Seinen Schatten herzugeben bedeutet im Märchen stets Unheil. Solches beschwört die Färberin herauf, als sie bereit ist, ihren Schatten gegen ein genussvolleres Leben einzutauschen. Der Schatten ist das Symbol ihrer Fruchtbarkeit, die sie preisgeben würde, damit eine andere Frau, die Kaiserin, von ihrer Kinderlosigkeit geheilt wird. Ein fataler Handel bahnt sich an. Vollzogen wird er letztlich nicht, denn in der Begegnung mit der menschlichen Welt erkennt die Kaiserin, die selbst dem Geisterreich angehört, dass sie ihr Glück nicht auf dem Unglück anderer gründen darf. Sie ist bereit ihre Liebe und sogar das Leben ihres Gatten zu opfern und besteht gerade dadurch die ihr auferlegte Prüfung.
Zwischen Geisterreich und Menschendasein, im Schwebend-Symbolhaften dieser Oper hat der Regisseur Guy Joosten besonders die konkreten Figuren mit ihren deutlich ausgeprägten Wünschen und Bedürfnissen im Blick. So unterschiedlich ihre Ziele auch sein mögen – sie alle konfrontieren uns mit der Frage, wodurch man wahres Menschsein erlangt, und ob sich die Utopie des Glücks in einer gewalttätigen Welt realisieren lässt. Die von Hugo von Hofmannsthal virtuos durchgespielten Themen der menschlichen Verwandlung und Entscheidung greift Richard Strauss musikalisch auf: Neben den vielen tonmalerischen Motiven führt das Orchester einen Dialog in der erhobenen Sprache des Kaiserpaares und der erdverbundenen Sprache der Färber. Am Ende verschmelzen beide in einer neuen musikalischen Welt.
Dichtung von Hugo von Hofmannsthal
Musikalische Leitung: Axel Kober
Licht: Manfred Voss
Inszenierung: Guy Joosten
Dramaturgie: Luc Joosten
Bühne und Kostüme: Johannes Leiacker
Chorleitung: Gerhard Michalski
Kaiser: Roberto Saccà
Hüter der Schwelle: Jaclyn Bermudez
Kaiserin: Morenike Fadayomi
Jüngling: Michael Pflumm
Amme: Susan Maclean
Erscheinung des Jünglings: Gregor Hildebrand
Barak: Tomasz Konieczny
Falke: Iryna Vakula
Färberin: Linda Watson
Stimme von oben: Geneviève King
Der Einäugige/Wächter: Bruno Balmelli
Geister-/Kinderstimmen: Jaclyn Bermudez, Melanie Lang
Der Einarmige/Wächer: Timo Riihonen
Geisterstimme: Franziska Walter
Der Bucklige: Simeon Esper
Geister-/Kinderstimmen/Dienerinnen: Camelia Tarlea,
Geisterbote/Wächter: James Bobby Geneviève King, Sandra Michaela Diehl
Orchester: Duisburger Philharmoniker
Chor der Deutschen Oper am Rhein
Aufführungen im Theater Duisburg: Fr 26.11. – 18.30 Uhr (Premiere) /
Sa 4.12. / So 12.12. / Sa 18.12. / So 26.12. – jeweils um 18.30 Uhr
Karten und weitere Informationen: Opernshops Duisburg (Telefon 0203.9 40 77 77) und Düsseldorf (Telefon
0211.89 25 211), www.operamrhein.de