Bei Sándor, dem das gute alte Europa mitsamt seinem Sitten- und Moralkodex noch viel(es) bedeutet, stößt sie mit dieser überheblichen Attitüde auf Ablehnung. Das Problem ist nur, dass der finanziell angeschlagene Kronprinz mit ansehen muss, wie sein Herz von Eros’ Pfeil durchbohrt wird. Und weil Mary das Gleiche geschieht und sie einiges Wichtige hinzu lernt über die menschliche Natur, führt der Weg der beiden Kontrahenten schließlich doch noch zum Altar. Oder etwa nicht? Gehen wir mit Volker Klotz konform, dann ist ja die Operette ein im besten Fall musikalisch wie dramaturgisch aufsässiges Bühnenstück, das wider erstarrte und verstockte Lebenshaltungen anrennt. Und so tut es dieses durch und durch sozialkritische Meisterwerk, dessen Melodienreichtum schier unermesslich ist und dessen sarkastische Note man nur richtig betonen muss, um die Augen zu öffnen für das, was uns schwach werden lässt.
Auffällig die formale Symmetrie. Denn die beiden Mittelakte, die in Sándors Residenzschloss spielen, werden umrahmt von einem szenischen Vor- und Nachspiel, das in einer Tanzbar verortet ist. Ebendort kommt es zum musikalischen Wettstreit. Und damit zur Frage, was flotter, pfiffiger, zeitgemäßer ist: Csárdás und Walzer? Oder doch Charleston und Foxtrott?
Text: Julius Brammer und Alfred Grünwald
Musikalische Leitung: Marco Zeiser Celesti / Deniola Kuraja
Inszenierung: Christoph Biermeier
Bühne: Heiko Mönnich
Kostüme: Ursina Zürcher
Dramaturgie: Jürgen Otten
Licht: Brigitta Hüttmann
Choreinstudierung CANTAMUS: Maria Radzikhovskiy / Marco Zeiser Celesti
Choreografie und Bewegungsregie: Andrea Heil
Sándor Boris: Johannes An / Tobias Hächler
Miss Mary Lloyd: Jaclyn Bermudez
Rosemarie Sonjoschka: Maren Engelhardt / Hanna Larissa Naujoks
Jonny James Jacques Bondy: Marian Pop / Hansung Yoo
Graf Bojazowitsch: Bernhard Modes
Marquis Perolin: Nils Zeuner
Kupp Milhály: Marco Zeiser Celesti
Graf Negresco: Peter Elter
Tihany | Benjamin Lloyd, Vater von Mary: Dieter Hönig
Edith Rockefeller: Sabine Roppel
Maud Carnegie: Elisabeth Rogers
Daisy Vanderbilt: Jeanette Schäfer
30.01.16, 19.30
12.02.16, 19.30
26.02.16, 19.30
09.03.16, 19.30
16.03.16, 19.30
26.03.16, 19.30
10.04.16, 16.00
16.04.16, 19.30
24.04.16, 18.00
01.05.16, 19.30
29.05.16, 18.00
10.07.16, 18.00