Für die Stadtöffentlichkeit und Matthäis Kollegen liegt die Lösung auf der Hand: von Gunten ist der Mörder, ein Aussenseiter, der das tote Kind entdeckt hat und schon einmal wegen eines Sittlichkeitsvergehens angeklagt war. Der streitet zunächst ab, doch Matthäi ist der Einzige, der ihm glaubt; seine Kollegen setzen von Gunten unter Druck, bis er gesteht – und sich dann umbringt. Die Gesellschaft ist zufrieden, selbst Gritlis Mutter sieht Matthäis Versprechen erfüllt; er könnte den Fall zu den Akten legen und die Enge der Stadt und des Landes fliehen – doch es gelingt ihm nicht. Das gegebene Wort lässt ihn nicht los, auch wenn er der Einzige ist, der es nicht eingelöst sieht, auch wenn niemand sonst von ihm fordert, was er von sich fordert: den wahren Mörder zu finden. Um weitere Morde zu verhindern, aber auch um Recht zu behalten. Und weil er es versprochen hat. Besessen verfolgt er eine letzte Spur, gegen den Widerstand der anderen – und beschreitet einen zweifelhaften und gefährlichen Weg.
1957 erhielt Dürrenmatt den Auftrag, ein Drehbuch für den später weltberühmt gewordenen Film „Es geschah am helllichten Tag“ zu schreiben, der die Öffentlichkeit über Sexualverbrechen an Kindern aufklären sollte. Fast zeitgleich entwickelte er den Stoff weiter. Wie in anderen Kriminalromanen von Dürrenmatt werden klassische Erzählmuster unterlaufen und das Verbrechen in eine Landschaft eingebettet, die Kollektivschuld wird ins Zentrum gerückt. Demgegenüber wirkt die Tat des Einzelnen
fast schon banal.
Regie
Niklas Ritter, 1972 in Berlin geboren, studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig und war Regieassistenz am Südthüringischen Staatstheater in Meiningen. Danach Arbeit als freier Regisseur und Videokünstler, viele Jahre auch an der Seite von Armin Petras (u.a. in Stuttgart für Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten). Am Maxim Gorki Theater inszeniert er Der Mann Ohne Vergangenheit, Westwärts und Die Reise. Von 2011 - 2013 ist er Leitender Regisseur am Anhaltischen Theater in Dessau, wo er u.a. Hamlet, Peer Gynt, Wer hat Angst vor Virginia Woolf und Der Kirschgarten inszeniert. Darüber hinaus arbeitet er kontinuierlich am Hans Otto Theater in Potsdam und am Theater Bonn, wo er zuletzt Leben des Galilei und Die Räuber inszenierte.
Regie Niklas Ritter
Bühne und Kostüme Bernd Schneider
Komposition und Musikalische Leitung Tilman Ritter
Dramaturgie Eva-Maria Bertschy
Mit
Kornelia Lüdorff, Mariananda Schempp, Nico Delpy, Lukas Hupfeld, Stéphane Maeder, Jürg Wisbach – Musiker Jan Kersjesr
Weitere Vorstellungen 01., 06., 07., 09., 20., 21., 23.,
24., 28., 29. April | 01. (Gastspiel Zug) 04., 07., 08., 31. Mai | 02., 08. Juni 2016 |
Öffentliche Probe 23. März 2016, 19:00