In der Laudatio der Jury heißt es: „,Der Mann der die Welt aß’ verbindet zeitrelevante Themen – Pflege der Eltern, familiäre und finanzielle Krise, gescheiterte Lebensentwürfe, Arbeitslosigkeit – mit einer klaren, unterhaltenden, aber nicht anbiedernden oder gar belehrenden Form. Unaufdringlich, aber eindrücklich wird vorgeführt, wie merkantiles Denken jede Form von menschlichem Zusammenleben prägen und beschädigen kann. Darüber hinaus führt der Weg des Protagonisten erstaunlich trittsicher durch große Theater-Fußspuren: In der Verleugnung seines beruflichen Scheiterns erinnert der Sohn an Arthur Millers Handlungsreisenden Willy Loman, in seiner Verweigerung gesellschaftlicher Erwartungen ist er ein Wiedergänger von Tschechows apathischem Iwanow. Mit ,Der Mann der die Welt aß’ legt ein junger Autor einen bemerkenswert runden, aber nicht hermetisch abgerundeten Text vor, der die Jury in der diesjährigen, vom Hang zum Well-made Play geprägten, Auswahl nachdrücklich überzeugt hat.“
Den Preis für den jungen Autor, der zeitgleich auf dem Berliner Theatertreffen vorgestellt wurde, nahm sein stolzer Verleger Tobias Philippen entgegen. Für fröhliche Heiterkeit sorgte das Gespräch mit dem Autor, der aus Berlin live dazugeschaltet wurde, wo er einer Einladung zum Stückemarkt des Berliner Theatertreffens hatte.
Ganz vorn in der Jurygunst liegen auch die Esten. Neben dem EUROPÄISCHEN AUTORENPREIS für „Die Fiebel“ von Andrus Kivirähk geht der INNVOATIONSPREIS 2009 an „Porzellanrauch“, das vom mit Abstand jüngsten Autor des Wettbewerbs geschrieben wurde. Zur Begründung sagt die Jury:
„,Porzellanrauch’ des 24-jährigen estländische Autor Jim Ashilevi schafft eine dramatische Verrätselung, in der die Fragmente über die Liebe zu Fragmenten über das Leben werden. Wir zeichnen ihn mit dem Innovationspreis der Heidelberger Stückemarktes 2009 aus und gratulieren ihm ganz herzlich!“
Einstimmig war auch das Votum der Jury bei der Vergabe des EUROPÄISCHEN AUTORENPREISES, der vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg finanziert wird:
„Wie es Andrus Kivirähk gelingt, unter den Worten seiner naiven Hauptfigur einen Raum zu öffnen, der ständig vom Zuschauer mitgedacht und gefüllt werden muss, der aber nie ganz klar wird, wie er dadurch gesellschaftliche Zusammenhänge aufdeckt, ohne irgendwen plakativ zu verurteilen, ist unbedingt preisenswert. Herzlichen Glückwunsch!“
Den EHRENPREIS des HEIDELBERGER STÜCKEMARKTES 09 bekam Ministerialrat Joachim Uhlmann für seine besondere Freundschaft zum Festival und seinen Einsatz für die Reihe „Europäisches Gastland“
Der HEIDELBERGER STÜCKEMARKT gehört zu den 15 TOP-Festivals der Metropolregion Rhein-Neckar und ist mit einer Preissumme von 23.500 € das wichtigste Förderfestival für junge Dramatik. Der AUTORENPREIS wird seit 2008 von der Manfred Lautenschläger Stiftung (MLS) getragen. Der 2006 erstmals vergebene INNOVATIONSPREIS zeichnet einen besonders innovativen Text- und Themenzugriff aus. Er ist mit 6.000 € dotiert und wird auch in diesem Jahr wieder von der H+G Bank finanziert. Der EUROPÄISCHE AUTORENPREIS wird unter den drei 2009 nominierten estnischen Autoren von der Jury vergeben. Der Preis wird gestiftet vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und ist mit 5.000 € dotiert. Der PREIS DES FREUNDESKREISES mit der Patenschaft des Freundeskreises des Heidelberger Theaters beträgt 2.500 € – über seine Vergabe entschied das Publikum per geheimer Abstimmung im Anschluss an die Lesungen.
Im Rahmen des HEIDELBERGER STÜCKEMARKTES 09 fand außerdem eine dreitägige Schreibwerkstatt zur Erarbeitung dramatischer Texte für junge Autoren zwischen 16 und 30 Jahren stattfinden. Die Werkstatt schloss tägliche Blogeinträge über den HEIDELBERGER STÜCKEMARKT 09 für die Homepage der „jungen bühne“– Jugendzeitschrift des Theatermagazins „Deutsche Bühne“ – ein, die unter www.die-junge-buehne.de gelesen werden können. Aus den im Workshop entstandenen Texten werden durch Detlev Baur, Redakteur der Fachzeitschrift „Die Deutsche Bühne“, Philipp Löhle und Peter Spuhler, Intendant des Heidelberger Theaters, drei Texte exemplarisch zur Veröffentlichung auf der Homepage der „jungen bühne“ ausgewählt.
Am letzten Festivaltag gab es anlässlich des 250. Geburtstags von Schiller ein besonderes Format: SCHILLER SEHEN ist eine Kooperation zwischen der Schillerstadt Marbach, der Hessischen Theaterakademie und der Johann-Wolfgang-Goethe Universität in Frankfurt am Main und dem HEIDELBERGER STÜCKEMARKT 09 in der Künstlerischen Leitung von Axel Preuß. Auf die Heidelberger Uraufführung während des STÜCKEMARKTES folgt eine Premiere in der Schillerstadt Marbach, www.schillerjahr2009.de, während der Jungen Schillerwoche am 26.06.2009. Ein dritte Aufführung in Frankfurt am Main ist geplant.
Im Anschluss an die Preisverleihung war mit „Staats-Sicherheiten“ in der Regie des gebürtigen Heidelbergers Clemens Bechtel ein herausragendes Gastspiel des Hans Otto Theaters Potsdam auf der Städtischen Bühne zu erleben. Die Uraufführung erhielt den Friedrich-Luft-Preis der Berliner Morgenpost als „beste Produktion 2008 in Berlin und Brandenburg“.