Er zeichnet das Bild einer aus den Fugen geratenen Zivilisation, die in der Erfüllung absurder Regeln und dem sich Klammern an Pflicht und Gehorsam das Bild einer in Schockstarre verharrenden Gesellschaft vermittelt. Erzählt wird die Geschichte des jungen idealistischen Amerikaners Leopold Kessler, der zurückgekommen ist, um beim Wiederaufbau des Landes zu helfen. Mit Hilfe seines deutschen Onkels bekommt er einen Job als Schlafwagenschaffner bei der ›Zentropa‹, der deutschen Bahngesellschaft. Er lernt in Katharina Hartmann die Tochter des Firmeneigners kennen und gerät durch sie allmählich in den mörderischen Strudel fanatischer Revanchisten, die sich selbst als die letzten aufrechten Deutschen begreifen und ›Die Werwölfe‹ nennen. Am Ende steht für Leopold Kessler konsequenterweise der Tod als einzige Fluchtmöglichkeit aus diesem verlorenen Europa.
Von Triers Bild eines absurden Nachkriegsdeutschlands mutet wie die finstere Vision einer modernen Zukunft an. Immer noch scheint die unheilige Effizienz, mit der im Dritten Reich Holocaust und Menschentransporte bewältigt wurden, als erstrebenswerte Tugend in allen Köpfen verankert zu sein: Der Holocaust als Befähigungsnachweis logistischen Leistungsvermögens – ein Lern- und Umdenkungsprozess hat nicht stattgefunden. Die Naivität des Weltverbesserers Leopold Kessler ist dieser Form kollektiver Schuldverdrängung nicht gewachsen.
Inszenierung Sebastian Baumgarten
Bühne Alexander Wolf
Kostüme Ines Burisch
Musik Robert Lippok
Video Stefan Bischoff
Darsteller (in) Ilja Niederkirchner Nadine Geyersbach Götz Schulte Pierre Siegenthaler Daniel Nerlich Miguel Abrantes Ostrowski Anna Kubin Markus Danzeisen
Die nächsten Termine:
November
03., 04., 07., 19
Karten Kommentar