Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN (Príhody lišky Bystroušky) von Leoš Janáček, Wuppertaler BühnenDAS SCHLAUE FÜCHSLEIN (Príhody lišky Bystroušky) von Leoš Janáček,...DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN...

DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN (Príhody lišky Bystroušky) von Leoš Janáček, Wuppertaler Bühnen

Premiere am Samstag,12. Mai 2012, 19:30 Uhr im OPERNHAUS. -----

Vom Leben der Füchsin Schlaukopf bei den Menschen und den Tieren im Wald erzählt der »tschechische

Sommernachtstraum«.

In frühester Jugend vom Förster gefangen, kämpft sie auf seinem Hof um ihre Freiheit. Schließlich kann sie – um etliche Erlebnisse und Erfahrungen reicher – entfliehen und kehrt zurück in den Wald, wo sie den Dachs aus seiner Höhle verjagt. Erwachsen und selbstbewusst geworden begegnet sie dem Goldfuchs, mit dem sie eine Familie gründet. Schon bald unterweist sie ihre Jungen in die Gefahren des Lebens und lehrt sie, die Falle des Försters zu meiden. Doch dann dringt ihr größter Gegner, der Wilderer Haraschta, in ihr Revier ein und streckt sie, die bis zum Schluss ihre Freiheit und Unabhängigkeit verteidigt, brutal mit zwei Schüssen nieder.

 

Eng verwoben mit der Tierfabel kämpfen die Menschen gegen ihre Unvollkommenheit. Während die Försterin gegen die von der Füchsin ins Haus gebrachten Flöhe kämpft, träumen der Förster, der Lehrer und der Pfarrer von der Liebe der jungen, unnahbaren Terynka. Deren Gunst jedoch gewinnt Haraschta, der sie mit Hilfe seines Hochzeitsgeschenks, einem Pelzmuff aus dem Fell der Füchsin, erobert. Alt geworden kehrt der Förster in den Wald zurück, voller Erinnerungen an die Vergangenheit. In einem jungen Frosch erkennt er den immerwährenden Kreislauf der Natur und schläft versöhnt ein.

 

»Das schlaue Füchslein« ist eine der originellsten Schöpfungen Janáčeks und wurde 1924 mit großem Erfolg in Brünn uraufgeführt. Federzeichnungen von Stanislaw Lolek und die dazugehörigen Geschichten von Rudolf Tešnohlídek in der Zeitung Lidové noviny inspirierten ihn Anfang der 1920er Jahre zu dieser Oper. Um den Klang der Natur zu erfahren und in seinen Kompositionen nachbilden zu können, führte er umfangreiche Naturstudien und Aufzeichnungen von Vogelgesängen durch. Er selbst charakterisierte sein Werk als Waldidylle und wollte damit symbolhaft das freie, von der Zivilisation unberührte Naturgeschehen und das Zusammenwirken aller Lebewesen zeigen.

 

Dennoch ist die vermeintliche Märchenoper auch eine politische Fabel, die im Geist ihrer Zeit entstand. Mit Hilfe der Tierfabel hält Janáček dem Publikum einen Spiegel vor und appelliert für ein gleichberechtigtes Zusammenspiel aller Lebewesen im Einklang mit der Natur. Eine große Sehnsucht nach Liebe und Freiheit bestimmt Janáčeks spätes Bühnenwerk. Doch nur der Füchsin gelingt es, ihr selbstbestimmtes Leben bis in den Tod zu führen.

 

Ein altes, verwittertes Theater bildet den Rahmen, in dem Regisseurin Aurelia Eggers mit ihrem Produktionsteam Stephan Mannteuffel (Bühne) und Veronika Lindner (Kostüme) die Oper erzählt. In diesem von der Natur zurückeroberten Raum entstehen in rascher Abfolge die extrem gegensätzlichen Szenen aus dem Leben der Füchsin: die gnadenlose Jagd des Försters, die Demütigungen durch Försterin, Kinder, Hahn und Dackel, der grausame Mord durch den Wilderer Haraschta, aber auch viele zauberhafte, lichtdurchflutete Momente wie die Begegnung mit dem Goldfuchs, die Hochzeit bei den Tieren des Waldes und das Spiel der jungen Füchse. Ein Leben voll unterschiedlichster Begegnungen und Emotionen, voll Licht und Schatten, aber immer mit dem Ziel, die eigenen Ideale von

Unabhängigkeit, Freiheit und Liebe zu verwirklichen.

 

Die Musiktheaterregisseurin Aurelia Eggers kam über ein Studium der Mathematik, Biologie und Romanistik ans Theater. Zur Spielzeit 1990/91 wurde sie als Regieassistentin Ensemblemitglied des Landestheaters Detmold. 1992/1993 wechselte sie an die Oper Frankfurt am Main. Hier arbeitete sie u. a. mit Peter Mussbach, Georges Delnon, Matthias Langhoff, Christoph Marthaler, Veit Volkert und Barbara Mundel und an Theatern wie z.B. in Wiesbaden, an den Opern Hannover und Bonn sowie an der Staatsoper Stuttgart. In Wuppertal inszenierte Sie bereits 2009, zur Wiedereröffnung des neu renovierten Opernhauses, Das Märchen von Fanferlieschen Schönefüßchen von Kurt Schwertsik.

 

Libretto vom Komponisten, basierend auf einer Novelle von Rudolf Těsnohlídek

Deutsche Fassung von Peter Brenner

 

Musikalische Leitung: Hilary Griffiths

Inszenierung: Aurelia Eggers

Bühne: Stephan Mannteuffel

Kostüme: Veronika Lindner

Choreinstudierung: Jens Bingert

Dramaturgie: Ulrike Olbrich

 

Mit: Dorothea Brandt (Füchslein Schlaukopf), Joslyn Rechter (Fuchs), Derrick Ballard (Förster), Michaela

Mehring (Försterin/Eule), Boris Leisenheimer (Schulmeister/Dackel), Ulrich Hielscher (Pfarrer/ Dachs), Olaf Haye (Haraschta), Julia Klein (Hahn/Eichelhäher), Andreas Heichlinger (Pasek), Katrin Natalicio (Gastwirtin), Ji-Young Hong (Sepp), Yuliya Tabankova (Franzl), Barbara Pickenhahn (Schopfhenne), Se-hyuk lm (Mücke), Jaroslaw Nowaczek (Heuschreck), Ute Temizel (Grille), Diane Claars (Specht), Lisa Bergmann/Anne Derichs (Junges Füchslein, Kinderchor), Adriano Mocellin/Kai Selbach (Frosch, Kinderchor), Assia Schneider (Libelle) Opern- und Kinderchor der Wuppertaler Bühnen

Sinfonieorchester Wuppertal

 

Die nächsten Vorstellungen sind am 2. / 10. / 15. / 30. Juni, 6. / 8. Juli 2012 im Opernhaus.

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 24 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

VERWIRRUNG BIS ZUM SCHLUSS -- "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano im Theater Atelier Stuttgart

Eine geschickt verwobene und raffinierte Handlung präsentiert Vladislav Grakovski in seiner Inszenierung des Kriminalstücks "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano. Spannung, Humor und…

Von: ALEXANDER WALTHER

BERÜHRENDE MOMENTE -- "Spatz und Engel" mit dem Tournee-Theater Thespiskarren (Produktion Fritz Remond Theater im Zoo, Frankfurt) im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

Edith Piaf und Marlene Dietrich stehen hier im Schauspiel mit Musik von Daniel Große Boymann und Thomas Kahry als zwei Göttinnen des Chansons im Mittelpunkt des Geschehens. Und es ist gar nicht so…

EIN ÜBERZEUGTER HUMANIST -- 5. Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Stuttgart in der Liederhalle Stuttgart

Das Stück "Felder...im Vorübergehen" für Streichorchester aus den Jahren 1993/94 von Bernhard Lang ist nicht so spektakulär wie seine Oper "Dora", besitzt aber durchaus charakteristische…

Von: ALEXANDER WALTHER

EIN BEWEGENDER FEUERREITER -- Liedmatinee - Verleihung der Hugo-Wolf-Medaille in der Staatsoper Stuttgart

Die New York Times bezeichnete das Liedduo Christian Gerhaher (Bariton) und Gerold Huber (Klavier) als "größte Liedpartnerschaft der Welt". Dies betonte Kammersängerin Christiane Iven in ihrer…

Von: ALEXANDER WALTHER

NEUE SPHÄREN IM LICHTKEGEL -- Sao Paulo Companhia de Danca im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Mit der Deutschen Erstaufführung von "The Eight" gedenkt der Choreograph Stephen Shropshire des 200. Geburtstags von Anton Bruckner. In den Kostümen von Fabio Namatame erklingt das Finale von…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑