Er verschweigt die Aufzeichnung der fünf Anrufbeantworteranrufe, die sein Vater noch machte, nachdem die Flugzeuge in die Türme gerast waren und er verschweigt selbstverständlich auch, dass er selbst neben dem Telefon stand und den Hörer nicht abheben konnte. Er verschweigt den Schlüssel, den er in einer Vase im Schrank seines Vaters gefunden hatte, auf dem „Black“ geschrieben steht. Über so vieles schweigt Oskar. Dabei rasen tausende Fragen durch seinen Kopf. Doch Antworten zu finden ist schwer. Also beginnt er mit der einfachsten. In welches Schloss passt der Schlüssel mit Namen Black? Die Schlösser der Wohnung hat Oskar schon ausprobiert, keines passt. Bleiben nur ungefähr 162 Millionen weitere Schlösser in New York, die wiederum 9 Millionen Menschen zugeordnet werden können. Gott sei Dank tragen nur 472 davon den Namen Black. Eine lösbare Aufgabe scheint es Oskar, und so wagt er sich in die Weiten der großen Stadt in der Hoffnung, dass diese Antwort weitere mit sich bringt. Seine Odyssee beginnt.
Jonathan Safran Foer lässt Oskar New York durchwandern und ihn dabei seine verzweigte Familienhistorie entdecken, in der Leid und Liebe wuchern und Schweigen noch nie geholfen hat. Ob er will oder nicht, Oskar begreift, dass er nicht alleine ist. Die Geschichte umfängt ihn, stützt und beschränkt ihn zugleich. Einzeln war er zuvor – jetzt ist er ein Shell, Teil eines großen Menschenhaufens, in dem alles mit allem zusammenhängt. Foer greift große politische Ereignisse und Krisen auf – den Bombenhagel über Dresden, Hiroshima, 9/11 – und spiegelt sie in der Familie, dem Einzelnen. Die Mühe, die Lust, das Gelingen, das Scheitern – Foer lässt die Geschichte durch Oskar erstehen, die zugleich zur Geschichte einer Familie und einer Gesellschaft erwächst und zutiefst berührt.
13+
Es spielen: Hermann Book, Sebastian Dominik, Gabriel Kähler, Christine Ochsenhofer, Katherina Sattler, Sophia Vogel
Regie: Alexander Riemenschneider
Kostüme: Lilli Wanner
Bühne: David Hohmann
Komposition: Jan Beyer
Licht: Jonathan Biendarra
Ton: Benjamin Owuso-Sekere, Caroline Woelke
Dramaturgie: Volker Bürger