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FOOD im Schinkel Pavillon Berlin

Juli & August 2025

Kann Kulinarik ein ästhetisches Medium sein, das gesellschaftliche und politische Strukturen sichtbar und erfahrbar macht? Wird beim Essen sichtbar, wie Gesellschaft funktioniert und für wen? Was bleibt, wenn die Kunst zergeht? Ist Verfall das eigentliche Finale? Und wie schmeckt eigentlich Utopie?

 

 

Copyright: FOOD im Schinkel Pavillon Berlin

 Der Schinkel Pavillon, seit Jahren eines der relevantesten Zentren für zeitgenössische Kunst in Berlin, antwortet in diesem Sommer mit einem Programm, das Kunst, Kulinarik und Kollektivität neu verlinkt. Unter dem Titel FOOD entsteht eine Reihe von Inszenierungen, die das Essen als Handlung und als Medium in den Mittelpunkt stellen. Ihre Ansätze sind dabei präzise, forschend, kompromisslos, aber auch sinnlich und poetisch. In Zeiten drastischer Kürzungen im Berliner Kulturbereich ist dieses Programm auch eine Stellungnahme. Denn die Frage, wie eine Stadt ihre Kultur finanziert, ist immer auch eine Frage danach, welchen sozialen Gesten sie Raum gibt und welchen nicht.

Zum Auftakt füllen die Künstler*innen von YBDG.Dining zwei Abende  am 24.07. und 25.07.2025. Eine Produktion der Young Boy Dancing Group in Zusammenarbeit mit dem Künstler und Koch Caique Tizzi. Im Schinkel Pavillon gestaltet die Perfomer*innen ein viergängiges Dinner als choreografiertes Ritual, serviert wird mit, durch und in Bewegung. Der Körper als Medium der Übertragung, die Speise als Skulptur in Auflösung. Die Performer*innen agieren im Spannungsfeld von Nähe und Distanz, das Menü  wird zu einer Dramaturgie aus Textur, Geste, Intimität, Rhythmus und Dynamik. Es geht nicht um Inszenierung von Genuss, sondern um dessen soziale Codierung.

Im August folgen zwei weitere Formate: Otarkino und Pickle Bar. Otarkino ein cine-gastronomisches Projekt von Food-Kollektiv Otarkino (Charlotte Koopman, Hadas Cnaani und anderen) und Filmkurator Vincent Stroep, das Film und Geschmack zu einem synästhetischen Raum zusammenührt. Otarkino verbindet Kino und Gastronomie zu immersiven Film-Dinner-Erlebnissen. Inspiriert von Bildern und Ideen der Filme entsteht bei jedem Event eine sinnliche Verschmelzung von Geschmack, Geruch, Klang und Bild. 

Das zweite Format, die Pickle Bar, ist ein Projekt des Künstlerkollektivs Slavs and Tatars und versteht sich als Ort für Begegnungen und experimentelle künstlerische Formate, oft im Kontext von Sprache und Austausch. In Kooperation mit der Food-Künstlerin Lila Steinkampf organisieren sie einen Abend voller Musik, Performances, fermentierter Drinks und kunstvoller Food-Installationen. Lila Steinkampfs essbare Jelly-Skulpturen zwischen dekorativer Opulenz und ephemeren Material, verhandeln im Untergeschoss Fragen von Begehren, Konsum und Verfall. 

Was das Sommerprogramm FOOD vorschlägt, ist auch eine kritische Reaktion auf die gegenwärtige politische Lage. In einem Moment, in dem die Berliner Kulturlandschaft systematisch ausgedünnt wird. Wer Kunst nur noch zur Beilage macht, verkennt ihre Funktion als Infrastruktur des Sozialen. Kunst ist kein dekorativer Überbau, sie ist Möglichkeits- und Resonanzraum. In einer Stadt wie Berlin, deren internationale Strahlkraft maßgeblich auf ihrer Kulturszene basiert, ist die Aushöhlung künstlerischer Strukturen nicht nur kulturpolitisch kurzsichtig, sondern auch ökonomisch irrational. Kultur ist Standortfaktor und Exportgut zugleich. Wer hier kürzt, sägt nicht nur an der kulturellen Substanz, sondern auch an der wirtschaftlichen Grundlage einer offenen, global vernetzten Metropole wie Berlin.

FOOD ist in diesem Sinne eine performative Verteidigung der Kultur selbst. Und vielleicht beginnt genau hier, am gedeckten Tisch, der eigentliche Diskurs über die Zukunft von Öffentlichkeit, Kunst und Gemeinschaft.


Programm 

Young Boy Dancing Group x Caique Tizzi
Donnerstag, 24. Juli, Tickets: ra.co/events/2209416
Freitag 25. Juli,  Tickets: SOLD OUT, kleines Ticketkontingent an der Abendkasse

Otarkino
Freitag, 8. August
Samstag, 9. August

Pickle Bar x Lila Steinkampf
Donnerstag, 28. August

Gefördert von: Stiftung des Kunstfonds Bonn sowie der Beauftragten der Bundesregierung für Kunst und Medien.

Mehr Information www.schinkelpavillon.de/ 

 

 

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