Seine Umgebung findet soviel Ehrlichkeit eher anstrengend und so wird es einsam um Alceste. Wer will schon immer die Wahrheit wissen, die kleine Lüge zwischendurch macht das Leben doch sehr viel einfacher. Zu allem Unglück hat sich Alceste in die schöne Célimène verliebt, die sich meisterhaft darauf versteht, versteckte Andeutungen und offene Lügen als Waffe auf dem glatten Parkett der Gesellschaft zu nutzen. Ein Paar wie Feuer und Wasser, dem auf keinen Fall ein Happy End beschieden sein kann. Schon gar nicht auf einer einsamen Insel, wie Alceste in der Hoffnung vorschlägt, dort, fern aller Etikette, in radikaler Ehrlichkeit und Liebe zu leben. Das Happy End erleben vielmehr Philinte, Alcestes Freund, und Eliante, Célimènes Cousine, die um die Schwäche des menschlichen Charakters wissen und bereit sind, im Umgang miteinander einen ehrlichen Kompromiss zu finden. In dieser bitterbösen Komödie legt Molière die Messlatte für den moralischen Anspruch an die Gesellschaft hoch, und sein Urteil fällt entsprechend vernichtend aus, auch wenn er zugleich einen unauflösbaren Widerspruch konstatiert.
Inszenierung: Stefan Otteni
Bühne, Kostüme: Anne Neuser
Choreographie: Joshua Monten
Alceste: Jürgen Hartmann
Philinte: Heiner Take
Célimène: Lucy Wirth
Eliante: Milva Stark
Oronte: Stefano Wenk
Arsinoé: Henriette Cejpek
Acaste: Sebastian Edtbauer
Clitandre: Jonathan Loosli