Bei dem Bewerbungsgespräch scheitert er allerdings – an einem übergroßen Senffleck auf dem Anzug, den ihm der leitende Sparkassenangestellte zuvor selbst zugefügt hat. Der endgültige Ausschluss aus der Arbeitswelt kommt Brennwerts gesellschaftlichem Todesurteil gleich. Seine Verlobte (Caroline Hanke) verlässt ihn für einen Sparkassenangestellten (Sebastian Kuschmann), und die Mitmenschen (Andreas Beck, Björn Gabriel, Luise Heyer) treten ihm nur noch als verkörperte Demütigung gegenüber: Er wird geschlagen, beleidigt und missbraucht. Am Tiefpunkt – im Dreck eines Parks nach Eicheln wühlend – stellt er fest: „Das Leben hat mich halt deshalb erfunden, damit es den lebendigen Menschen beweisen kann, dass es ihnen gut geht.“ Doch gerade Untote leben länger: Von einer übereifrigen Medienmaschinerie ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt, gelangt Brennwert deutschnational verwandelt für kurze Zeit zurück in die Mitte der Gesellschaft. Und brennen wird es am Ende trotzdem ...
Mit „ESKALATION ordinär“ des früh verstorbenen Dramatiker-Stars Werner Schwab kommt ab Januar eines der aufregendsten und sprachlich bemerkenswertesten Stücke der 1990er Jahre auf die Studiobühne: Schwab hat „ESKALATION ordinär“ einmal sein „vielleicht bestes Stück“ genannt. Die Figur Brennwert erscheint dabei als Wiedergänger anderer bekannter Abwärtsmenschen: Büchners Woyzeck, Tollers Hinkemann, Horváths Kasimir. Ein wucherndes Sprachstück, das Regisseur Martin Nimz in einer überraschenden Raumanordnung (Bühne: Cornelia Brückner) inszeniert.
Inszenierung: Martin Nimz
Dramaturgie: Alexander Kerlin
Bühne: Cornelia Brückner
Kostüme: Mona Ullrich
Licht: Rolf Giese
Regieassistenz: Lena Biresch
Ausstattungsassistenz: Valerie Gasse
Inspzient: Ralf Kubik
Soufflage: SuSe Kipp
Nieroster: Andreas Beck
Brennwerts Anverlobte: Caroline Hanke
Ehefrau: Luise Heyer
Leitender Sparkassenangestellter: Sebastian Kuschmann
Helmut Brennwert: Uwe Rohbeck
Ehemann: Björn Gabriel
Weitere Termine: 29. Januar, 17. Februar 2012