8., 12., 15., 21., 27., 29. (15.30 Uhr; mit kostenloser Kinderbetreuung) Mai 2011
Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr
Preise: € 12 bis 130 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)
Karten sind bei den bekannten Vorverkaufsstellen, im Telefonischen Vorverkauf 069 – 212 49 49 4 oder online unter www.oper-frankfurt.de erhältlich.