Der Außenseiter Eugen Onegin (Christopher Bolduc) hatte sich gegen die Banalität und Langeweile seiner Umgebung hinter Ironie und Zynismus verbarrikadiert. Dies machte ihn aber zum Gefangenen seiner selbst: Leichtsinnig bringt er sich erst um eine große Liebe und dann um seinen besten Freund. Jahre vergehen. Inzwischen hat Tatjana, die ihn einst angebetet hat, ihren Platz in der Welt gefunden – an der Seite des reichen Fürsten Gremin. Beim Wiedersehen auf einem Ball in der Stadt entzündet sich Onegins Liebe zu Tatjana, aber sie kann und will ihr Leben nicht ändern. Einsam bleibt Onegin zurück.
Tschaikowski kannte den Opernbetrieb seiner Zeit und zweifelte daher an seinem Werk: »Ja, diese Oper hat keine Zukunft«, schrieb der Komponist über seinen »Eugen Onegin«. Wenig Handlung, wenig Bühneneffekte würden zwar durch den Reichtum an Poesie, Lebenswahrheit und die genialen Verse Puschkins mehr als aufgewogen, aber »sie wird niemals Erfolg haben«. Die Zeit seit der Uraufführung 1879 in Moskau hat eindrucksvoll das Gegenteil bewiesen. Ausgehend vom Lied formte Tschaikowski einfühlsam die Partien und Szenen. Als Kernstück verbindet Tatjanas berühmte Briefszene intensive psychologische Schilderung heftigster Gefühlsstürme mit schlichter Menschlichkeit. Gerade dadurch ist der Figur der verschmähten Liebenden bis heute eine Dimension von schmerzlicher Schönheit und natürlicher Würde verliehen.
Die Oper stellt eine besondere Herausforderung an die Sänger und das Regieteam, wollte doch Tschaikowski mit dieser Oper psychologische Wahrhaftigkeit erreichen. In der Inszenierung von Vasily Barkharkov feiert das Werk am Hessischen Staatstheater Wiesbaden am 12. März Premiere. Barkhatov brachte bei den Internationalen Maifestspielen 2016 Bernd Alois Zimmermanns »Die Soldaten« in einem spektakulären Raumkonzept auf die Bühne. Die Musikalische Leitung liegt bei Daniela Musca.
Christopher Bolduc gibt sein Rollendebüt in der Titelpartie des Eugen Onegin, zuletzt war er in Wiesbaden u.a. als Marcello (»La Bohème«) zu sehen. In der laufenden Spielzeit 2016.2017 übernimmt er auch die Partie des Grafen Almaviva (»Die Hochzeit des Figaro«). Die international preisgekrönte Asmik Grigorian ist als Tatjana zu erleben. Sie war 2016 erstmals als Judit in »Herzog Blaubarts Burg«, mit der sie auch in Gent und Antwerpen gastierte, in Wiesbaden zu sehen. Silvia Hauer übernimmt die Partie der Olga. In Wiesbaden stellte sie sich 2015 als Dorabella (»Così fan tutte«) vor. Thomas Blondelle übernimmt die Partie des Lenski. Als Gast von der Deutschen Oper Berlin wird er u.a. auch als Loge (»Das Rheingold«) gefeiert. Wolf Matthias Friedrich singt Fürst Gremin und ist auch als Osmin (»Die Entführung aus dem Serail«) und Bartolo (»Die Hochzeit des Figaro«) zu sehen. Romina Boscolo ist Larina, Erik Biegel ist Triquet. In der Partie der Filipjewna singt Anna Maria Dur, die u.a. bei den Salzburger Festspieler große Erfolge feierte.
Libretto: Peter Tschaikowski und Konstantin Schilowski, nach dem Roman von Alexander Puschkin
In russischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung Daniela Musca Inszenierung Vasily Barkhatov Bühne Zinovy Margolin Kostüme Olga Shaishmelashvili Licht Andreas Frank Chor Albert Horne Dramaturgie Regine Palmai
Eugen Onegin Christopher Bolduc Tatjana Asmik Grigorian / Tatjana Miyus Olga Silvia Hauer Lenski Thomas Blondelle / Aaron Cawley Fürst Gremin Wolf Matthias Friedrich / Young Doo Park Larina Romina Boscolo Triquet Tobias Hunger / Erik Biegel Filipjewna Anna Maria Dur Saretzki Christian Balzer / Aldomir Mollov Ein Hauptmann Leonid Firstov / Martin Stoschka
Chor & Statisterie des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Hessisches Staatsorchester Wiesbaden
Die nächsten Vorstellungstermine sind am 17. & 25. März jeweils um 19.30 Uhr