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Eine antibürgerliche Oper: Brechts und Weills "Dreigroschenoper" im Nationaltheater Weimar

Premiere 28. November 2009, um 19.00 Uhr im großen Haus

 

John Gays 1728 entstandene „Beggar‘s Opera“ lieferte Bertolt Brecht zweihundert Jahre später die Vorlage für seine zynische Karikatur der bürgerlichen Gesellschaft, deren Doppelmoral und Korrumpierbarkeit er demaskiert.

 

In engem Kontakt zum Autor komponierte Kurt Weill dazu eine unvergleichliche musikalische Kolportage aus Songs und Balladen, die Elemente aus populärer Musik der 20er Jahre, Jazz, Jahrmarktsmusik und Oper raffiniert vermischt und parodiert. Der durchtriebene Bettlerkönig Jonathan Peachum beherrscht das Geschäft mit der Armut wie kein anderer und schlägt auf originelle Weise aus dem Mitleid der wohlhabenden Oberschicht Kapital.

 

Sein einzig ernst zunehmender Gegenspieler in der Londoner Verbrecherwelt ist der skrupellose Ganove Macheath, genannt Mackie Messer, den noch dazu eine enge Freundschaft mit dem Polizeichef Tiger Brown verbindet. Als Peachum von der heimlichen Hochzeit seiner Tochter Polly mit Macheath erfährt, geht er in die Offensive und versucht mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, den unerwünschten Schwiegersohn und Konkurrenten zur Strecke zu bringen…

 

Wer in der „Dreigroschenoper“ Moral fordert, fordert die Unterdrückung, und wer Unmoral lebt, lebt unbewussten Widerstand. Diese Umkehrung ist Brechts Thema, das er gemeinsam mit Kurt Weill in einer lustvollen, antibürgerlichen Oper präsentiert. Die Bettler- und Ganovenwelt ist dabei nichts anderes als ein Spiegel der bessergestellten Gesellschaft, in der sich alles um Macht, Anerkennung, Geld und Hierarchien dreht und die Skrupellosigkeit Mittel zum Zweck ist. Aber nicht auf die Anklage „die Oberen haben, was wir nicht haben“, sondern vielmehr auf die Menschen in der Geschichte und wie sie miteinander agieren, legt die Inszenierung von Claudia Meyer den Fokus. In den Sehnsüchten und Gefühlen, dem Scheitern und Weitermachen der Figuren offenbart sich, dass Macht und Anerkennung doch nicht alles sind.

 

Mit Bertolt Brechts und Kurt Weills "Dreigroschenoper" kehrt in einer Neuinszenierung von Hausregisseurin Claudia Meyer eines der erfolgreichsten Theaterstücke des 20. Jahrhunderts auf die Bühne des Deutschen Nationaltheaters Weimar zurück.

 

Es spielen und singen Florian Jahr (Macheath), Christian Klischat (Jonathan Peachum), Irina Wrona (Polly), Julia Zabolitzki (Spelunkenjenny), Petra Hartung (Celia Peachum), Nico Delpy (Brown) und Ulrike Knobloch (Lucy). Desweiteren sind Martin Andreas Greif, Paul Enke, Markus Fennert und Mark Pohl u.a. als Mitglieder der Macheath-Bande zu erleben. Zum Ensemble gehören außerdem die Tänzerin Michelle Haugen und Thomas Steinbach sowie acht Musiker um den musikalischen Abendspielleiter Michael Wilhelmi am Klavier, die auch szenisch in die Aufführung eingebunden sind. Die musikalische Konzeption und Einstudierung der Produktion lag in den Händen von Hans-Jörn Brandenburg. Für die Klangregie war Marcus Schmickler verantwortlich. Das Bühnenbild entwickelte Nicola Schmid gemeinsam mit Claudia Meyer, die Kostüme entwarf Nina Lepillina.

 

Die nächsten Vorstellungen der „Dreigroschenoper“ stehen am 5. und 31.12. jeweils um 19 Uhr, am 12., 22.12., 2. und 14.1., jeweils um 19.30 Uhr und am 24.1., 16 Uhr auf dem Programm.

 

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