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"Der Hauptmann von Köpenick" von Carl Zuckmayer in Leipzig"Der Hauptmann von Köpenick" von Carl Zuckmayer in Leipzig"Der Hauptmann von...

"Der Hauptmann von Köpenick" von Carl Zuckmayer in Leipzig

Premiere im Schauspiel am 30.12.2006, 19.30 Uhr.

Vor einhundert Jahren, am 16. Oktober 1906, fand etwas auch für heutige Zeiten Unerhörtes statt: Ein als Hauptmann verkleideter Schuster besetzt mit einem requirierten Trupp Soldaten das Köpenicker Rathaus, verhaftet den Bürgermeister, nimmt die Stadtkasse an sich - und verschwindet.

Die Öffentlichkeit ist teils schockiert, teils amüsiert. Während die sozialdemokratische Presse den Vorfall als Beweis für die Verkommenheit des preußischen Beamtenstaates wertet und das Land der Lächerlichkeit preisgegeben glaubt, sehen die konservativen Kreise vor allem die komischen Seiten dieser Eulenspiegelei.

25 Jahre später nimmt sich Carl Zuckmayer des Stoffes an und schreibt sein erfolgreichstes Stück. In 21 Bildern und mit einem Aufgebot von mehr als 50 Figuren entwirft er ein Abbild der wilhelminischen Gesellschaft und erzählt die Vorgeschichte der bereits damals legendären Köpenickiade: Wilhelm Voigt ist nach 15 Jahren Gefängnis wegen Urkundenfälschung und Betrugs fest entschlossen, wieder seinen Platz in der Gesellschaft einzunehmen - auf regulärem Weg, ohne krumme Touren. Aber so sehr er sich auch bemüht, Voigt bekommt keinen Fuß in die Tür. Ohne Aufenthaltsgenehmigung keine Arbeit, ohne Arbeit keine Aufenthaltsgenehmigung - ein Teufelskreis, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint. Im Moment der größten Not, als erneut die Abschiebung droht, beschließt er, der Gesellschaft einen Streich zu spielen und sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Vertrauend auf die Uniformgläubigkeit seiner Mitmenschen will er sich in einer ertrödelten Hauptmannsuniform die nötigen Formulare verschaffen, um im Ausland sein Glück zu finden. Und vergisst dabei, dass es gerade im Köpenicker Rathaus keine Passstelle gibt ...

Tilman Gersch inszeniert den "Hauptmann von Köpenick" als modernes Märchen aus dem Hier und Jetzt. Als Traum, in dem es einem Einzelnen gelingt, sich dank einer ungeheuerlichen, unverschämten Tat für wenige Momente aus der Namenlosigkeit und dem Ungebrauchtsein an die Oberfläche zu spülen.

Regie: Tilman Gersch

Bühne und Kostüme: Ariane Salzbrunn

Dramaturgie: Birgit Rasch

Es spielen: Carolin Conrad, Bettina Riebesel, Stephan Baumecker, Thomas Dehler, Torben Kessler, Uwe Preuß, Günter Schoßböck, Michael Schrodt und Berndt Stübner als Wilhelm Voigt

Premiere 30.12. 2006, 19.30 Uhr im Schauspielhaus. Anschließend öffentliche Premierenfeier.

Silvestervorstellung am 31.12., bereits 18 Uhr mit Sektempfang zur Begrüßung.

Karten 12 Euro bis 27 EuroVorverkauf Schauspiel Leipzig, Bosestr. 1:Theaterkasse geöffnet von Montag bis Freitag 10 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 13 Uhr. Besucherservice Tel. (0341) 1268 168, Fax (0341) 1268 169. bestellung@schauspiel-leipzig.de Spielplan immer aktuell unter www.schauspiel-leipzig.de

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