Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Deutsche Erstaufführung: "Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten" von Christian Kracht, Maxim Gorki Theater BerlinDeutsche Erstaufführung: "Ich werde hier sein im Sonnenschein und im...Deutsche Erstaufführung:...

Deutsche Erstaufführung: "Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten" von Christian Kracht, Maxim Gorki Theater Berlin

Berliner Premiere: 26. November 2010 im Gorki Studio

 

Etwas ist in der Geschichte im Jahre 1917 anders verlaufen, nur eine Kleinigkeit: Lenin hat sein Züricher Exil nicht verlassen, sondern ist in der Schweiz geblieben und hat hier den Sowjet-Staat, die Schweizer Sowjet Republik (SSR), gegründet.

Der hiervon ausgehende alternative Weltverlauf bildet den Hintergrund von Christian Krachts Roman "Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten".

 

Seit Lenins bolschewistischer Revolution herrscht Krieg in der Schweiz. Terror, Barbarei und Angst bestimmen das Leben. Die kommunistischen Ideale sind in weite Ferne gerückt, der Mensch löscht sich und seine Kultur im andauernden Krieg selber aus.

 

In diesem Setting bekommt ein schwarzer Schweizer Parteikommissär den Auftrag, den flüchtigen Oberst Brazhinsky, der als ideologisch unzuverlässig angesehen wird, festzunehmen.

 

Der Kommissär nimmt die Verfolgung durch die vom Krieg ausgeblutete Schweiz auf und findet Brazhinsky im Réduit. Das Réduit, der ganze Stolz der SSR, ist eine Alpenfestung. Ein Tunnelsystem in den Bergen, das von Soldatenmassen stetig ausgebaut wird. Was dem Schein zufolge mächtig wirkt, ist jedoch ein System, das seinem Zweck, letzte Bastion des Kriegs zu sein, längst entfremdet ist.

 

Die geplante Festnahme Brazhinskys im Réduit verläuft nicht im Sinne des Parteikommissärs. Brazhinsky, vom Krieg müde, zeigt seinem Verfolger die Unwirklichkeit und Verlogenheit des Sowjet-Systems und nimmt sich in dem Moment, in dem das Réduit von feindlichen Mächten zerstört wird, das Leben. Der Parteikommissär entkommt dem Angriff, flüchtet und entdeckt, dass die letzte Möglichkeit der Hölle des Krieges zu entkommen im Aufbruch in die Natur liegt. Er macht sich auf den Weg zurück zu seinen Wurzeln und sucht eine Zukunft, in der Mensch und Natur miteinander verwachsen.

 

Bearbeitung für die Bühne von Armin Petras

Eine Koproduktion mit dem Maxim Gorki Theater Berlin

 

Regie: Armin Petras, Lichtdesign: Norman Plathe, Kostüme: Katja Strohschneider, Video: Niklas Ritter, Puppenbau: Oliver Köhler, Dramaturgie: Sarah Israel, Nele Weber

 

Es spielen: Michael Klammer ( Parteikommissär), Till Wonka (Telegrafenbeamter, Deutscher Partisan (Puppe), Ein Soldat (Puppe), Brazhinsky, Ein Mann (Puppe)), Jenny Schily (Divisionärin Favre, Deutscher Partisan (Puppe), Korporalin (Puppe), Eine Frau (Puppe)) und die Puppenspielerinnen Inga Schmidt, Friederike Hellmann

 

Koproduktion mit dem Staatstheater Stuttgart

Premiere am Staatstheater Stuttgart am 02.07.2010

 

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 12 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

GLUT UND FEUER -- Jubiläumskonzert 40 Jahre Kammersinfonie im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

1984 wurde dieser für die Region so bedeutende Klangkörper von Peter Wallinger gegründet. Unter der inspirierenden Leitung von Peter Wallinger (der unter anderem bei Sergiu Celibidache studierte)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT LEIDENSCHAFTLICHEM ÜBERSCHWANG -- Richard Wagners "Walküre" mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra konzertant im Festspielhaus/BADEN-BADEN

Wagner hatte die Komposition der "Walküre" im Sommer 1854 begonnen, noch vor der Vollendung der "Rheingold"-Partitur. Der Dirigent Yannick Nezet-Seguin begreift mit dem vorzüglich disponierten…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUFSTAND DER UNTERDRÜCKTEN -- "Farm der Tiere von George Orwell im Schauspielhaus Stuttgart

"Kein Tier in England ist frei!" So lautet das seltsame Motto von George Orwells "Farm der Tiere", die wie "1984" auch irgendwie eine seltsame Zukunftsvision ist. Die Tiere wie Hunde, Hühner, Schafe…

Von: ALEXANDER WALTHER

VERWIRRUNG BIS ZUM SCHLUSS -- "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano im Theater Atelier Stuttgart

Eine geschickt verwobene und raffinierte Handlung präsentiert Vladislav Grakovski in seiner Inszenierung des Kriminalstücks "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano. Spannung, Humor und…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑