Ein Kupferstich von Jean-Jacques André Le Veau, der einen zerbrochenen Krug in einem juristischen Rahmen zeigt, diente Heinrich von Kleist 1802 angeblich als Anlass für einen «poetischen Wettkampf» unter Freunden, aus dem «Der zerbrochne Krug» hervorging. Am Modell eines niederländischen Dorfgerichts im ausgehenden 17. Jahrhundert zeigt Kleist, dass institutionell nicht Recht gesprochen, sondern Macht ausgeübt wird. Selbst Jurist, übte der Dichter scharfe Kritik an der zeitgenössischen Rechtspraxis, die bei der Uraufführung 1808 in Weimar – inszeniert von niemand Geringerem als Johann Wolfgang von Goethe – vom ansässigen Adel als «moralischer Aussatz» degoutiert wurde. Heinrich von Kleist, einer der bedeutendsten deutschen Dichter, hatte bei Publikum und Kritik ausgespielt – mit einer der bedeutendsten deutschsprachigen Komödien, bis heute auf Bühnen gern gesehen.
Dabei entpuppt sich Kleists abgründiges Lustspiel als Enthüllungsdrama um sexualisierte Gewalt, Machtmissbrauch und Tatsachenverschleierung – und somit um einen veritablen Justizskandal. Der «Zeit»-Literaturchef und Schriftsteller Adam Soboczynski wies darauf hin, dass «die Aufrichtigkeit, das Vertrauen bei Kleist sich als fragil erweisen und blendende Verstellungskünstler sein Werk prägen». Dorfrichter Adam ist einer ihrer schillerndsten Vertreter und als Figur so modern, dass er wie eine (Aus-)Geburt einer an Manipulationen so reichen Gegenwart aus dem Geist der Geschichte wirkt.
Inszenierung Mateja Koležnik
Bühne Christian Schmidt
Kostüme Ana Savić Gecan
Licht Verena Mayr
Dramaturgie Constanze Kargl
MIT Katja Jung, Lea Ruckpaul, Pujan Sadri, Steven Scharf, Hanna Scheibe, Oliver Stokowski, Moritz Treuenfels












