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EISENSTEIN von Christoph Nussbaumeder im Stadttheater Giessen

Premiere Sa 13.4.2013, 19:30 Uhr. -----

Christoph Nußbaumeders Schauspiel EISENSTEIN hat viele Facetten: Es ist kritische Heimatkunde, Familiensaga, Aufstiegsgeschichte und deutsche Zeitreise. Vor allem aber ist es eine Tragödie, in deren Zentrum abwesende Väter und eine verhinderte Liebe stehen.

 

Der niederbayerische Ort Eisenstein existiert tatsächlich – und der Autor scheint sich dort bestens auszukennen. Doch was anfangs wie die Rekonstruktion einer Dorfgeschichte erscheint, weitet sich rasch zu einer dramatischen Fiktion, die in ihrer Sprache und Atmosphäre an Stücke von Marieluise Fleißer, Franz Xaver Kroetz oder Martin Sperr, aber auch an die „Heimat“-Filme von Edgar Reitz erinnert.

 

Die Geschichte beginnt im April 1945. Auf der Flucht trifft die junge Erna Schatzschneider einen Unbekannten und wird von ihm schwanger. Bei dem Gutsbesitzer Josef Hufnagel im nahe gelegenen Eisenstein findet sie Zuflucht. Ein heimliches Verhältnis der beiden beginnt. Josef hält Ernas Sohn Georg für den seinen, besteht mit Rücksicht auf Ehefrau und Familie aber auf der Erfindung eines fremden Vaters. Schwierig wird es, als sich der herangewachsene Georg in Gerlinde, die leibliche Tochter der Hufnagels, verliebt. Die vermeintlich inzestuöse Beziehung wird verhindert, eine Abtreibung nahe gelegt, eine große Liebe zerstört. Erst nach Jahrzehnten kommen die wahren Zusammenhänge ans Licht. Georg erfährt nicht nur, wer sein wirklicher Vater ist, sondern auch von seiner eigenen Vaterschaft. Ohne sein Wissen hatte Gerlinde das gemeinsame Kind zur Welt gebracht und zur Adoption freigegeben. Dabei hätte einer gemeinsamen Zukunft in Wahrheit gar nichts im Wege gestanden.

 

Nußbaumeders Figuren werden schuldlos schuldig, führen ein beschädigtes Leben und träumen davon, einst doch noch ihren Frieden zu finden. Auf engstem Raume gelingt es dem 1978 geborenen Autor, die großen Themen der Nachkriegsgeschichte aufscheinen zu lassen: Die Last der Vergangenheit, das Verschwinden der Väter und die Aufbaueuphorie. In diesem Sinne zeichnet EISENSTEIN nicht zuletzt eine deutsche Nachkriegskarriere nach, die in den Reichtum nicht aber ins Glück führt.

 

Inszenierung: Titus Georgi

Bühne: Katja Wetzel

Kostüme: Astrid Klein

Dramaturgie: Matthias Schubert

 

 

Josef Hufnagel, Gutsbesitzer aus Eisenstein / Hans, Georgs Anlageberater und Geschäftspartner: Jan Uplegger

Jutta Hufangel, Josefs Frau / Heidi Hufnagel, jüngere Tochter von Josef und Jutta: Ana Kerezović

Gerlinde Hufnagel, ältere Tochter von Josef und Jutta: Carolin Weber

Erna Schatzschneider, Georgs Mutter / Nikola, Tochter von Georg und Heidi: Anne-Elise Minetti

Georg Schatzschneider, Sohn von Erna und Andreas Küster (ab 1964): Vincenz Türpe

Georgs Schatzschneider, Sohn von Erna und Andreas Küster (ab 1982): Roman Kurtz

Vinzenz Hufnagel, Josefs Bruder / Lothar, Arbeiter aus dem Ruhrgebiet: Rainer Hustedt

Corin, Magd auf dem Hufnagelgut, Großcousine von Jutta: Kathrin Berg

Asam, Ernas Onkel und Knecht am Hufnagelhof / Konrad, Wirt im Gasthof in Landshut: Harald Pfeiffer

Andreas Küster, entlaufener KZ-Häftling, später DDR-Devisenbeschaffer: Vincenz Türpe

Albert, Sohn von Georg und Gerlinde: Pascal Thomas

 

Nächste Vorstellungen

26.04.2013 19:30 Uhr | Großes Haus | Karten

08.05.2013 19:30 Uhr | Großes Haus | Karten

24.05.2013 19:30 Uhr | Großes Haus | Karten

31.05.2013 19:30 Uhr | Großes Haus | Karten

09.06.2013 19:30 Uhr | Großes Haus

 

 

 

 

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