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"Eisenstein" von Christoph Nußbaumeder im Theater Heilbronn

Premiere am 11. April 2025, 19.30 Uhr, Großes Haus

Alles beginnt mit einer Lüge im April 1945. Die junge Erna Schatzschneider flieht aus Böhmen vor der roten Armee. Sie will nach Eisenstein, einem kleinen Ort in Bayern, wo ihr Onkel auf dem Hof der reichen Familie Hufnagel arbeitet. Ihr Verlobter ist schon vor längerer Zeit im russischen Winterkrieg gefallen. Das jedoch verschweigt Erna den Hufnagels. Stattdessen erzählt sie ihnen, dass er erst kürzlich auf ihrer gemeinsamen Flucht erschossen wurde. Denn sie muss ihren Verlobten noch ein bisschen länger leben lassen, um der Geschichte, die ihr Leben retten soll, Glaubwürdigkeit zu verleihen.

 

Copyright: Jochen Klenk

Erna hat nämlich auf ihrem Weg nach Bayern einen entflohenen KZ-Häftling getroffen und ist ein Stück des Wegs gemeinsam mit ihm gegangen, nachts haben sie einander gewärmt. Und als sie sich kurz vor Eisenstein trennen, trägt Erna ein Kind im Bauch. Sie hat Glück, dass sie Josef Hufnagel, dem Besitzer des Hofes, gefällt. Er gewährt ihr ein Dach über dem Kopf und tröstet sich mit ihr über die Krankheit seiner Frau hinweg. Erna behauptet, das Kind sei von ihm. Er lässt sie bleiben unter der Bedingung, dass sie Stillschweigen über seine vermeintliche Vaterschaft bewahrt. Als Erna endlich den Mut hat, Josef über ihre Notlüge von einst aufzuklären, ist es bereits zu spät. Der Stein, der die Lawine des Unglücks ins Rollen bringt, ist schon längst losgetreten.

In sechs Zeitsprüngen zwischen 1945 und 2008 erzählt Christoph Nußbaumeder die packende und berührende Familiensaga der Schatzschneiders und Hufnagels in dem Ort Eisenstein über drei Generationen. Dies geschieht vor dem Hintergrund wichtiger Ereignisse der westdeutschen Geschichte, in der das Lügen, Verschleiern, Vertuschen und Neuerfinden von Biografien nach 1945 Konjunktur hatte. Nußbaumeder zeigt, wie diese Urlüge viele weitere nach sich zieht und im Laufe der Zeit, Generation um Generation, ihre umfassende zerstörerische Kraft entfaltet. Gleichzeitig entwickelt das Drama einen großen Sog und provoziert ein tiefes Mitgefühl mit den Kindern und Enkeln, die einerseits zu den Leidtragenden des Handelns ihrer Großeltern geworden sind und sich andererseits ihrer Verantwortung nicht entziehen können und dürfen.

»Eisenstein« ist ein starkes Stück neuer deutscher Dramatik, das 2010 in Bochum uraufgeführt und schon auf vielen Bühnen gespielt wurde.

Der komplexe und berührende Stoff hat Christoph Nußbaumeder weiterhin nicht losgelassen, denn er diente ihm auch als Grundlage für seinen ersten und gleich preisgekrönten Roman »Die Unverhofften«, der 2020 bei Suhrkamp erschienen ist.
 
So 13.04.2025 18:00 Uhr
Fr 25.04.2025 19:30 Uhr
Mi 30.04.2025 19:30 Uhr
Mi 07.05.2025 19:30 Uhr
Sa 07.06.2025 19:30 Uhr
Sa 21.06.2025 19:30 Uhr
Mi 25.06.2025 19:30 Uhr
Fr 04.07.2025 19:30 Uhr
Di 08.07.2025 19:30 Uhr
Di 15.07.2025 19:30 Uhr
Sa 19.07.2025 19:30 Uhr
Do 24.07.2025 19:30 Uhr


    Regie Stephan Suschke    
    Ausstattung Tom Musch    
    Musik Tobias Cosler    
    Licht Niko Bock    
    Dramaturgie Christine Härter    
    Theaterpädagogik Simone Endres    

MIT

    Tobias D. Weber(Josef Hufnagel, Gutsbesitzer aus Eisenstein; Hans, Georgs Anlageberater & Geschäftspartner)
    Romy Klötzel(Jutta Hufnagel, Josefs Frau; Heidi Hufnagel, jüngere Tochter von Josef und Jutta)
    Sarah Finkel(Gerlinde Hufnagel, ältere Tochter von Josef und Jutta)
    Judith Lilly Raab(Erna Schatzschneider, Georgs Mutter)
    Felix Lydike(Georg Schatzschneider, Sohn von Erna und Andreas Küster)
    Oliver Firit(Vinzenz Hufnagel, Josefs Bruder; Lothar, Arbeiter aus dem Ruhrgebiet)
    Sophie Maria Scherrieble(Corin, Magd auf dem Hufnagelgut, Großcousine von Jutta; Nikola, Tochter von Georg und Heidi)
    Stefan Eichberg(Asam, Ernas Onkel und Knecht am Hufnagelhof; Konrad, Wirt im Gasthof in Landshut)
    Richard Feist(Andreas Küster, entlaufener KZ-Häftling, später DDR-Devisenbeschaffer; Albert, Sohn von Georg und Gerlinde)

 

 

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