Erzählt wird die rätselhafte und äusserst beklemmende Geschichte des Landvermessers K., der spätabends in ein trostlos verschneites Dorf kommt, um seinen Dienst im gräflichen Schloss anzutreten. Doch sämtliche Versuche, in das Schloss zu gelangen, führen ins Leere. Ebenso das Bemühen, als Fremder in einer seltsam eingeschworenen Dorfgemeinschaft seinen Platz zu finden.
Kafka reflektierte hier wohl auch seine eigene Einsamkeit, welche er lange Zeit als Voraussetzung für erfolgreiches Schreiben angesehen hatte. Die Literatur nahm in seinem Leben eine absolute Vorrangstellung ein. «Ich muss viel allein sein», notierte er einmal in sein Tagebuch. Als bei ihm aber 1917 eine Lungentuberkulose diagnostiziert wurde, sollte sich dies ändern. Die ausschliessliche Konzentration auf das Schreiben erschien plötzlich fragwürdig, das bedrohte Leben erhielt einen neuen Wert. Diese Gedanken finden sich in vielen seiner späten Werke wieder. «Das Schloss» blieb unvollendet und wurde erst 1926, zwei Jahre nach Kafkas Tod, als Fragment veröffentlicht.
Regisseur Daniel Pfluger ist den Zuschauern von Theater Orchester Biel Solothurn bereits durch seine Bearbeitung von Cervantes‘ «Don Quijote» aus dem Jahre 2010 bekannt. In der Adaption und Interpretation von Kafkas Roman legt er den Schwerpunkt auf die Figur des K. und dessen Suche nach Anerkennung, nach einem Platz im Leben, ja gar nach Erlösung… Eine bedeutende Rolle spielen auch das verstörend knechtische Verhalten der Dorfbewohner und der daraus resultierende Faschismus allem Unbekannten und Fremden gegenüber. Wichtig ist Pfluger dabei die Erschaffung jener (alb-)traumhaften, surrealen und teils gar gespenstischen Stimmung wie sie Kafkas Werk eigen ist. Dazu greift er auch auf den Einsatz von Musik zurück und untermalt seine Inszenierung mit der (ebenfalls unvollendet gebliebenen) 10. Sinfonie von Gustav Mahler in einer Bearbeitung von Matthew Herbert.
Das Schloss
Nach dem Roman von Franz Kafka, Fassung von Daniel Pfluger
Inszenierung Daniel Pfluger
Bühne Flurin Borg Madsen
Kostüme Janine Werthman
Dramaturgie Adrian Flückiger
K. Pascal Lalo
Schankwirtin/Lehrerin/Mutter Barnabas Barbara Grimm
Wirt/Momus/Vater Barnabas/Bürgel Daniel Hajdu
Olga/Mizzi/Pepi Fernanda Rüesch
Schwarzer/Barnabas/Lehrer/Hans Jan-Philip Walter Heinzel
Frieda/Amalia Miriam Strübel
Vorstellungsdaten
Solothurn (Rythalle):
So 27.10.13 19:00 PREMIERE
Di 29.10.13 19:30
Sa 16.11.13 19:00
Mi 20.11.13 19:30
Fr 29.11.13 19:30
Do 05.12.13 19:30
Fr 27.12.13 19:30
Biel (Stadttheater Biel):
Do 28.11.13 19:30
Fr 06.12.13 19:30
Sa 14.12.13 19:00
Mi 08.01.14 19:30
Mi 22.01.14 19:30
Di 04.02.14 19:30