Er bittet 1819 die 50 "vorzüglichsten" Komponisten um jeweils eine Variation eines höchstselbst komponierten Walzerthemas. Liszt, Schubert und fast alle anderen gefeierten Tonkünstler reichen brav ihre Beiträge ein – doch Ludwig van Beethoven hat für Diabellis schlichte Melodie zunächst nur Hohn übrig. Verächtlich lehnt der gnadenlose Komponist ab, seine kostbare Zeit mit diesem "Melodiechen" zu vergeuden. Seine schroffe Ablehnung ist historisch dokumentiert – ebenso unzweifelhaft belegt ist aber auch die Bessenheit, die ihn kurz darauf ergreift und dazu treibt, jenen Klavierzyklus zu schaffen, der als eines der epochalen Werke in die Musikgeschichte eingehen soll: die "33 Veränderungen über einen Walzer von Anton Diabelli" op. 120, kurz: die Diabelli-Variationen.
Was aber packte Beethoven an dem simplen Thema derart, daß er daraus – bis in seine von Taubheit und Krankheit gezeichneten letzten Lebensjahre – diesen grandiosen Variationenzyklus förmlich "herausmeißelte"?
Die Entschlüsselung dieses Rätsels ist - knapp 200 Jahre später - für die Musikwissenschaftlerin Dr. Katherine Brandt zur Obsession geworden. Vor ihrem sich abzeichnenden Tod will sie diesen musikalischen Kriminalfall noch lösen, doch die Krankheit stiehlt ihr die kostbare Zeit, die sie nicht nur braucht, um ihre Forschungen zu Ende zu führen, sondern auch um mit ihrer Tochter ins Reine zu kommen.
Auf zwei Zeitebenen verfolgen wir, wie Katherines wissenschaftliche Arbeit voranschreitet, Beethovens Komposition Gestalt annimmt und wie sich Schicksalsgemeinschaften formen, die die beiden durch Freude, Schmerz, Abschied und Neubeginn begleiten.
Deutsch von Boris Priebe / Bastian Häfner
mit
Patrick Abozen, Anne Berg, Robert Gallinowski, Ralph Morgenstern, Anna Franziska Srna, Rosel Zech, Simon Zigah
Regie Torsten Fischer
Bühne Vasilis Triantafillopoulos
Kostüme Andreas Janczyk
Musik SooJin Anjou (Klavier), Maria Rumyantseva (Klavier)
Eine Produktion des Renaissance-Theaters Berlin in Koproduktion mit Bayer Kultur, Leverkusen.