Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Deutschsprachige Erstaufführung: "Leere Stadt" von Dejan Dukovski, Bayerisches Staatsschauspiel MünchenDeutschsprachige Erstaufführung: "Leere Stadt" von Dejan Dukovski,...Deutschsprachige...

Deutschsprachige Erstaufführung: "Leere Stadt" von Dejan Dukovski, Bayerisches Staatsschauspiel München

Premiere 17. Dezember 2009, 20:00 Uhr, Marstall

 

Das Motiv der zwei rivalisierenden, streitenden, sich sogar tötenden Brüder durchzieht die Weltliteratur: Kain und Abel, Jakob und Esau, Romulus und Remus.

Die zwei Brüder aus Dejan Dukovskis „Leere Stadt“, Gjore und Gjero, gesellen sich nun dazu. Sie sind Angehörige zweier feindlicher Armeen, die sich gegenüberstehen, kurz vor dem Show-down, dazwischen eine leere Stadt als letzter Puffer. In dieser leeren Stadt treffen die beiden Brüder, die sich Jahre nicht gesehen haben, aufeinander, doch allen Differenzen, allen fiesen Kindheitserinnerungen zum Trotz verbünden sie sich gegen den Tod.

 

Sie haben eine Nacht, bevor etwas beginnt, von dem sie ahnen, dass es das Ende ist. Wie verbringt man die letzte Nacht eines zu kurzen Lebens? In Peter Fox’ großartigem Song „Der letzte Tag“ heißt es: „Lass uns nicht von morgen sprechen, Worte können uns nicht retten/ Bald ist alles egal, wir können die Sorgen vergessen/ Lass uns tonnenweise Torte fressen, Champagnersorten testen/ und versuchen, die Sterne mit Sektkorken zu treffen.“ Und so machen sie es: Sie ziehen sich schick an und gehen essen, sie spielen, beten, masturbieren und berauschen sich. Sie erwecken Orte zum Leben, die die Pfeiler unserer Gesellschaft bilden, und geben ihnen einen Sinn zurück: eine Bank, eine Kirche, ein Casino, ein Bordell. Und sie reden über die wichtigen Dinge des Lebens: über die Mutter, das Haus, in dem sie aufgewachsen sind, über Maria und die Frage, wer sie mehr geliebt habe. Doch zunehmend sind Realität und Traum, Wahrheit und Lüge nicht zu unterscheiden. Längst hat sich der Krieg wie Asche über die Welt gelegt und ist zum einzigen Koordinatensystem geworden.

 

„Leere Stadt“ erzählt davon, wie Krieg die Menschen zurichtet und sie sich durch ihn. Und wie im Moment des Verlustes von Besitz, Zugehörigkeit, ja Identität eine ungeheure Freiheit erobert wird: im Spiel sich ein Leben zu erfinden und eine Welt zu erschaffen. Die Brüder Gjore und Gjero krallen sich in den Himmel, bevor sie fliegen oder stürzen – in die Hölle, ins Paradies, ins Nichts.

 

Dejan Dukovski wurde 1969 in Skopje, Mazedonien, geboren. Er studierte Dramaturgie an der Akademie für Film und Fernsehen in Skopje, wo er heute auch als Dozent für Film- und TV-Drehbuch und Dramaturgie lehrt. Diverse Dramaturgien an europäischen Theatern und bei Theaterfestivals. Dejan Dukovski lebt in Skopje und in Hamburg.

 

MIt Marcus Calvin, Felix Klare

 

Regie Alexander Nerlich

Bühne Matthias Schaller

Kostüme Christian Sedelmayer

Musik Malte Preuss

 

Nächste Vorstellungen am

Samstag 19. Dezember 2009, 20:00 Uhr

Dienstag 22. Dezember 2009, 20:00 Uhr

Dienstag 29. Dezember 2009, 20:00 Uhr

Montag 11. Januar 2010, 20:00 Uhr

Dienstag 12. Januar 2010, 20:00 Uhr

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

GLUT UND FEUER -- Jubiläumskonzert 40 Jahre Kammersinfonie im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

1984 wurde dieser für die Region so bedeutende Klangkörper von Peter Wallinger gegründet. Unter der inspirierenden Leitung von Peter Wallinger (der unter anderem bei Sergiu Celibidache studierte)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT LEIDENSCHAFTLICHEM ÜBERSCHWANG -- Richard Wagners "Walküre" mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra konzertant im Festspielhaus/BADEN-BADEN

Wagner hatte die Komposition der "Walküre" im Sommer 1854 begonnen, noch vor der Vollendung der "Rheingold"-Partitur. Der Dirigent Yannick Nezet-Seguin begreift mit dem vorzüglich disponierten…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUFSTAND DER UNTERDRÜCKTEN -- "Farm der Tiere von George Orwell im Schauspielhaus Stuttgart

"Kein Tier in England ist frei!" So lautet das seltsame Motto von George Orwells "Farm der Tiere", die wie "1984" auch irgendwie eine seltsame Zukunftsvision ist. Die Tiere wie Hunde, Hühner, Schafe…

Von: ALEXANDER WALTHER

VERWIRRUNG BIS ZUM SCHLUSS -- "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano im Theater Atelier Stuttgart

Eine geschickt verwobene und raffinierte Handlung präsentiert Vladislav Grakovski in seiner Inszenierung des Kriminalstücks "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano. Spannung, Humor und…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑